Caroline Darian, die Tochter des französischen Serienvergewaltigers Dominique Pelicot, spricht erstmals bei „Maischberger“ über ihre Erfahrungen - und wie sie heute damit umgeht. Im ARD-Studio wird es ungewöhnlich still. Am Ende bricht tosender Applaus aus.
„Er ist ein Raubtier“Tochter des Serienvergewaltigers Pelicot sorgt bei Maischberger für Stille
Aufrüstung, Trump, ein Telefonat mit Präsident Selenskyj. Die Sendung von Sandra Maischberger am Donnerstagabend (19. März 2025) startet mit Themen, die seit Wochen die Medien dominieren.
Doch plötzlich wird es im Zuschauerraum ungewöhnlich still: Caroline Darian betritt die Bühne. Es ist einer ihrer ersten Auftritte im deutschen Fernsehen.
Caroline Darian: „Ich bin sehr stolz auf meine Mutter, sie hat sich den Angreifern gestellt“
Sie ist die Tochter des Serienvergewaltigers Dominique Pelicot - ihren „Erzeuger“, wie sie ihn distanziert nennt. Der Fall aus Frankreich beschäftigt seit jeher die ganze Welt: Ein Mann, der seine Frau über Jahre hinweg betäubte, vergewaltigte und fremden Männern zum Geschlechtsverkehr anbot.
Zu 20 Jahren Haft verurteilte ihn das Gericht von Avignon im vergangenen Winter 2024 (seht dazu auch das Video oben). Doch Darian macht im ARD-Talk „Maischberger“ klar: Hier hört es nicht auf.
„Was meine Mutter gemacht hat, ist beispielhaft. Sie hat die Menschen über die Grenzen hinweg berührt“, sagt Darian an diesem Abend. Sie trägt dicke, schwarze Brille und Karohemd, ihre Stimme klingt stark, bestimmt.
Zwar wurden 51 Täter verurteilt - darunter Informatiker, Anwälte, Journalisten und Familienväter. Vier bis 15 Jahre Haft wurde ihnen auferlegt. Für Darian nur ein kleiner Erfolg.

Copyright: WDR / Oliver Ziebe
„Ich bin sehr stolz auf meine Mutter, sie hat sich den Angreifern gestellt“, sagte Caroline Darian im ARD-Talk. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)
Bilder werden eingeblendet, von Menschen, die in Frankreich und auf der ganzen Welt demonstrieren, sie halten Plakate in der Hand mit den Worten „not men, but always men“. Bekannt wurde Gisele Pelicot mit dem Slogan: „Die Scham muss die Seiten wechseln“.
„Ich bin sehr stolz auf meine Mutter, sie hat sich den Angreifern gestellt“, sagt Darian. Ihre Mutter sei mit Würde und Standhaftigkeit bei jeder einzelnen Verhandlung erschienen. Nun hat Darian selbst ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben. Denn der Fall ihrer Mutter sei nur eine Seite der Medaille - sie, die Tochter, ihre Brüder, Schwägerinnen und deren Kinder seien die Opfer, die in Vergessenheit geraten.
Tochter von Serienvergewaltiger: „Ich werde dich nie wieder Papa nennen“
Ob Darian in Ordnung damit sei, dass die Öffentlichkeit von Anfang an da war, die Intimität der Familie auf dem Silbertablett präsentiert wurde, fragt Sandra Maischberger. „Wäre die Tür während des Prozesses verschlossen gewesen, hätte keiner verstanden, was meine Mutter erlitten hat - das wäre nur ein Geschenk für die Angreifer“, entgegnet Darian.
Zu wenig sei das Thema in der Vergangenheit in den Medien präsent gewesen. Und gerade diese Öffentlichkeit sei so wichtig. Auch deshalb habe Darian ein Buch geschrieben - über ihre Perspektive als Tochter. Es trägt den Titel: „Und ich werde dich nie wieder Papa nennen“.
Die Nummer des Hilfetelefons für Personen wird eingeblendet, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Immer wieder ist die Rede von einem „historischen Prozess“, den ihre Mutter durchlebte. Darian selbst spricht von dem „größten Sexualverbrechen der letzten Jahre“ und einer „chemischen Unterwerfung“, die ihre Mutter durchmachen musste. Damit meint sie psychoaktive Substanzen, die einer Person verabreicht werden, um kriminelle Handlungen an ihnen zu verüben. „Keine K.o.-Tropfen, sondern angstlösende Medikamente, Schlaf- und Schmerzmittel, die man in jeder Apotheke bekommt“, sagt Darian.
Auf der Suche nach der Wahrheit
Caroline Darian befindet sich weiterhin auf der Suche nach der Wahrheit. Ihren früheren „liebenden Vater“ vergleicht sie heute mit einem „Raubtier“. Am 2. November 2024, dem Tag des Schlussplädoyers im Fall Dominique Pelicot, sei ihr „Erzeuger“ für sie endgültig gestorben. Sie habe ihn „virtuell begraben“.
Nun strebt Caroline Darian auch einen eigenen Prozess an: „Was er wohl mit mir gemacht hat?“, fragt sich Darian bei „Maischberger“. „Ich möchte, dass bis zum Ende ermittelt wird“, sagt sie entschlossen. Neben ihrem Buch hat Darian auch eine Präventionskampagne gestartet - denn überall auf der Welt gäbe es unsichtbare Opfer, die eine Stimme bräuchten. Im Publikum bricht tosender Applaus aus - Sandra Maischberger verabschiedet sich mit einem „merci beaucoup“. (tsch)