Interview

Schlager-Star blickt auf seine KarriereRoland Kaiser: Darum schreibe ich keine Songs mehr

Schlagersänger Roland Kaiser beim Konzert.

Deutschlands Schlager-Gentleman Roland Kaiser ist seit Jahren ein gefeierter Live-Künstler. In diesem Jahr steht er an zwei Abenden auf der Bühne der Lanxess-Arena.

Die Begeisterung um Schlagerstar Roland Kaiser ebbt nicht ab. Auch sein neues Album „Marathon“ wird von den Fans gefeiert, demnächst startet die Tour. Mit EXPRESS.de sprach der Künstler über seine Karriere.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Er ist Deutschlands erfolgreichster Live-Künstler. Seine Konzerte begeistern mehrere Generationen. Wenn Roland Kaiser (72) auf die Bühne geht, dann gibt es kein Halten mehr.

Mit seiner großen Jubiläumstournee zum 50. Bühnenjubiläum hat der Schlager-Gigant im Vorjahr einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere hingelegt. Über 400.000 Fans kamen zu den Stadion-Konzerten.

Roland Kaiser gibt zwei Konzerte in der Kölner Lanxess-Arena

In diesem Jahr kann die „Kaisermania“ auch wieder in der Halle erlebt werden. Am 31. Mai und 1. Juni steht die Kölner Lanxess-Arena auf dem Tourplan. Dort wird es auch Titel aus dem neuen Album „Marathon“ zu hören geben. Die Platte ist schon seit vier Wochen in den deutschen Top-10.

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Über das neue Album, seine Familie und den besonderen Reiz der Stadt Köln sprach Roland Kaiser exklusiv mit EXPRESS.de.

Sie planen gerade die Arena-Tournee. Wie viele Kaiser-Klassiker sind da eigentlich Pflicht?

Roland Kaiser: Schwer zu sagen. Es sind bestimmt zwölf Songs, die sein müssen. Als Künstler muss man den Menschen das präsentieren, was sie hören möchten. Aber ich möchte den Leuten auch neue Überraschungen bieten. Daher gibt es immer eine Mischung aus alten und neuen Songs.

Haben Sie im Vorjahr bei der „50 Jahre, 50 Hits“-Tour vielleicht alte Schätzchen wiederentdeckt?

Roland Kaiser: Die Spielweise von „Sieben Fässer Wein“ hat schon Spaß gemacht, das wiederholen wir. Ed Sheeran stand bei der Version ja sozusagen Pate.

Ihre neue Bühne wurde von dem Team entworfen, was auch die Bühnen für Adele in München oder für Abbas Voyage-Show in London entwickelt hat.

Roland Kaiser: Das ist in meinem künstlerischen Leben die aufwendigste Bühne, die ich bisher hatte. Das wird auch für das Publikum ein Erlebnis. Wir werden ab Anfang April zwölf Tage in Berlin musikalische Proben durchführen, ab dem 21. April beginnen dann die Proben in der Halle in Bremen mit der endgültigen Bühne, damit wir uns auf dieser zurechtfinden.

Wird es Änderungen in Ihrer Band geben?

Roland Kaiser: Nein, alle 16 Musikerinnen und Musiker bleiben an Bord. Das macht mir auch großen Spaß, weil wir solch ein gutes Verhältnis zueinander haben. Ich bin ein sehr treuer Mensch. Seit 51 Jahren bin ich bei der gleichen Plattenfirma, seit mehr als 20 Jahren beim gleichen Konzertveranstalter. Ich wechsele keine Teams, die funktionieren. Vor zwei Jahren habe ich Bruce Springsteen in Düsseldorf gesehen. Das hat mir auch imponiert, wie er mit seiner legendären E-Street-Band gespielt hat.

Apropos: Ein Journalist nannte sie neulich den deutschen Springsteen.

Roland Kaiser: Bitte nicht, das ist zu viel der Ehre.

Album-Cover von Roland Kaiser „Marathon“.

Mit dem Album „Marathon“ hat Roland Kaiser wieder neue Songs veröffentlicht, die er auch live präsentieren möchte.

„Marathon“ ist ein musikalisch und inhaltlich breit gefächertes Album. Es wäre ein würdiger Schlusspunkt.

Roland Kaiser: Ich mache aber weitere (lacht).

Um im Marathon-Bild zu bleiben: Bei welchem Kilometer sehen Sie sich denn?

Roland Kaiser: Bei Kilometer 32, würde ich sagen.

Da wird es im echten Marathon langsam unangenehm…

Roland Kaiser: Ich hatte meine Widerstände schon früher im Leben. Selbst bin ich noch nie einen Marathon gelaufen, daher kann ich das nicht beurteilen. In einer Karriere weiß man vorher nicht, ob man einen Sprint, einen Mittelstreckenlauf oder bestenfalls einen Marathon vor sich hat. Das entscheidet das Publikum, wie lange man darf.

Die letzten Jahre waren von der Zuneigung der Fans ein einziger Rausch.

Roland Kaiser: Das, was mir in den letzten Jahren passiert ist, hat mich demütiger und dankbarer denn je gemacht. Ich habe noch nie so sehr mit den Füßen auf dem Boden gestanden wie zuletzt. Dieser Erfolg lässt mich nicht abheben, sondern macht mir bewusst, dass ich wirkliches Glück habe. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass die Musik, die ich mache, über Generationen hinweg gefällt. Bei den Konzerten fällt mir auf, dass dort Menschen sind, die seit 30, 40 Jahren mit mir mitgehen, aber auch eine neue, junge Fangemeinde dazukommt.

Sängerin Maite Kelly und der deutsche Schlagersänger Roland Kaiser stehen gemeinsam auf der Bühne.

Mit Maite Kelly hat Roland Kaiser den Mega-Hit „Warum hast du nicht nein gesagt“ gelandet.

Die Idee für den Albumtitel hatte Ihre Frau Silvia. Die hat sie vor Jahren auch ermutigt „Warum hast du nicht nein gesagt“ als Duett zu singen. Sie scheint ein gutes Näschen für Ihre Arbeit zu haben.

Roland Kaiser: Das hat sie wirklich. Wir planen viele Dinge gemeinsam, reden über das Programm, die Titel. Es ist eine sehr gute Sache, wenn man ein Gegenüber hat, der das versteht und empfindet.

Sie hatten gerade 29. Hochzeitstag. Sind Sie ein guter Ehemann?

Roland Kaiser: Das müssen Sie meine Frau fragen. Aber ich habe das Gefühl, dass sie zufrieden ist.

Roland Kaiser: Eric Philippi schrieb persönlichen Titel für ihn

Der Song „Was aus euch wird“ handelt von Ihren Kindern, wurde aber von Eric Philippi geschrieben. Wie gut hat er Ihre Haltung getroffen?

Roland Kaiser: Erstaunlicherweise hat er das zu 100 Prozent getroffen. Eric Philippi hat eine sehr erwachsene Schreibweise gewählt und spricht mir aus dem Herzen, indem er den Glauben, den ich an die Jugend habe, teilt. Mit der Zeile „Dass was aus euch wird, das war mir doch klar“ ist das Vertrauen, dass ich in meine Kinder habe, perfekt auf den Punkt gebracht. Ich weiß, dass sie großartige, fleißige und kluge Menschen sind. Sie treten nicht nach unten und buckeln nicht nach oben und sind großartige Persönlichkeiten.

Schreiben Sie gar keine Songs mehr selbst?

Roland Kaiser: Ich habe mich davon verabschiedet. Wenn mich Künstler-Kolleginnen oder -Kollegen darum bitten, dann tue ich das. Aber für mich selbst texte ich nicht mehr. Ich habe vieles im Leben geschrieben, große Hits mit meinem Kollegen Norbert Hammerschmidt – von „Santa Maria“ über „Dich zu lieben“, „Joana“ oder „Lieb mich ein letztes Mal“. Irgendwann habe ich mir gesagt, dass Autorinnen und Autoren für mich schreiben sollen, die ein Stück entfernt sind, einen anderen Blick auf mich haben und andere Worte wählen.

Und daher kommt dann auch im Song „Länger als gedacht“ ein Begriff wie „Freundschaft plus“ vor?

Roland Kaiser: Ich finde das spannend, wenn Autoren andere Begriffe einwerfen, die ich vorher gar nicht kannte.

Fans von Roland Kaiser im Kölner Stadion.

2024 begeisterte Roland Kaiser seine Fans bei den Stadion-Konzerten, unter anderem im Rhein-Energie-Stadion.

„Achtung und Respekt“ ist ein starker Appell für ein besseres Miteinander.

Roland Kaiser: Dieser Titel wurde mir von Jonathan Zelter und Dominik Gassner angeboten, die für mich bereits „Zuversicht“ geschrieben haben. Als ich das Stück gehört habe, war ich sofort begeistert, weil es den Zeitgeist reflektiert. Ich merke, dass der Ton in der Gesellschaft rauer wird und da gefiel mir der Appell, dass wir uns alle erinnern sollten, wie man sich gegenseitig zu benehmen hat. Da das Lied wichtig und gut ist, habe ich es auch als Single veröffentlicht. Der Gedanke dahinter ist eigentlich simpel: Behandele andere Menschen so, wie du behandelt werden möchtest.

2024 haben Sie im Kölner Stadion gespielt, nun geht es wieder in die Lanxess-Arena. Wie gefallen Ihnen Konzerte in der Stadt?

Roland Kaiser: Es fällt allen Künstlerinnen und Künstlern auf: Die Menschen, die in Köln zu Konzerten gehen, wollen sich unterhalten lassen und den Abend genießen. Ich bin der Letzte, der die Kölner Mentalität belächelt. Sie hat viel Philosophisches in sich. Man kann noch so viel über Toleranz oder Gendern reden. Die Kölschen sagen: „Jede Jeck is anders“. Das trifft es genau auf den Punkt. Leben und leben lassen, diese Mentalität ist unschlagbar.