Im „Tatort: Saras Geständnis“ bekamen es die Schwarzwald-Cops Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) mit einer geheimnisvollen Frau (Johanna Wokalek) zu tun, die nach ihrer Strafe aus der Haft entlassen wurde. Wie beschädigt sind Menschen, die tatsächlich unschuldig im Gefängnis saßen?
Wie im TatortWelche Folgen hat es, wenn man unschuldig in Haft sitzt?
Der achte Schwarzwald-Fall erzählte eine ungewöhnliche Rehabilitationsgeschichte, die zu scheitern drohte. Und das, obwohl die verurteilte Straftäterin in „Tatort: Saras Geständnis“ eine Frau war, aus „gutem Hause“ kam und sich am Ende sogar als unschuldig herausstellte.
Ihren Vater sollte Sara Manzer (toll: Johanna Wokalek) im Suff erschlagen haben. Dafür saß sie vier Jahre in Haft. Im Gefängnis wandelte sie sich vom exzentrischen Partygirl mit Alkoholproblem zur besonnenen, ja fast spröden Frau. Kaum entlassen, wurde sie wieder des Mordes verdächtigt. Wie schwer ist es in Wirklichkeit, nach der Zeit im Knast ein neues Leben anzufangen - zumal, wenn man unschuldig war?
Worum ging es im Tatort „Saras Geständnis“?
Nach vier Jahren Haft gerade entlassen, holt Sara ihr altes Leben schnell wieder ein. Sie wird des Mordes an einem frühpensionierten Polizisten verdächtigt. Der stocherte in alten mysteriösen Fällen herum - von John F. Kennedy bis Sara Manzer. Der Privatermittler hatte Sara kurz vor seinem Tod immer wieder angerufen. Dies kann doch kein Zufall gewesen sein? Sara bestreitet zunächst, den Toten gekannt zu haben. Und noch ein Geheimnis schwebt im Hintergrund: Saras Vater könnte anders gestorben sein, als es das Gericht nach dem Geständnis der Tochter damals feststellte.
Tatort „Saras Geständnis“: Worum ging es wirklich?
Drehbuchautorin Astrid Ströher, die sowohl „Saras Geständnis“ als auch den kommenden Münsteraner Fall „Propheteus“ (Ausstrahlung 6. März) geschrieben habt, beantwortet die Frage so: „Im Zentrum der Geschichte steht eine Frau, die in ihrem Leben große Fehler gemacht hat und es nun trotz aller guten Vorsätze, einen Neuanfang zu schaffen, weder sich noch ihrer Umgebung leicht macht. Dabei droht sie, nicht nur ihre beste Freundin, sondern auch ihre Tochter und ihren Ex-Mann, der ihr immer noch freundschaftlich verbunden ist, zu verlieren.“ Im übergeordneten Sinn, so Ströher, gehe es um die Frage „ob und wie es nach großen Krisen und Verwerfungen weitergehen kann - und welche Narben wir dabei alle davontragen“.
Wie im Tatort: Wie viele Menschen sitzen unschuldig in Haft?
In Deutschland befanden sich Ende März 2021 insgesamt 44.588 Gefangene und Verwahrte in Justizvollzugsanstalten. Stellt sich heraus, dass Menschen unschuldig im Gefängnis waren, haben sie in Deutschland Anspruch auf eine Haftentschädigung. Die beträgt 25 Euro pro Tag, auch wenn seit Jahren an einer Erhöhung dieses Betrages „gearbeitet“ wird. Im Jahr sind das 9.125 Euro (Stand: 2020).
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit weit hinten. Österreich zahlt beispielsweise 100 Euro pro Tag. Über die Zahl der unschuldig in Haft Sitzenden gibt es in Deutschland keine Statistiken oder Hochrechnungen. Allerdings existiert eine Erhebung von 2011, für die 13 deutsche Bundesländer Daten lieferten. Die Fragestellung lautete, wie viele Personen in jenem Jahr Haftentschädigung ausgezahlt bekamen. Es waren 551 Personen. Als Spitzenreiter erwies sich dabei Bayern (111 Personen), am Ende des Rankings stand Mecklenburg-Vorpommern (neun Personen).
Welche Folgen hat es, wenn man unschuldig in Haft sitzt?
In Deutschland erschien 2018 eine Studie der Kriminologischen Zentralstelle über die Rehabilitation und Entschädigung von unschuldig Verurteilten nach Vollstreckung einer Freiheitsstrafe: 29 Verfahren zwischen 1990 und 2017 wurden analysiert, bei denen es nach einer Haftstrafe zu einer erfolgreichen Wiederaufnahme und einem Freispruch kam. Zusätzlich wurden 17 Interviews mit Justizopfern, Staatsanwälten, Richtern und Verteidigern geführt. Die unschuldig in Haft Sitzenden litten vor, aber auch nach Aufdeckung des Fehlurteils unter vielerlei Problemen: Oft waren diese finanzieller Art. Es stellte sich für die Betroffenen als sehr schwierig dar, nach der Entlassung wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Bei mehreren Betroffenen kamen posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Schlafstörungen und Angstattacken hinzu. Nicht nur die Inhaftierten selbst, sondern auch ihre Familienangehörigen waren durch die Situation deutlich belastet.
Wie geht es beim Schwarzwald-„Tatort“ weiter?
Die Dreharbeiten zum nächsten Schwarzwald-„Tatort“ fanden im Juli und August 2021 statt. Der Arbeitstitel des Films lautet „An der Buche“. Er entstand nach einem Drehbuch von Bernd Lange, der auch für den viel gelobten ersten Fall mit Franziska Tobler und Friedemann Berg, „Goldbach“, verantwortlich war. Zudem schrieb Lange die preisgekrönte deutsche Miniserie „Das Verschwinden“ mit Julia Jentsch. Regie bei „An der Buche“ führte Franziska Schlotterer, die nach dem „Tatort: Was wir erben“ ebenfalls zum zweiten Mal im Schwarzwald-Revier Hand anlegte.
Und darum geht es: Das viele Blut im Schlafzimmer einer ländlich wohnenden Familie könnte auf einen Mord hindeuten. Immerhin sind ein depressiver Familienvater und sein fünfjähriger Sohn spurlos verschollen. Die Mutter, gespielt von Lisa Hagmeister, gibt mit ihrem stoischen Verhalten Rätsel auf. (tsch)