„War schon ein Nachteil für mich“Soldo über seinen FC-Start, die Ziele für 2023 und Kritik vom Papa

Nikola Soldo im Spiel gegen Partizan Belgrad.

Nikola Soldo (hier am 6. Oktober 2022) ist beim 1. FC Köln in die Fußstapfen seines Vater Zvonimir getreten.

Nikola Soldo wechselte als Last-Minute-Zugang zum 1. FC Köln. Im Interview spricht der Verteidiger über seinen Bundesliga-Start, Papa Zvonimir und das Vertrauen von Steffen Baumgart.

von Jürgen Kemper  (kem)

Er kam im Sommer auf den allerletzten Drücker zum 1. FC Köln. In einer Hauruck-Aktion verpflichteten die Verantwortlichen Nikola Soldo (21) am „Deadline-Day“. Durch die zahlreichen englischen Wochen hatte der junge Verteidiger wenige Möglichkeiten, mit der Mannschaft zu trainieren und kaum Zeit, seinen Wechsel zu verarbeiten.

Erst jetzt im Heimat-Urlaub in Kroatien hat der Sohn von Ex-FC-Trainer Zvonimir Soldo (55) die Chance, die vergangenen Monate mal sacken zu lassen. Vorher sprach Soldo aber noch mit EXPRESS.de über die Fußstapfen seines Vaters, seine bisherigen Leistungen und das Vertrauen von Coach Steffen Baumgart (50).

Nikola Soldo: „Am nächsten Morgen war dann alles anders“

Nikola Soldo, wie haben Sie den Tag Ihres Transfers zum FC erlebt?Nikola Soldo: Es war ein verrückter Tag. Die Nacht vor dem Deadline-Day bin ich mit dem Gedanken ins Bett gegangen, dass ich noch ein Jahr in Kroatien bleibe, bis ich den nächsten Schritt gehe. Am nächsten Morgen war dann alles anders. Plötzlich kamen die Verantwortlichen aus Köln, um mit mir die entscheidenden Gespräche zu führen. Über Nacht war ich Bundesliga-Spieler. Am nächsten Tag wurde ich dann vorgestellt und habe meine neuen Teamkollegen kennengelernt. Nach einer Woche stand ich das erste Mal im Bundesliga-Kader. Das war schon extrem für den Kopf.

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Hatten Sie zu dem Zeitpunkt noch andere Optionen?Soldo: Es gab noch ein anderes Angebot, aber als der FC auf mich zukommen ist, musste ich nicht mehr überlegen. Da stand meine Entscheidung sofort fest. Ich freue mich, dass ich jetzt hier bin und den nächsten Schritt in meiner Karriere machen kann.

Ist der FC etwas Besonderes für Sie, weil Ihr Vater hier bereits Trainer war?Soldo: Ja, es ist schon eine besondere Geschichte für unsere Familie. Ich habe die Zeit meines Vaters in Köln (2009 bis 2010, Anm. der Red.) damals hautnah miterlebt. Ich habe daher noch viele Kindheits-Erinnerungen an den FC. Es war damals eine geile Truppe mit Lukas Podolski, Geromel oder Maniche. Seit der Zeit fühlt sich Köln ein Stück weit wie Heimat an. Ich bin stolz, dass ich jetzt in Papas Fußstapfen treten darf.

Was hat er zu Ihrem Wechsel gesagt?Soldo: Er freut sich riesig, dass ich diese Chance bekomme. Er unterstützt mich, wo es nur geht. Das gilt aber für meine gesamte Familie und meine Freunde. Nach jedem Spiel sprechen wir darüber, was ich gut gemacht habe und was ich verbessern kann. Das hilft mir sehr, denn mein Vater weiß, wovon er spricht. Er war zehn Jahre in der Bundesliga und hat fast 400 Spiele für den VfB Stuttgart gemacht. Er weiß, wie es geht.

Wie beurteilt er denn Ihre bisherigen Leistungen?Soldo: Das erste Spiel gegen Slovacko war schon hart. Ich musste mich noch an alles gewöhnen, hatte vorher kaum mit der Mannschaft trainiert. Das hat man in den Abläufen gemerkt, das hat er mir auch so zurückgespiegelt. Ich weiß aber auch ohne sein Feedback, dass ich einige Situationen besser lösen kann. Ich bin hier, um mich weiterzuentwickeln und weiter an mir zu arbeiten, damit ich die Fehler minimiere. Ich bin froh, dass ich in Steffen Baumgart einen Trainer habe, der alles dafür tut, dass wir jungen Spieler diese Chance bei ihm bekommen.

Wie froh sind Sie, dass nach den zahlreichen englischen Wochen nun regulär trainieren können?Soldo: Für mich als neuen Spieler ist Training unheimlich wichtig. Ich hatte in den ersten Monaten kaum Gelegenheit, taktische Dinge zu lernen und einzustudieren, weil fast alle drei Tage ein Spiel auf dem Programm stand. Das war schon ein Nachteil für mich. Dafür, dass ich kaum mit der Mannschaft trainieren konnte, habe ich es ordentlich gemacht, denke ich. Mit zunehmendem Training wird es auch besser mit der Abstimmung klappen.

Wie reagiert Steffen Baumgart auf Fehler?Soldo: Bei ihm spüre ich immer die volle Unterstützung. Es ist normal, Fehler zu machen. Das weiß er am besten, er war schließlich selbst mal Spieler. Nach dem Spiel setzen wir uns meist zusammen und sprechen über die Fehler, aber auch darüber, was ich gut gemacht habe. Es hilft mir, um zu lernen.

Nach dem Test gegen den VfB Stuttgart hat er gesagt, dass er Ihnen die Chef-Rolle in der Dreierkette zutraut. Was sagen Sie zu dem Lob?Soldo: Es ist immer schön, wenn ein Trainer die eigene Leistung würdigt. Ich habe mich in der Mitte auch sehr wohlgefühlt. Diese Position kenne ich bereits aus Kroatien und traue mir diese Rolle auch beim FC zu, wenn der Trainer mich dort braucht.

Worin sehen Sie bei sich das meiste Verbesserungs-Potenzial?Soldo: Mein erster Kontakt muss besser werden. Dadurch, dass das Tempo in der Bundesliga gegenüber Kroatien deutlich höher ist, muss ich im Eins-gegen-eins schneller antizipieren, was der Angreifer vorhat und dementsprechend reagieren. Es fühlte sich gerade am Anfang wie ein neuer Sport an. Wenn ich jetzt Spiele aus Kroatien schaue, wirkt alles langsam. Da muss man sich erstmal dran gewöhnen.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie diese Zeit von den Verantwortlichen bekommen werden?Soldo: Sie wissen, dass es für mich ein gewaltiger Schritt ist. Mir wurde von Anfang an gesagt, dass ich die nötige Zeit bekommen werde. Die sportliche Leitung hat insgesamt viel Geduld mit uns jungen Spielern. Das spürt man und das gibt einem ein gutes Gefühl. Ich bin dankbar für dieses Vertrauen, das mir tagtäglich entgegengebracht wird. Das gibt mir Selbstvertrauen auf dem Platz.

Mit Jeff Chabot kehrt im neuen Jahr ein zusätzlicher Innenverteidiger zurück. Wie bewerten Sie die neue Konkurrenz-Situation?Soldo: Es gehört zum Profi-Fußball dazu. Konkurrenz ist gesund und kann einen besser machen. Wir Innenverteidiger verstehen uns sehr gut und spornen uns alle gegenseitig an. Ich habe nicht das Gefühl, dass der eine dem anderen etwas missgönnt. Ich versuche einfach, mein Maximum zu geben und den Trainer davon zu überzeugen, auf mich zu setzen.

Abschließend: Wie sehen Ihre Ziele für das neue Fußball-Jahr aus?Soldo: Wir wollen erst mal gut aus den Startlöchern kommen. Wir haben zuletzt einige Punkte liegen gelassen. Ich bin optimistisch, dass uns das auch gelingt. Einige wichtige Spieler kehren zurück, die uns besser machen, davon bin ich überzeugt. Wir haben die Qualität, um in der Bundesliga eine gute Rolle zu spielen. Persönlich will ich weiter hart an mir arbeiten, um besser zu werden. Ich will meine Fehler minimieren und mich weiter an das Niveau der Bundesliga gewöhnen.