Überraschung im Transfer-ZoffBetrugsvorwürfe: FC stellt Strafanzeige gegen Ljubljana-Vertreter

Christian Keller, Thomas Kessler und Steffen Baumgart stehen bei einer Trainingseinheit des 1. FC Köln am Geißbockheim an der Bande.

Christian Keller, Thomas Kessler und Steffen Baumgart am 30. Oktober 2023 am Rande einer Trainingseinheit des 1. FC Köln am Geißbockheim.

Der 1. FC Köln hat sich im Transfer-Zoff mit Olimpija Ljubljana zu Wort gemeldet. Am Dienstag veröffentlichte der Verein eine Mitteilung und verkündete darin die Strafanzeige gegen drei Vertreter des slowenischen Klubs.

von Béla Csányi  (bc)

In den Transfer-Zoff mit Slowenien-Klub NK Olimpija Ljubljana kommt beim 1. FC Köln neue Würze. Der Klub verkündete am Dienstag (28. November 2023), dass schon vor einigen Wochen Strafanzeige gegen drei Vertreter des Ex-Vereins von Jaka Cuber Potocnik (18) gestellt worden sei.

In der FC-Mitteilung heißt es: „Die Staatsanwaltschaft Köln hat den Anfangsverdacht zwischenzeitlich bejaht und ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen die drei Vertreter eingeleitet.“

1. FC Köln begründet Anzeige gegen Ljubljana-Vertreter

Sein rechtliches Vorgehen gegen drei Vertreter des slowenischen Klubs begründete der FC damit, „dass NK Olimpija Ljubljana auf Grundlage falschen Tatsachenvortrags versucht, eine ungerechtfertigte Schadenersatzhöhe zugesprochen zu bekommen.“

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Der Klub fordert vom FC 2,5 Millionen Euro Schadenersatz dafür, dass Sturm-Talent Potocnik im Januar 2022 einen Tag nach seiner einseitigen Vertragsauflösung in der Heimat am Geißbockheim unterschrieben hatte. Olimpija wirft Köln dabei die Anstiftung zum Vertragsbruch vor, der FC pocht auf Potocniks Recht auf die Vertragsauflösung „aus wichtigem Grund“.

Große Namen dabei

Wie der 1. FC Köln: Diese Vereine wurden mit Transfersperren belegt

Roma Spieler Philippe Mexes bejubelt seinen Treffer im Champions-League-Match Rom gegen Cluj im Olimpico in Rom

Verein: AS Rom | Sperre: ein Jahr Transfersperre (2004) | Grund: Ungereimtheiten beim Transfer von Philippe Mexes (Foto: 2010). Die Sperre blieb bestehen und die Roma fand sich in der Spielzeit lange mitten im Abstiegskampf wieder. Am Ende konnten die Hauptstädter die Klasse knapp halten.

Ägyptens Torhüter Essam El Hadary, jubelt während des FIFA Confederations Cup 2009 Spiels zwischen Ägypten und Italien im Ellis Park Stadium in Johannesburg.

Verein: FC Sion | Sperre: zweijährige Transfersperre (2008–2010), 36-Punkte-Abzug, Ausschluss aus der Europa League | Grund: Ungereimtheiten beim Transfer von Essam El Hadary (Foto 2009) von Al Ahly nach Sion. Der Fall FC Sion brachte den gesamten Schweizer Fußball ins Wanken. Sion klagte sich durch alle nationalen und internationalen Instanzen, bis die Fifa damit drohte, alle Schweizer Vereine aus internationalen Wettbewerben auszuschließen, bis Sion die Strafe akzeptieren würde. Sion missachtete die Sperre und bekam im Jahr 2012 satte 36 Punkte abgezogen und hielt gerade so die Klasse.

Chelseas Gael Kakuta (r.) gewinnt einen Zweikampf gegen Ipswich Town's Mark Kennedy (l.) während des FA League Cup Spiels gegen Ipswich Town

Verein: FC Chelsea | Sperre: ein Jahr Transfersperre (2009), später in Geldstrafe umgewandelt | Grund: drängen auf eine Vertragsauflösung beim Transfer des Supertalents Gael Kakuta mit RC Lens. Die erste Transfersperre für die Blues ist ein Fall, der dem 1. FC Köln Mut machen könnte. Ähnlich wie beim aktuellen Fall Ende März 2023, soll es um den Transfer eines jungen Talents gehen, der zu einer Vertragsauflösung gedrängt worden sein soll. Chelseas Strafe hielt allerdings nicht lange, da sich beide Vereine auf eine finanzielle Kompensation in Höhe von rund 905.000 Euro einigen konnten.

Ex-Gladbach-Keeper Marc-André ter Stegen, hier am 8. Januar 2023 zu sehen, hat seinen Klub FC Barcelona mit zwei gehaltenen Elfmetern in das Finale des spanischen Supercups geführt.

Verein: FC Barcelona | Strafe: ein Jahr Transfersperre (2014) | Grund: Regelbrüche beim Transfer von Jugendspielern. Der FC Barcelona wurde 2014 mit einem Transfer-Bann erlegt. Der Verein kämpfte gegen die Entscheidung an und nutzte das Zeitfenster als das Urteil in der Schwebe lag, dazu unter anderem Marc-André ter Stegen (Foto 2023) und Luis Suárez zu verpflichten. Die Sperre wurde im Transferfenster 2015 wieder für gültig erklärt und somit konnte Barcelona die zuvor verpflichteten Arda Turan und Aleix Vidal nicht mehr registrieren. Dennoch wurde Barça in den Jahren 2015 und 2016 spanischer Meister.

Real Madrid’s Isco Alarcon (l.)  Alavaro Morata (m.) und Nacho Fernandez (r.) beim Mannschaftstraining am 28. April 2017

Verein: Real Madrid | Sperre: ein Jahr Transfersperre (2016), später reduziert zu nur einem Transferfenster. | Grund: Regelbrüche bei der Verpflichtung von Jugendspielern. Real Madrid wurde wegen Regelbrüchen im Januar 2016 zu einer einjährigen Transfersperre verdonnert. Diese sollte im Sommer 2016 beginnen, wurde aber angefochten und während der Verhandlung des Falls nicht durchgesetzt. Real Madrid verpflichtete in dem Fenster den Stürmer Alvaro Morata und bekam dennoch eine Sperre von einem Transferfenster für den Winter 2017. Das tat dem Erfolg allerdings keinen Abbruch. Real wurde 2017 spanischer Meister und gewann die Champions League.

Atletico Madrid's Stürmer Antoine Griezmann (L) gewinnt ein Laufduell gegen Manchester City Mittelfeldspieler Ilkay Gundogan (R) während des Champions League Spiels zwischen Manchester City und Atletico Madrid im Etihad Stadium in Manchester am 5. April 2022.

Verein: Atlético Madrid | Sperre: ein Jahr Transfersperre (2016) | Grund: Ungereimtheiten bei einigen Transfers seit 2007. Atletico ereilte im Jahre 2016 dasselbe Schicksal wie Stadtrivale Real. Allerdings musste Atletico, anders als Real, die gesamte einjährige Strafe absitzen. Während dieser schwierigen Zeit für den Verein entschied sich Superstar Antoine Griezmann (Foto 2022) gegen einen Wechsel zu Barcelona und verlängerte stattdessen seinen Vertrag bei den Hauptstädtern.

Manchester City – FC Schalke 04 im Ethiad Stadium. Manchesters Leroy Sané Schalkes (l) und Schalkes Torwart Ralf Fährmann kämpfen um den Ball.

Verein: Manchester City | Sperre: einjährige Transfersperre, später umgewandelt in Geldstrafe | Grund: Regelbrüche bei der Verpflichtung von Jugendspielern. Im Jahr 2019 wurden die Skyblues mit einer Transfersperre für unlauteres Transfergebaren bestraft. Diese sollte für beide Transferperioden im Jahr 2019 gelten. Manchester City konnte sich allerdings schließlich außergerichtlich mit der Fifa auf eine Geldstrafe in Höhe von etwa 340.000 Euro einigen. Für den steinreichen Klub aus dem Norden Englands vermutlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

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Die Fifa war der Kölner Interpretation in ihrem ersten Urteil nicht gefolgt und hatte dem FC eine Transfersperre für zwei Wechselperioden auferlegt. Der Bundesligist trug in der Untersuchung die Beweislast, musste seine Unschuld also aktiv belegen. Weil das nicht gelang, folgte zunächst die Fifa-Sperre und nach dem Einspruch beider Klubs sowie von Potocnik selbst das Cas-Verfahren.

Aus FC-Sicht sollen sich die gegnerische Streitpartei sowie deren Zeugen bei der dortigen Anhörung in Lausanne im September immer wieder in Widersprüche verstrickt und teilweise selbst der schriftlichen Ljubljana-Darstellung widersprochen haben.

Die Kölner Auslegung des Falls sei dagegen von mehreren Zeugen, darunter der frühere Präsident von Olimpija Ljubljana und weitere „ehemalige leitende Mitarbeiter“ bestätigt worden. Auch deshalb entschied sich der FC im September für den Rechtsweg gegen die aktuelle Klub-Führung der Slowenen.

Schwere Vorwürfe aus Köln Richtung Ljubljana

„Der 1. FC Köln hat diesen Sachverhalt strafrechtlich überprüfen lassen und daher gegen drei Vertreter von NK Olimpija Ljubljana Strafanzeige wegen eines möglichen versuchten Betrugs zum Nachteil des 1. FC Köln gestellt“, stellt der Verein in seiner Mitteilung vom Dienstag klar.

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Die Staatsanwaltschaft Köln habe dem FC inzwischen positive Rückmeldung gegeben. Der Anfangsverdacht sei bejaht und ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen die drei Vertreter eingeleitet worden.

Was die neue Entwicklung für die CAS-Entscheidung bedeutet, ist allerdings noch offen. Klar ist aber, dass der FC sich einen Einfluss auf die Wahrnehmung des Sportgerichtshofs erhoffen dürfte. Wann genau wegen der zunächst von der Fifa verhängten und dann temporär aufgehobenen Transfersperre ein Urteil verkündet wird, ist nicht bekannt. So hängt auch weiter in der Schwebe, ob der FC im Januar Spieler verpflichten darf.