Tobias LichtZDF-Star über sein zwiegespaltenes Verhältnis zu Köln

Tobias Licht steht vor einer Hecke in Köln Sülz.

Tobias Licht auf Heimatbesuch in Köln. Heute lebt er im Havelland, als Rentner würde er gerne für einen Großteil der Zeit in die Provence ziehen. Aber erstmal wird noch fleißig geschauspielert.

Tobias Licht spricht über das Leben auf dem buchstäblichen Ponyhof, seine vielen Arztrollen und sein zwiespältiges Verhältnis zu seiner Heimat im Rheinland gesprochen.

von Horst Stellmacher  (sm)

Köln. Mit TV-Ärzten kennt er sich aus: Der Kölner Schauspieler Tobias Licht (43) startete seine Karriere 1999 auf Patientenseite in der RTL-„Stadtklinik“, gab als Gerichtsmediziner wertvolle Tipps in der ZDF-Serie „Die Spezialisten – Im Namen der Opfer“, heilt Kranke und bricht Herzen in der Reihe „Die Inselärztin“ (ARD) und ist jetzt in „Bettys Diagnose“ (ZDF, freitags, 19.25 Uhr) an der Aachener Karlsklink der Ehrgeizling Dr. Koopmann. Wir luden mal zur „Sprechstunde“.

Tobias Licht im EXPRESS-Interview

Sie mischen als karrieresüchtiger Arzt Dr. Tom Koopmann das medizinische Personal in der Karlsklinik auf. Ist das ein Arzt, dem Sie selbst vertrauen würden?

Tobias Licht: Als Kollegen hätte ich so einen nicht gern. Er ist kein Sympath, sondern einer, dem Karriere über alles geht. Manchmal hat man sogar den Eindruck, er würde über Leichen gehen, um im Beruf weiterzukommen. Aber als Arzt ist er toll. Ein Vollblutmediziner, der mit ganzer Seele helfen und heilen will. Da würde ich ihm voll und ganz vertrauen.

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Die Mediziner, die Sie bisher spielten, waren sehr sympathische Zeitgenossen. Was reizt an der Rolle des Unsympathen?

Tobias Licht: Meine Frau meint, das sei endlich eine Rolle, die mir auf den Leib geschneidert wurde: „Mit dem Koopmann hast du Glück, da kannst du dich selber spielen!“ (lacht). Aber ich denke, so ist es nicht. Es macht Spaß, diese kantigen Typen zu spielen und dabei nach Zwischentönen zu suchen, um zu zeigen, warum jemand ist, wie er ist.

Tobias Licht und Horst Stellmacher sitzen gemeimsam am Tisch.

Tobias Licht und Horst Stellmacher beim Interview in Sülz.

Weißkittelserien pflastern Ihren Weg. Ihre allererste Rolle hatten Sie in der „Stadtklinik“. Wie kam es dazu?

Tobias Licht: Zufall. Ich hatte mir als Requisiteur nebenbei Geld fürs Studium verdient, war aber immer sehr an dem interessiert, was vor der Kamera passierte. Damals gab es noch richtige Proben, und wenn die Gastschauspieler noch nicht anwesend waren, habe ich deren Texte gesprochen. Das muss wohl gut gewesen sein, denn eines Tages sagte mir ein Regisseur: „Wir haben hier eine kleine Rolle, die kannst du spielen.“

Wurde das die erste Arzt-Rolle?

Tobias Licht: Natürlich nicht. Die Rolle war viel kleiner – ich spielte den Sohn eines Patienten.

Haben Sie mal davon geträumt, Mediziner zu werden?

Tobias Licht: Nein. Als ich jung war, wusste ich immer nur, was ich nicht werden wollte, ich hatte da keine speziellen Wünsche. Auch die Berufe meiner Eltern haben mich nicht gereizt. Ich habe erst ein paar Haken schlagen müssen, bis ich mit 24 merkte, dass ich das, was ich jetzt mache, unbedingt machen muss – nämlich die Schauspielerei.

Wie kam es dazu?

Tobias Licht: Ich hatte Journalismus studiert, dieses Studium war kombiniert mit einem Volkswirtschaftsstudium, und das passte überhaupt nicht zu mir. Aber dann habe ich zu der Zeit meinen sechs Jahre jüngeren Bruder Lucas in einer Schultheater-Inszenierung gesehen. Ich saß in meiner alten Schule an der Kölner Kreuzgasse, und es schlug ein wie ein Blitz: „Das, was Lucas da macht, ist das, was ich auch am liebsten täte.“ So nahm alles seinen Lauf, ich habe mit dem angefangen, was mich auch heute noch glücklich macht.

Sie haben sich in den vielen Rollen, in denen Sie zu sehen waren, die Bezeichnung „Frauenliebling“ erspielt. Nutzt so etwas auch im Privatleben?

Tobias Licht: Das weiß ich nicht. Ich habe das nie für mich benutzt, instrumentalisiert oder gelebt. Dazu hatte und habe ich zu viel Respekt vor Frauen. Und es liegt vielleicht auch daran, dass ich von Frauen erzogen worden bin. Die prägenden Figuren meiner Kindheit und Jugend waren meine Oma und meine Mutter. Und da mir mein Vater nie ein Schürzenjäger-Dasein vorgelebt habt, kannte ich so etwas privat sowieso nicht. Aber ich freue mich natürlich, wenn das so ist – und habe nichts dagegen, wenn es so bleibt.

Tobias Licht, Isabell Horn und Betty Weiss stehen sich gegenüber.

In „Bettys Diagnose“ (Staffel 8 läuft gerade) ist Tobias Licht alias Dr. Koopmann nicht immer freundlich...

Sie sind als Rheinländer ins Havelland gezogen – kommen aber oft in Ihre Heimatstadt Köln, um hier „Bettys Diagnose“ zu drehen. Wie ist da das Wiedersehen?

Tobias Licht: Das ist nicht immer einfach, immerhin habe ich hier – wenn ich alles zusammenrechne – netto 30 Jahre meines Lebens verbracht. Ich bin das erste Mal mit 24 gegangen, dann mit 28 wiedergekommen und dann mit Mitte 30 der Liebe wegen zu meiner Freundin und jetzigen Frau nach Berlin gezogen. Ich kenne hier aber noch jede Ecke und alles wie meine Westentasche. Und wenn ich dann hier bin, stelle ich fest, wie viel von dem, was war, weg ist. Ich habe deswegen ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis zu Köln.

Wie meinen Sie das?

Tobias Licht: Das Haus, in dem ich groß geworden bin, gehört uns nicht mehr. Freunde sind nicht mehr da. Ich fahre an Melaten vorbei, und da liegt seit einem Jahr mein Vater. Da gibt es so vieles, was sich für mich geändert hat. Das macht mich manchmal sehr traurig, und dementsprechend ist es für mich nicht immer leicht, wieder hierher zu kommen.

Jetzt leben Sie mit Ihrer kleinen Familie auf einem eigenen Pferdehof im Havelland. War es schwer, von der Stadt aufs Land zu ziehen?

Tobias Licht: Einfach war es nicht. Ich war bis dahin eine totale Stadtpflanze. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es einen Ort auf dem Land gibt, den wir bezahlen könnten und der trotzdem ganz dicht an einer Stadt und einem Flughafen liegt. Meine Frau hat anders gedacht. Sie hat unentwegt nach einem Ort auf dem Land gesucht, allein schon, weil das besser für unseren Sohn sei. Und eines Tages wurde sie tatsächlich fündig, sie hat einen renovierungsbedürftigen Pferdehof an der Landstraße zwischen Brandenburg und Nauen entdeckt – und der war es!

Wenn nur eines ginge: Film oder Pferdehof – was dann?

Tobias Licht: Ich kann mir das eine ohne das andere nicht mehr vorstellen. Schauspieler haben ja oft viel Leerlauf. Ich habe diese Zeit immer gehasst, ich konnte dann mit mir nichts anfangen. Seit ich auf dem Land lebe, ist mir definitiv nicht mehr langweilig. Ich arbeite im Garten, pflanze ein, reiße ab, baue auf. Gerade habe ich alte Holzläden geschliffen und lackiert. Eine Wahnsinnsarbeit – aber schön. Das erfüllt mich, das möchte ich nicht mehr missen. Aber trotzdem – ich bin auch immer froh, wenn ich mich wieder aufmachen und drehen kann.

22 Jahre vor der Kamera. Schon mal Gedanken drüber gemacht, was Sie in 22 Jahren machen, wenn Sie 65 sind?

Tobias Licht: Ich will auf jeden Fall der Musik treu bleiben. Mein großer Traum ist es, dann auf der Bühne zu stehen, und begleitet von Klavier und Akkordeon Chansons von Jacques Brel zu singen. Und ich will dann große Teile meiner Zeit in Frankreich verbringen – Frankreich ist nämlich mein Sehnsuchtsland. Ich stelle mir das so vor: Eine Po-Backe im Havelland, eine in der Provence.

Tobias Licht: Erfahrungen im Theater und auch in diversen Soaps

Tobias Licht (geboren am 9. Dezember 1977 in Köln). Fing als Requisiteur bei „Die Stadtklinik“ an. Spielte ab 2000 in der Soap „Unter uns“ mit. Von 2002 bis 2005 Schauspielstudium an der Bayerischen Theaterakademie „August Everding“ in München. Engagements am Landestheater Linz (Österreich), und am Theater Ingolstadt.

2008 folgte dann die Soap „Alles was zählt“ und von 2016 bis 2019 war er bei „Die Spezialisten“ zu sehen. Tobias Licht ist seit September 2016 mit Film- und Theaterschauspielerin Nora Huetz (35) verheiratet. Die beiden haben den Sohn Carl Wilhelm (3) und leben auf einem Pferdehof nahe Nauen.