Mallorca ächzt unter MassentourismusPolitik plant neue Maßnahmen: „Die Balearen haben ihre Grenzen erreicht“

Touristen und Touristinnen genießen im Juli 2021 die Sonne am Strand von Arenal.

Touristen und Touristinnen genießen im Juli 2021 die Sonne am Strand von Arenal. Die beliebte Urlaubsinsel leidet immer mehr unter den extremen Besucherströmen.

Immer mehr Urlauberinnen und Urlauber zieht es nach Mallorca. Doch die Baleareninsel leidet – genauso wie Menorca und Ibiza – zunehmend unter dem Massentourismus. Die Regierung der Balearen fordert nun harte Maßnahmen und einen klaren Kurswechsel.

von Paulina Meissner  (mei)

Die Präsidentin der Regionalregierung der Balearen, Marga Prohens, hat aufgrund zunehmender touristischer Belastungen eine Neugestaltung des Tourismusmodells für die balearischen Inseln und somit auch für Mallorca angekündigt.

„Die Balearen haben ihre Grenzen erreicht“, stellte Prohens laut einem Bericht des „Mallorca Magazins“ während einer Pressekonferenz klar. Die Regierung plane demnach, Dialogforen zu eröffnen, um gemeinsam Maßnahmen aufzustellen und dem Massentourismus ein Ende zu setzen: „Wir können nicht weiter wachsen“, gestand Prohens ein.

Mallorca: Regierung plant Maßnahmen gegen Massentourismus

Wie dramatisch die Lage an vielen Orten bereits jetzt ist, wird auch durch Reaktionen aus der Bevölkerung deutlich. Auf Ibiza, Menorca und Mallorca sind Demonstrationen geplant, die sich gegen die Überfüllung und den weiter wachsenden Tourismus richten.

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Besonders kleine Orte wie etwa das mallorquinische Dorf Sóller leiden zunehmend unter den Besucherströmen. Dort fordern Einheimische jetzt eine Begrenzung für Besucherinnen und Besucher, die das Dorf und den Hafen ansteuern wollen. „Solche Beschränkungen sind notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit als internationales Reiseziel zu sichern und sie mit dem Leben der Einwohner in Einklang zu bringen“, betonte Prohens.

Ein zentraler Aspekt der Diskussionen sei außerdem das allgemeine Gefühl auf Mallorca, dass die touristische Vermarktung zu weit gegangen sei. „Wir müssen einen Schritt zurück machen“, fasste Jaume Garau, Sprecher des Fòrum de la Societat Civil, zusammen. Auch auf dem bevorstehenden „1. Tourismuskongress der Zivilgesellschaft“ am 26. Juni will man sich verstärkt mit dem Thema Massentourismus befassen.

Mallorca: Werden Mietwagen auf der Insel bald limitiert?

Ziel sei es, ein Dokument mit Vorschlägen für ein nachhaltiges Tourismusmodell zu erstellen. Erste Vorschläge beinhalten so zum Beispiel die Reduzierung der Mietwagenflotte und der Hotelunterkünfte, die Zuweisung von Ökosteuern zu einem Diversifizierungsfonds und die Schaffung von Sozialwohnungen.

Margalida Ramis, eine Sprecherin des Forums, forderte eine deutliche Reduzierung des Tourismus: „Der Tourismus muss in vernünftige Bahnen gelenkt werden.“ Themen wie Landvermarktungspolitik, Naturschutz, Wassermanagement, das Ankern in balearischen Gewässern und die Auswirkungen des Klimawandels sollen ebenfalls verstärkt angegangen werden.

„Fragen des Wachstumsrückgangs sind schwierig, aber unerlässlich, um den Tourismus neu zu gestalten“, betonte Ramis. Sie kritisierte auch die hohe Zahl der Kreuzfahrtschiffe, die Mallorca in der Hochsaison tagtäglich anlaufen: „Niemand würde drei 1000-Betten-Hotels in die Bucht von Palma setzen, aber das passiert fast täglich mit Mega-Kreuzfahrtschiffen“, so Garau.

Es könnte also schon bald zu einem Wendepunkt in der Tourismuspolitik der Balearen kommen. Das neue Ziel der Politik ist dabei vor allem, ein Tourismusmodell zu entwickeln, das sowohl den Bedürfnissen der Einwohnerinnen und Einwohner als auch der Umwelt gerecht wird. Welche Konsequenzen dies dann für die Urlauberinnen und Urlauber haben wird, das ist noch unklar.