„Suppe selbst eingebrockt“FC-Frauen vor Abstiegs-Thriller – kam die „Lektion zum richtigen Zeitpunkt“?

Manjou Wilde ist enttäuscht.

Manjou Wilde kämpft mit dem 1. FC Köln um den Klassenerhalt. Das Bild zeigt die Mittelfeldspielerin nach der bitteren Niederlage gegen Abstiegskonkurrent SV Meppen am 14. Mai 2023.

Die Frauen des 1. FC Köln kämpfen nach einer schwierigen Saison um den Klassenerhalt. Mittelfeldspielerin Manjou Wilde äußert sich vor dem letzten Spieltag gegen Essen zur Situation.

von Felix Stollenwerk  (sto)

Saisonfinale in der Frauen-Bundesliga, und der 1. FC Köln bangt noch immer um den Klassenerhalt. Am Sonntag (28. Mai 2023, 14 Uhr) empfangen die Kölnerinnen die SGS Essen und sind dabei gehörig unter Druck.

Zwar steht die Mannschaft von Interimstrainerin Nicole Bender-Rummler (40) vor dem letzten Spieltag zwei Tabellenplätze vor der Abstiegszone, doch haben die FC-Frauen nur einen Punkt Vorsprung. Will man sich also auf der sicheren Seite wähnen, muss ein Sieg her.

Manjou Wilde zur FC-„Suppe“: „Müssen wir auslöffeln“

Kölns Manjou Wilde (28) gesteht: „Die Anspannung ist sehr, sehr groß. Das war sie auch schon in den letzten zwei, drei Wochen. Das ist ja kein Geheimnis. Wir sind froh, dass wir es in der eigenen Hand haben. Deshalb ist es auch eine positive Anspannung. Wir können uns auf uns verlassen. Darüber sind wir sehr dankbar.“

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In der „eigenen Hand“ haben es die FC-Frauen nur dank eines ganz wichtigen 3:1-Auswärtssieges beim SC Freiburg am vergangenen Sonntag (21. Mai). Mit den drei Punkten aus dem Breisgau gelang der Sprung von Rang elf (Vorletzter und erster Abstiegsplatz) auf neun. Köln zog an Meppen und Duisburg vorbei.

Dabei hätten die Kölnerinnen bereits vor dem Freiburg-Spiel für Klarheit sorgen können, verloren das Abstiegsduell gegen Meppen aber mit 1:2. Wilde erkennt an: „Das Meppen-Spiel war eine Lektion, die vielleicht zum richtigen Zeitpunkt kam. Auch dafür sind wir dankbar. Wir haben uns die Suppe eingebrockt, jetzt müssen wir sie auch auslöffeln.“

Voraussetzung für einen Kölner Abstieg wäre einerseits, dass die FC-Frauen nicht gewinnen, die Konkurrenz aus Meppen und Duisburg hingegen schon. Meppen reicht bei einer FC-Pleite auch ein Punkt, um vorbeizuziehen.


Die Tabelle der Frauen-Bundesliga vor dem letzten Spieltag:

  1. 1.: FC Bayern München, 56 Punkte/ 56:7 Tore
  2. 2.: VfL Wolfsburg, 54 Punkte / 73:16 Tore
  3. 3.: Eintracht Frankfurt, 51 Punkte / 51:22 Tore
  4. 4.: TSG Hoffenheim, 45 Punkte / 54:25 Tore
  5. 5.: Bayer Leverkusen, 27 Punkte / 29:28 Tore
  6. 6.: SC Freiburg, 24 Punkte / 35:45 Tore
  7. 7.: SGS Essen, 22 Punkte / 25:41 Tore
  8. 8.: Werder Bremen, 21 Punkte / 16:37 Tore
  9. 9.: 1. FC Köln, 18 Punkte / 19:43 Tore
  10. 10.: MSV Duisburg, 17 Punkte / 15:46 Tore
  11. 11.: SV Meppen, 17 Punkte / 16:34 Tore (Abstiegsplatz)
  12. 12.: Turbine Potsdam, 8 Punkte / 12:57 Tore (Abstiegsplatz)

Die Zwischenstände werden den Spielerinnen am Sonntag im Franz-Kremer-Stadion verschwiegen, Wilde findet das gut: „Das wollen wir nicht. Ich glaube, da wir es in der eigenen Hand haben und alle zeitgleich spielen, ist das eine gute Ausgangslage, uns auf uns zu fokussieren. Wenn das eine oder andere lächelnde Gesicht auf der Bank zu sehen ist, nehmen wir das schon wahr. Unser Ziel ist es aber ganz klar, das Spiel zu gewinnen, alles andere ist dann am Ende auch egal.“

1. FC Köln: Mit Fan-Support und Interimstrainerin zum Klassenerhalt

Dabei helfen soll vor allem die Mentalität, die Interimstrainerin Bender-Rummler der Mannschaft vermittelt: „Die Energie, die sie reinbringt, springt total auf uns über. Dass man jetzt in ein, zwei Wochen taktisch nicht mehr so viele Dinge beibringen kann, ist klar, aber sie bringt unfassbare Mentalität rein, die die Mannschaft annimmt. Sie erreicht uns sehr, sehr gut. Ihre Ansprachen sind nicht nur motivierend, sondern geben uns auch das Richtige mit auf den Weg, weil Fußball am Ende im Kopf entschieden wird“, lobt Wilde ihre Trainerin.

Für den 1. FC Köln wäre der Abstieg eine Riesen-Enttäuschung. Eigentlich strebte man einen Tabellenplatz im oberen Mittelfeld der Tabelle an. Nach ausbleibenden Erfolgen musste Trainer Sascha Glass (50) seinen Stuhl räumen.

Zweimal gab es den Titel

So schnitten die DFB-Frauen bei Weltmeisterschaften ab

Die deutsche Nationalmannschaft beim Teamfoto vor einem Testspiel.

Am 20. Juli 2023 startet die neunte Fußballweltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland. Zu diesem Anlass stellen wir Ihnen das Abschneiden der deutschen Frauennationalmannschaft bei den bisherigen Weltmeisterschaften vor. (Foto: 21. Februar 2023)

Helen Nilsson grätscht der deutschen Spielerin den Ball ab.

WM 1991: Platz 4. Bei der ersten Frauenweltmeisterschaft kam die deutsche Mannschaft gleich ins Halbfinale, verlor dann aber gegen die späteren Siegerinnen, die USA. Das Bild stammt aus dem Spiel um Platz drei gegen Schweden am 29. November 1991.

Martina Voss im Duell mit Tina Svensson.

WM 1995: Platz 2. Die Deutschen unterlagen Norwegen 0:2 im Finale in Schweden. Das Bild zeigt die spätere Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am 18. Juni 1995 im Dribbling gegen mehrere Norwegerinnen.

Bettina Wiegmann (l) gegen zwei Spielerinnen der USA.

WM 1999: Viertelfinale. Die deutschen Frauen flogen im Viertelfinale gegen die Gastgeberinnen und späteren Weltmeisterinnen, die USA, raus. Erstmals wurden ausschließlich Schiedsrichterinnen eingesetzt. Das Bild stammt vom 1. Juli 1999, dem letzten Spiel der Deutschen Nationalmannschaft bei der WM.

Das Deutsche Team feiert den Weltmeister-Triumph in Kalifornien.

2003: Weltmeister. In der USA gewann Deutschland 2003 endlich den ersten Titel. Birgit Prinz wurde Spielerin des Turniers und Torschützenkönigin mit sieben Toren. Das Bild stammt vom Finaltag, dem 12. Oktober 2003.

Die deutsche Nationalmannschaft feiert den WM-Triumph in Shanghai.

WM 2007: Weltmeister. Vier Jahre später schaffte die deutsche Nationalmannschaft in China die Titelverteidigung. Am 30. September reckt Birgit Prinz in Shanghai den Pokal in den Himmel.

Kerstin Garefrekes feiert mit ihren Teamkolleginnen ihren Treffer.

WM 2011: Viertelfinale. Bei der Heim-Weltmeisterschaft 2011 schied die DFB-Auswahl als zweifacher Titelverteidiger bereits im Viertelfinale gegen den späteren Sieger Japan aus. Das Bild zeigt das jubelnde Team nach einem Treffer beim Auftaktspiel am 26. Juni 2011 gegen Kanada.

Das Team der USA jubelt nach ihrem Treffer gegen die deutsche Mannschaft.

WM 2015: Platz 4. In Australien flog Deutschland erneut gegen die USA im Halbfinale raus und verlor auch das Spiel um Platz 3 gegen England. Das Foto stammt vom Ausscheiden am 30. Juni 2015, gegen die USA.

Die deutsche Nationalmannschaft ist sichtlich enttäuscht nach dem Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft 2019.

WM 2019: Viertelfinale. Bei der Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich flog das DFB-Team am 29. Juni 2019 gegen Schweden im Viertelfinale aus dem Turnier.

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Sorgen um den in dieser Saison stark gestiegenen Fan-Support macht man sich derzeit nicht. Manjou Wilde zeigt sich beeindruckt vom Kölner Anhang: „Dass es sportlich nicht so gut lief, war für die Entwicklung des Frauenfußballs hier natürlich nicht gut, aber wie die Fans hinter uns standen, wie wir nach dem Spiel in Meppen trotzdem noch bejubelt wurden – das habe ich so noch nicht erlebt. Das hat uns noch mal gezeigt, dass wir den Fans hier etwas zurückzugeben haben.“

Dabei habe „auch das Spiel im Rhein-Energie-Stadion gezeigt, dass egal wie die sportliche Ausgangslage ist, die Stadt hinter uns steht, der Verein hinter uns steht. Ich denke, das sollten wir mit einem halbwegs guten Abschluss, dem Klassenerhalt, zurückgeben“, so die Mittelfeld-Akteurin.