Trauriges FC-GeheimnisSchicksalsschlag schockt Köln-Profi – jetzt das emotionale Happy End

Davie Selke umarmt Kingsley Schindler beim Derby des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach.

Kingsley Schindler (l.) beim FC-Derby gegen Borussia Mönchengladbach am 2. April 2023, mit Köln-Kollege Davie Selke

Kingsley Schindler debütierte zuletzt für die Nationalmannschaft Ghanas. Damit verwirklichte er nicht nur einen großen Karriere-Traum, sondern auch ein „gefühltes Versprechen“ an seine 2022 verstorbene Mutter.

von Martin Zenge  (mze)

Ein Jahr in der Gefühls-Achterbahn…Ende März spielte Kingsley Schindler (29) erstmals für die Nationalmannschaft Ghanas, blüht seitdem auch beim 1. FC Köln auf. Was bislang kaum einer wusste: Hinter dem Debüt für das Heimatland seiner Eltern steckt ein trauriges Geheimnis, eine herzergreifende Geschichte.

Aber der Reihe nach. Am 13. März 2022 erlebte Schindler den wohl schönsten Moment seiner Bundesliga-Karriere. Der gebürtige Hamburger schoss den FC zu einem 1:0-Sieg in Leverkusen. Sein erster Treffer für Köln, sein erster im Oberhaus. Ausgerechnet im Nachbarschaftsduell.

Kingsley Schindler: Schicksalsschlag nach erstem Bundesliga-Tor

Doch ein Schicksalsschlag ließ sämtlichen Jubel schnell verstummen. Nach dem Triumph in der BayArena verpasste Schindler fünf Spiele aus „privaten Gründen“, wie es damals hieß. Auf der Klub-Homepage spricht er nun, im April 2023, erstmals über die schwere Zeit – in der er seine geliebte Mutter verlor.

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Cynthia Schindler war 1990 gemeinsam mit Kings Vater aus Ghana nach Deutschland ausgewandert. Ihr Mann verließ die Familie später, Cynthia musste King und dessen kleine Schwester Rosemond alleine großziehen.

Der FC-Profi erzählt: „Wir hatten eine extrem krasse Bindung. Wenn du nur mit einem Elternteil aufwächst, ist dieser Part wie ein eigenes Standbein für dich.“ Ein Standbein, das ihm vor einem Jahr durch den Tod seiner Mutter weggezogen wurde.

Freunde und Familie gaben ihm Kraft. Gewiss auch die Europapokal-Qualifikation mit dem FC, die Schindler mit einem Playoff-Tor in Székesfehérvár besiegelte. Der Beginn der laufenden Saison, die abermals mit Höhen und Tiefen versehen ist.

Kingsley Schindler zwischen Baby-Glück und Ghana-Debüt

Denn nach Kontakt mit Ghanas Nationaltrainer Otto Addo (47) hoffte Schindler inständig auf eine WM-Nominierung. Der Traum vom Debüt in Katar platzte allerdings und in Köln erlebte der Flügelspieler einen harten Jahres-Endspurt, leistete sich entscheidende Patzer in den letzten Partien gegen Bayer Leverkusen (1:2) und Hertha BSC (0:2). Dieses Mal aber, in der sportlichen Krise, hielt das Leben für ihn eine positive Wendung parat. Und was für eine!

Während King mit seiner Frau Ashlee der Geburt des zweiten gemeinsamen Kindes entgegenfieberte, meldete sich Ghanas neuer Trainer Chris Hughton (64) – der Nationalmannschafts-Traum sollte nun doch in Erfüllung gehen.

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Aber so sehr Schindler auch auf diesen Anruf gewartet hatte, seine Zusage für die Länderspiele im März gegen Angola war alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

„Auf der einen Seite stand dieser große Traum, ich wurde zum ersten Mal nominiert“, erklärt er. Auf der anderen Seite war ihm bewusst, dass seine Tochter genau in diesem Zeitraum geboren werden könnte.

Schindler in der Heimatstadt seiner Eltern erstmals im Ghana-Kader

„Die Entscheidung hat mir einige schlaflose Nächte beschert“, sagt Schindler, der mit seiner Frau sämtliche Szenarien durchging und den „Black Stars“ schließlich zusagte.

Mitentscheidend: Ghana spielte in der Qualifikation für den Afrika-Cup ausgerechnet in Kumasi – der Heimatstadt von Schindlers Eltern. Ein Umstand, den der frühere Kieler wohl eher als Schicksal denn Zufall empfand.

„Ich habe immer zu meiner Mutter gesagt, wie stolz ich darauf wäre, für das Land meiner Eltern zu spielen. Es hat sich ein bisschen angefühlt wie ein Versprechen an sie, dass ich immer alles dafür geben werde.“ Erst recht in dieser besonderen Stadt.

Seine Tochter Kumi Ada tat ihm allerdings weder den Gefallen, vor der Abreise zur Welt zu kommen, noch auf seine Rückkehr zu warten. Am 20. März, am späten Abend nach seiner Landung in der Hauptstadt Accra, erfuhr Schindler im Teamhotel Ghanas von der Geburt der Kleinen, lernte sie per FaceTime kennen.

Drei Tage später folgte in Kumasi seine Kader-Premiere, vier weitere Tage vergingen bis zu seinem Debüt beim Rückspiel in Angola. Beim 1:1 im „Stadion des 11. Novembers“ in Talatona durfte er die vollen 90 Minuten bestreiten.

Kingsley Schindler wünscht sich Verlängerung beim 1. FC Köln

Das Fazit dieser emotionalen Reise: „Am Ende ist alles so gekommen, wie wir es uns gewünscht haben. Ich hatte meinen Einsatz und bin jetzt zu Hause der glücklichste Mensch. Ich bereue nichts. Ich habe in Ghana so viel Liebe von den Menschen gespürt. Damit zurückzukommen und meine Tochter zu sehen, hat alles übertroffen. Ich habe nur Glücksgefühle.“Und seine Mutter war in Gedanken dabei. „Ich hoffe, dass sie das von oben gesehen hat, stolz auf mich ist und sich gefreut hat.“

In der Bundesliga vergoldete Schindler sein Nationalelf-Debüt, zeigte gegen Gladbach (0:0) und in Augsburg (3:1) seine vielleicht besten Saisonleistungen. Zunächst in der Offensive, am Ostersamstag dann auch als Rechtsverteidiger.

Eine Verlängerung seines zum 30. Juni auslaufenden Vertrags galt für viele Beobachter zwischenzeitlich als ausgeschlossen, scheint nun aber wieder im Bereich des Möglichen. Nicht nur wegen der von der Fifa verhängten Transfersperre.

„Ich fühle mich hier wohl, die Jungs sind top, das Trainerteam ist top. Meine Tochter ist hier geboren, was soll ich mehr sagen? Es gibt viele Argumente für mich, hierzubleiben“, offenbarte Schindler zuletzt und will den FC-Verantwortlichen bis Saisonende seinerseits noch Argumente liefern. Die nächste Chance hat er am Samstagnachmittag (15. April, 15.30 Uhr) gegen Mainz.