Bei den 24 EM-Teilnehmern ist der engste Kreis bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen reine Männersache! Egal ob medizinische Abteilung, Teambetreuer oder der Trainerstab: Frauen sind in den Delegationen der Nationalmannschaften kaum im Vordergrund zu sehen.

Beim kommenden DFB-Gegner Spanien findet sich eine der wenigen Ausnahmen – und das fast schon traditionell. Nuria Martínez Navas übt bei der Selección den Posten der „Delegada“ aus, vergleichbar mit der Rolle von Deutschlands Teammanager Thomas Beheshti (43). Dadurch sitzt sie während der Spiele des dreimaligen Europameisters auch auf der Bank.

Nuria Martínez Navas schaut beim Vierten Offiziellen ganz genau hin

Sie ist seit 2021 der Ersatz für Silvia Dorschnerova Weis, eine Deutsche, die den Posten knapp 20 Jahre bekleidet hatte. Weil die in ihrer Rolle bei weit über 200 Länderspielen zu sehen war und auch als Teil der historischen Ära mit drei Titeln zwischen 2008 und 2012 gilt, erlangte sie im spanischen Fußball regelrechten Legendenstatus.

Martínez Navas dürfte auf eine ähnlich erfolgreiche Zeit im geschätzten Job hoffen, bei dem sie Spielern, Trainern und Verantwortlichen in allen Lagen den Rücken freihält. Einblicke aus ihrem Arbeitsleben teilt sie regelmäßig auf ihrem Instagram-Account mit rund 10.000 Followerinnen und Followern.

Denn im Umfeld aller Nationalmannschaften gilt gerade bei großen Turnieren die klare Regel: Den Protagonisten darf es für einen erfolgreichen Verlauf an nichts fehlen. Diese Herausforderung liegt nun in den Händen von Martínez Navas, die abseits von Länderspiel-Einsätzen mit organisatorischen Aufgaben beim Verband betraut ist.

Während der Spiele gibt sie den Vierten Offiziellen am Spielfeldrand die jeweiligen Wechsel-Wünsche von Nationaltrainer Luis de la Fuente (63) durch, beobachtet anschließend aufmerksam, ob die auch die richtigen Rückennummern auf ihrem Täfelchen in die Höhe recken.

Das Rüstzeug für den Posten holte sich Martínez Navas zunächst noch bei ihrer Vorgängerin ab, wurde in einer kurzen gemeinsamen Zeit gewissenhaft in die Abläufe bei der Selección eingearbeitet.

Ihre eigenen Qualitäten beschreibt Spaniens Teammanagerin wie folgt: „Über 25 Jahre internationale und nationale Erfahrung in Kommunikation, der Sportindustrie und der Unterstützung großer globaler Events.“

Zu ihren Karriere-Stationen gehören Jobs als Journalistin für die Sport-Blätter „Marca“ und „AS“. Über Stationen beim spanischen Handball-Verband, der Berater-Agentur You First, der spanischen Fußballer-Gewerkschaft und bei ihrem Lieblingsverein Atlético Madrid ging es für sie ab Mai 2021 schließlich zum nationalen Fußball-Verband.

An die Titel-Bilanz ihrer Vorgängerin kommt sie nach zwei Turnieren noch nicht heran. Bei der EM 2021 scheiterte Spanien im Halbfinale an Europameister Italien, ein Jahr später war bei der WM in Katar schon im Achtelfinale gegen Marokko Schluss. Beide Male nach Elfmeterschießen. Wenn es für die Spieler im entscheidenden Moment an den Punkt geht, kann auch die sonst so tatkräftige Nuria Martínez Navas nur noch zuschauen und bangen.