Impfquote 100 Prozent?Gibraltar hat trotzdem ein Corona-Problem, wir erklären die Hintergründe

Ein Berberaffe sitzt auf dem Felsen von Gibraltar und schaut über das Mittelmeer.

Eine Berberaffe sitzt am 24. November 2018 auf dem Felsen von Gibraltar.

Gibraltar vermeldete bereits im April 2021 eine Impfquote von 100 Prozent – nun liegt die Corona-Inzidenz bei 600. Die Behörden übersahen eine wichtige Tatsache.

Gibraltar. Es sind Überschriften, die in einer Pandemie keiner brauchen kann, und viele Impfskeptiker verweisen aktuell auf einen kleinen Felsen am Rande von Europa: Gibraltar.

Dort vermeldete der Chief Minister Fabian Picardo (49) bereits im April in einem offiziellen Statement, die Halbinsel sei „endlich Corona-frei”. Die offizielle Impfquote liegt seit Mai bei 100 Prozent. Derzeit liegt die Corona-Inzidenz in dem britischen Überseegebiet wieder bei mehr als 600 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohnern. Wie kann das sein?

Impfquote 100 Prozent? So ist die Corona-Lage in Gibraltar

Die örtlichen Behörden erklärten im Frühjahr, fast 80.000 Dosen verimpft zu haben. Bei einer Bevölkerung von gerade einmal 34.000 Einwohner und zwei Impfungen pro Person (also 68.000 Dosen für die Einwohner Gibraltars) ergibt das genau genommen sogar eine Quote von deutlich mehr als 100 Prozent.

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Tatsächlich wurden die Impfungen dagegen längst nicht nur an Einheimische vergeben, wie unter anderem die „Süddeutsche Zeitung” berichtet. Auch Pendler aus Spanien, die lediglich in dem britischen Territorium arbeiten, erhielten demnach Impfdosen. Das beträfe mindestens 8.000 Menschen, also nochmal 16.000 Dosen zu den 68.000 Dosen für die Einwohner Gibraltars.

Heißt: Die 80.000 Impfungen wurden auf deutlich mehr Menschen verteilt als gedacht.

Gibraltar: Hohe Inzidenz trotz 100 Prozent Impfquote?

Noch immer gibt es in Gibraltar also Menschen ohne Impfschutz – auch fast vier Monate, nach dem Picardo erklärte, die Bevölkerung sei durchgeimpft.

An diesem Sonntag (25. Juli) vermeldeten die Behörden dort 18 Neuinfektionen mit dem Coronavirus, davon waren acht Personen ungeimpft. Eine sogar im Alter von über 100 Jahren. Von einer Impfquote von 100 Prozent ist Gibraltar also noch immer weit entfernt. Dennoch hat sich die Corona-Lage am Mittelmeerfelsen deutlich verbessert – trotz hoher Inzidenzen ist seit April keine Person mehr am Virus gestorben. Zuvor waren es 94 Todesopfer im Zusammenhang mit der Pandemie.

Gibraltar hat eine Fläche von gerade einmal 6,5 Quadratkilometern. Es liegt zwar im Süden Spaniens, gehört aber seit dem 18. Jahrhundert zum Vereinigten Königreich. Das Areal ist bei Touristen äußerst beliebt. Insbesondere der berühmte Felsen mit seinen zahlreichen Berberaffen zieht jährlich Millionen von Besuchern an. (pvr)