„Völlig wahnsinnig!“Lanz und Precht machen sich über Lindners Ministerpläne lustig

Richard David Precht (links) und Markus Lanz finden an der Berliner Bundespolitik derzeit wenig Freude.

Richard David Precht (links) und Markus Lanz finden an der Berliner Bundespolitik derzeit wenig Freude.

Der aktuelle „Lanz & Precht“-Podcast gerät zur Generalabrechnung mit der Berliner Politik. „Ein bisschen mehr Demut wäre gut“, empfiehlt Lanz den gescheiterten Koalitionären. Zu vielen Positionen der Union hält der ZDF-Talker fest: „Die Rhetorik passt absolut nicht zur Realität.“

Das Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition beschäftigt Markus Lanz und Richard David Precht auch in der aktuellen Ausgabe ihres gemeinsamen ZDF-Podcasts. Dabei habe ihn der Bruch vor gut einer Woche „nicht sehr überrascht“, wie Lanz mit Verweis auf „einen sehr klaren, sachdienlichen Hinweis“ erklärt.

„Ich habe am Wochenende davor sehr klare Hinweise erstmals bekommen, dass die FDP am Donnerstag das Ding platzen lassen will“, sagt der ZDF-Talker bei „Lanz & Precht“ und zieht daraus die Schlussfolgerung: „Die SPD ist ihnen dann einfach letzten Endes zuvorgekommen.“

Precht: „Lindner wird mit Sicherheit nicht Finanzminister, und das weiß er“

Irritiert äußert sich Lanz darüber, dass Bundeskanzler Olaf Scholz in der an das Ampel-Aus anschließenden Pressekonferenz seine „Wutrede vom Teleprompter“ abgelesen hat - das habe er „so auch noch nicht gesehen“. Lanz: „Das ist die ganze Härte und Kälte der Macht, die da einmal durchkommt mit persönlichen harten Anwürfen.“ Dass der Kanzler, „der die Gesamtverantwortung hat“, mit Christian Lindner „nur einen einzigen Schuldigen“ präsentiere, kaufe er nicht ab.

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Schließlich beklagt Markus Lanz, dass die in der Ampel gescheiterten Verantwortlichen keine persönlichen Konsequenzen ziehen: „Womit ich nicht klarkomme, ist, dass man sagt: 'Wir sind gescheitert, und jetzt bin ich übrigens euer nächster Spitzenkandidat.'“ Dies treffe auf Olaf Scholz ebenso zu wie auf den entlassenen Finanzminister Lindner, „der nicht nur sagt, er würde gerne im nächsten Kabinett sein. Er hat auch schon den entsprechenden Posten im Auge. Er sagt: 'Ich würde gerne als Finanzminister weitermachen.' Völlig wahnsinnig!“, schimpft Lanz ungläubig lachend. Er findet: „Ein bisschen mehr Demut wäre gut.“

Richard David Precht kommentiert die Ausführungen mit beißender Ironie: „Wenn die FDP wiedergewählt wird mit maximal fünf Komma irgendwas Prozent, ist doch klar, dass eine Fünf-Prozent-Partei den Finanzminister stellt!“, ätzt der TV-Philosoph und fragt: „Was ist denn das für eine Vorstellung, die dahintersteckt? Wenn er überhaupt der nächsten Regierung angehören wird, dann als kleinster Partner, diesmal als Zwergenpartner. Da wird er mit Sicherheit nicht Finanzminister, und das weiß er auch selber.“

Precht warnt die Grünen: „Dann wird man endgültig zerfleischt werden“

Genauso wisse Robert Habeck, dass er nicht Kanzler werde, wiewohl er für die Grünen als Kanzlerkandidat antritt: „Warum macht man so was?“, fragt Precht rhetorisch. „Aus Verantwortung?“

Auch über die mögliche nächste Regierungskoalition machen sich Lanz und Precht Gedanken. Aus Sicht der Podcaster werde es am ehesten auf Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün hinauslaufen. Letzteres, eine Koalition aus Union und Grünen, „wäre die totale Katastrophe“, glaubt Richard David Precht. Für CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sei Klimaschutz derzeit „überhaupt kein Thema“, seine Politik sei auch „nicht so ganz weit entfernt von dem Linder-Papier“, das zum Ampel-Bruch beigetragen hat.

An die Grünen richtete der Bestseller-Autor und Moderator eine Warnung: „Wenn man wieder in die Regierung geht, wird man wieder alles das, was man seinen Wählern jetzt im Wahlkampf verspricht, nicht realisieren können. Dann wird man endgültig zerfetzt und zerfleischt werden.“ Er empfahl der Partei, sich personell zu erneuern und Klimapolitik aus der Opposition heraus zu forcieren: „Aber als Juniorpartner, der jedes Mal überstimmt wird und sich nicht durchsetzen kann, kann man der Sache nur einen schlechten Dienst tun.“

Lanz über CDU-Positionen: „Unglaublich nebulös und ein bisschen schwafelig“

Zuletzt wurde im „Lanz & Precht“-Podcast auch noch die Union scharf kritisiert. Lanz erinnerte daran, unter der Woche den CDU/CSU-Fraktionschef Thorsten Frei in seiner Sendung begrüßt zu haben. Immer, wenn er bei seinem Gast konkreter nachgefragt habe, sei ihm aufgefallen, dass vieles bei der CDU „Kulturkampf und Rhetorik“ sei.

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Speziell in Bezug auf die Energiepolitik unterstellte Lanz CDU-Chef Friedrich Merz, in Talkshows Forderungen zu stellen, an dessen Erfüllbarkeit er selbst nicht glaube. Lanz: „Dann kommt Kernfusion, von der ernst zu nehmende Physiker wie Harald Lesch sagen: 'In 30 Jahren frühestens ist das unser Thema!' Dann träumt man von so Mini-Reaktoren, und du merkst: Das ist alles unglaublich nebulös und eigentlich auch ein bisschen schwafelig.“ Der Befund des ZDF-Talkers: „Die Rhetorik passt absolut nicht zur Realität.“ (tsch)