Bei Aldi will die Konzernführung offenbar langfristig am Image schrauben, indem auf Nachhaltigkeit gesetzt wird: Statt Billig-Schnitzel aus grausamer Massentierhaltung soll demnächst beim Fleisch auf die Haltungsstufen 3 und 4 gesetzt werden. Jedoch soll diese Umstellung fürs Tierwohl bei Fleisch erst im Jahr 2030 komplett umgesetzt werden. Das wirft die Frage auf: Warum erst 2030?

Diese Frage stellte am Donnerstag (10. August 2023) auch ein Facebook-User öffentlich auf der offiziellen Seite von Aldi Süd. Er nutzte dafür einen Post, in dem ein Würstchen-Rezept vom Unternehmen angepriesen wird.

Aldi: Ärger um Haltungsform wird öffentlich auf Facebook

Der Mann schrieb: „Warum wird Haltungsform 3 und 4 erst in sieben Jahren die Regel sein? Es gibt noch viel zu viel Haltungsform 2 in euren Regalen.“ Und tatsächlich gab es schon kurz darauf eine offizielle Antwort vom Social-Media-Team von Aldi.

„Der Fleischmarkt ist sehr komplex und auch unsere Landwirtinnen und Landwirte benötigen Zeit für die Umstellung. Das geht nur Stück für Stück und für die Zwischenzeit haben wir uns kleine Ziele gesetzt. Bei der Milch können wir beispielsweise bereits in 2024 auf die Haltungsstufen 3 und 4 umstellen“, lautete die Antwort. Tatsächlich ist bestätigt, dass spätestens ab Frühjahr 2024 die Trinkmilch komplett auf die Haltungsformen 3 und 4 umgestellt sein soll – sowohl bei Aldi Süd als auch bei Aldi Nord.

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Doch damit wollte sich der Facebook-User nicht zufriedengeben. Er bohrte weiter nach – und machte seinem Ärger Luft: „Danke, aber Ihre Info ist mir schon bekannt. Meine Konsequenz: Ich/wir kaufen derzeit keine Produkte mit Haltungsform 1 und 2. Das machen übrigens ebenso Bekannte von uns.“

Darauf gab es bislang von der Aldi-Seite keine weitere Reaktion. Vielleicht will man sich nicht auf Grundsatzdiskussionen in der Öffentlichkeit einlassen? Fakt ist: Fleisch aus der Haltungsform 2 ist aktuell am häufigsten in Aldi-Kühlregalen vertreten.

Für jeden einsehbar hatte Aldi Süd kürzlich über das Haltungsform-Vorhaben in einer offiziellen Mitteilung auf der eigenen Homepage berichtet: „Bis 2030 möchten wir unser gesamtes Frischfleisch-Sortiment auf die Haltungsform 3 (Außenklima-Haltung) und die Haltungsform 4 (Premium-Haltung) umstellen. Damit sollen Tierwohl-Frischfleischprodukte, wie z.B. Bio, zur Selbstverständlichkeit werden. Die Umstellung bezieht sich auf die größten Nutztiergruppen Rind, Schwein, Hähnchen und Pute in Deutschland; ausgenommen (internationale) Spezialitäten und Tiefkühlartikel.“

Bei Aldi und anderen Discountern: Was bedeuten die Haltungsformen?

Was genau bedeuten die Haltungsformen? Hier eine stichpunktartige Auflistung zur Orientierung:

• Haltungsform 1 „Stallhaltung“: Diese Haltungsform entspricht ausschließlich den gesetzlichen Mindeststandards. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist Fleisch der Stufe 1 am günstigsten.
• Haltungsform 2 „Stallhaltung Plus“: Hier haben Nutztiere etwas mehr Platz im Stall als es gesetzlich vorgeschrieben ist. Rinder sollen sich mehr bewegen können, da sie nicht angebunden werden. Hühner und Schweine erhalten mehr Material, mit dem sie sich beschäftigen dürfen.
• Haltungsform 3 „Außenklima“: Hier gibt es noch etwas mehr Platz als bei Haltungsform 2. Zudem ist der Kontakt zum Außenklima vorgeschrieben. Das bedeutet zum Beispiel, dass der Stall an einer Seite geöffnet ist. Es geht dabei jedoch nicht um Freilauf an der frischen Luft. Im prinzip eicht dafür schon ein kontinuierlich geöffnetes Fenster im Stall.
• Haltungsform 4 „Premium“: Zu dieser Haltungsform gehören alle Bio-Produkte. Die Tiere haben hier am meisten Platz, um sich zu bewegen. Zusätzlich zum Stall sind beispielsweise ein befestigter, überdachter Außenklimabereich sowie eine Freilandfläche vorgeschrieben.