Ball-Zauberer, Torjäger und Mega-FlopsErinnern Sie sich noch an diese Bundesliga-Brasilianer?

Schalkes Ailton und Bayerns Lucio versuchen, an den Ball zu kommen.

Brasilianer unter sich: Bayerns Lucio (r.) und Schalkes Ailton kämpfen am 16. Oktober 2004 um den Ball.

Brasilianer in Deutschland? Eine fußballerische Erfolgsgeschichte! Zumindest meistens. Allerdings gibt es in der Bundesliga immer weniger Spieler aus dem südamerikanischen Land.

von Julian Meiser  (jm)

Der Bundesliga gehen die Brasilianer aus! Und der Aderlass ist schmerzhaft. Denn wie die zwei Bildergalerien unten zeigen, bringen die Fußballer aus dem größten Land Südamerikas eine Menge Unterhaltungswert mit.

In der Spielzeit 2022/2023 stehen – Stand 31. Dezember 2022 – lediglich fünf Brasilianer unter Vertrag: Tuta (23) bei Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt, Paulinho (22) bei Bayer Leverkusen, Paulo Otavio (28) beim VfL Wolfsburg, Iago (25) beim FC Augsburg und Danilo Soares (31) beim VfL Bochum.

Vor zehn Jahren, in der Saison 2012/2013, kamen noch 21 Brasilianer in der höchsten deutschen Spielklasse zum Einsatz. Damit stellten sie die größte Gruppe von ausländischen Profis dar.

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In der Spielzeit 2002/2003 waren es sogar noch mehr: 28 Bundesliga-Spieler mit brasilianischer Herkunft tummelten sich auf den Plätzen der Erstliga-Stadien. Darunter Namen wie Ratinho (51, Kaiserslautern), Marcelo Pletsch (46, Mönchengladbach), Franca (46, Leverkusen) oder Vragel da Silva (48, Cottbus).

Bundesliga: Die größten Stars und Flops aus Brasilien

Auffällig beim Blick auf die Kader der laufenden Saison: Abgesehen von Leverkusens Paulinho spielen alle aktuellen Bundesliga-Brasilianer in der Verteidigung. Dabei haben doch besonders die brasilianischen Offensiv-Spieler in vergangenen Tagen für Ballakrobatik, Präzisionspässe und Traumtore gesorgt.

In der Galerie sehen Sie die besten Brasilianer, die in der Bundesliga aufliefen:

Sie verzauberten Fans und Kollegen

Die besten Bundesliga-Brasilianer

Der Schalker Lincoln und der Bremer Diego liegen am Boden.

Diego (l.) spielte in der Bundesliga für Werder Bremen und den VfL Wolfsburg. Lincoln für den 1. FC Kaiserslautern und Schalke 04. Beide waren als Regisseure für ihre genialen Pässe bekannt. (Foto: 25. August 2006)

Der brasilianische Fußball-Profi Ailton posiert in Duisburg mit seinem neuen Trikot auf dem Zebra-Maskottchen des Bundesligisten MSV Duisburg.

Ailton, der „Kugelblitz“, stürmte nicht nur den SV Werder, den FC Schalke 04 und den HSV, sondern auch für die Zebras aus Duisburg. (Foto: 14. Juli 2007)

Der Leverkusener Torschütze Lucio (M) und sein Mitspieler Ze Roberto jubeln.

Während Filigrantechniker Zé Roberto (l.) mit dem Ball zauberte, ging Verteidiger Lucio bei seinen Offensiv-Vorstößen etwas brachialer vor. Beide wechselten nach ihrer Zeit in Leverkusen zum FC Bayern. (Foto: 6. April 2002)

Carlos Dunga (r) vom VfB Stuttgart nimmt Yves Eigenrauch vom FC Schalke 04 den Ball ab.

Stuttgarts Carlos Dunga wurde 1994 mit der brasilianischen Nationalmannschaft Weltmeister in den USA. Dunga führte die Seleção beim Turnier als Kapitän aufs Feld. (Foto: 14. April 1994)

Hoffenheims Roberto Firmino hebt das Bein, um an den Ball zu kommen.

Dieser Offensivmann ließ seine Brillanz vor seiner Zeit in Liverpool bereits bei der TSG Hoffenheim auf aufblitzen: Roberto Firmino. (Foto: 21. Januar 2012)

Borussia Dortmunds brasilianischer Stürmer Marcio Amoroso läuft am Montag in Dortmund zwischen seinen Landsleuten Dede (l) und Ewerthon über die sogenannte "Finnenbahn", auf der sonst Freizeit-Sportler ihre Runden drehen.

Der BVB hatte mal ein echtes Händchen für Brasilianer: Ewerthon (r.), Marcio Amoroso (m.) und Klub-Legende Dedé (l.) wurden 2002 mit Dortmund Meister. (Foto: 23. Juni 2003)

Marcelinho befindet sich im Zweikampf. Er trägt einen roten Irokesenschnitt und Handschuhe.

Marcelinho fiel nicht nur durch schräge Frisuren, sondern auch durch sein exzellentes Dribbling auf. Er spielte für Hertha BSC und Wolfsburg. (Foto: 7. Februar 2006)

Die Wolfsburger um Kapitän Josue jubeln mit der Meisterschale.

Stolz wie ein König: Der defensive Mittelfeldspieler Josué wurde 2009 mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister. Als Kapitän des Teams durfte er als erstes die Meisterschale in die Höhe recken. (Foto: 23. Mai 2009)

Stuttgarts brasilianischer Abwehrspieler Marcelo Bordon am Ball.

Stuttgarts Marcelo Bordon bildete mit dem Portugiesen Fernando Meira Anfang der 2000er-Jahre eine der stabilsten Defensiven der Bundesliga. Anschließend ging er zum FC Schalke. (Foto: 30. August 2003)

Júlio César trägt das BVB-Trikot und steht auf dem Platz.

Júlio César holte mit dem BVB zwei Deutsche Meisterschaften und 1997 sogar die Champions League. (Foto: 27. November 1998)

Leverkusens Bernd Schneider umarmt Juan.

Der brasilianische Verteidiger Juan wird von Bernd Schneider, der oftmals als „weißer Brasilianer“ bezeichnet wurde, umarmt. (Foto: 26. August 2006)

Spieler Grafite des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg trainiert mit Medizinbällen.

Kannte das Medizinballschleppen schon von Felix Magath: Wolfsburgs Grafite. Der Stürmer wurde 2009 Torschützenkönig und mit den Wölfen Meister. (Foto: 22. März 2003)

Paulo Sergio balanciert die Meisterschale auf seinem Kopf, Giovane Elber hält ein Weizenbier in der Hand.

Bei der Meisterfeier des FC Bayern München dürfen die brasilianischen Spaßkanonen Paulo Sergio (l.) und Giovane Elber natürlich nicht fehlen. Sergio spielte zuvor bei Bayer Leverkusen, Elber zuvor beim VfB Stuttgart und danach noch in Gladbach. (Foto: 20. Mai 2000)

Schalke Naldo jubelt vor dem Schalker Gästeblock in Dortmund.

Spielte für Bremen, Wolfsburg und Schalke. In Gelsenkirchen wird er bis heue für seinen 4:4-Ausgleichstreffer (nach 0:4-Rückstand) gegen den BVB im November 2017 gefeiert. (Foto: 25. November 2017)

Der schnaufende Emerson ist am Ball.

Bayer 04 Leverkusen, AS Rom, Juventus Turin, Real Madrid, AC Milan: Emerson hat die Fußballwelt gesehen. Die WM 2002 verpasste er verletzungsbedingt, obwohl er die Brasilianer dort aufs Feld führen sollte. (Foto: 26. September 1999)

Marc-Andre ter Stegen von Gladbach fängt den Ball vor Dante von München.

Bayerns Dante im Duell mit seinem Ex-Verein Borussia Mönchengladbach. Mit den Bayern holte der Innverteidiger 2013 das Triple. Nach seiner Zeit in München ging es noch für ein Jahr nach Wolfsburg. (Foto: 14. Dezember 2012)

Gladbachs Raffael winkt den Fans.

Hatte unbestritten ein feines Füßchen: Raffael. Der Offensivmann kickte für Hertha BSC und Mönchengladbach. (Foto: 23. Mai 2015)

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In den vergangenen Jahren lässt sich ganz klar ein Trend erkennen: Die Bundesligisten vermeiden zunehmend Transfers von Spielern aus Südamerika.

Der gravierendste Grund, warum die deutschen Erstligisten offenbar immer weniger auf talentierte Fußballer aus Brasilien setzen, scheint das Finanzielle: Während südamerikanische Profis früher für wenig Geld nach Europa wechselten, kosten heute bereits halbwegs ballbegabte Teenager Unsummen.

Ein Risiko, das viele Klubs aus Deutschlands nicht eingehen können und wollen. Denn: Unter den brasilianischen Fußballer-Importen waren natürlich nicht nur grazile Filigran-Techniker und bockstarke Verteidiger, sondern auch einige Missverständnisse.Hier sehen Sie die größten Bundesliga-Flops aus Brasilien:

Sie floppten in der Bundesliga

Brasilianische Bundesliga-Flops

Carlos Alberto schaut zur Seite.

Carlos Alberto sollte das Mittelfeld von Werder Bremen bereichern, enttäuschte jedoch auf ganzer Linie. (Foto: 17. Jul 2007)

Dortmunds Mats Hummels grätscht, um Deyverson den Ball abzunehmen.

Am Ende der Wintertransferperiode 2015 lieh der 1. FC Köln Offensiv-Mann Deyverson von Belenenses aus. Ein klassischer Fehlgriff. (Foto: 14. März 2015)

Bayerns Breno reißt die Augen auf.

Einer der tragischsten Fälle: Breno kam als 18-Jähriger für viel Geld aus Brasilien zum FC Bayern. Dort hatte der Verteidiger jedoch mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Unter Alkohol setzte er seine Villa in Brand und wurde inhaftiert. (Foto: 2. März 2011)

Leverkusens Torhüter Jörg Butt (l.) schimpft nach dem 0:1 mit seinen Vorderspielern, während Cris und Radoslaw Kaluzny die Köpfe hängen lassen.

Kam in Leverkusen weder auf noch neben dem Platz zurecht: Der brasilianische Innenverteidiger Cris (Mitte). Später spielte er für Lyon und konnte dort glänzen. (Foto: 26. Februar 2003)

Dieter Hoeneß und Luizao präsentieren das Hertha-Trikot mit der Rückennummer 9 und dem Namen des Stürmers.

Ein brasilianischer Weltmeister für Hertha BSC! Da ist Dieter Hoeneß ein echter Coup gelungen – dachten zumindest alle. Angreifer Luizao traf in 26 Spielen nur viermal. (Foto: 25. Juli 2022)

Stuttgarts Fernando Meira behauptet sich gegen Gladbachs Kahê.

Stürmer Kahê (hinten) zeigte gute Ansätze bei Borussia Mönchengladbach, schoss zu Beginn sogar mehrere Treffer. Danach fiel er jedoch in ein Loch, aus dem er in Gladbach nicht mehr heraus kam. (Foto: 15. Oktober 2005)

Der Berliner Andre Lima aus Brasilien jubelt über sein Tor zum 1:1 gegen die Bremer.

Mit Stürmer André Lima hatte Hertha BSC ebenso wenig Glück wie mit Luizao. (Foto: 5. April 2008)

Dieter Hecking präsentiert Neuzugang Marcos Antonio. Die beiden Männer halten das Trikot mit der Nummer vier hoch.

Sein erstes Bundesliga-Spiel war auch sein letztes: Marcos Antonio leistete sich im Heimspiel gegen Stuttgart zwei kapitale Böcke und wurde bereits in der 16. Minute ausgwechselt. (Foto: 27. Juni 2012)

Bremens Wesley fokussiert den Ball.

Der Mittelfeldspieler Wesley konnte sich bei Werder Bremen nie einen unumstrittenen Stammplatz erkämpfen - hinzu kam ein Kreuzbrandrisse. Nach zwei unglücklichen Jahren an der Weser ging es zurück nach Brasilien.

HSV-Coach Martin Jol schaut Thiago Neves beim Dribbeln auf dem Trainingsplatz zu.

Er sollte eigentlich der neue Rafael van der Vaart werden, wurde von Trainer Martin Jol aber fast immer auf der Bank geparkt. Der HSV hatte 7,5 Millionen Euro in den Sand gesetzt. (Foto: 1. September 2008)

Flavio Conceicao spricht mit BVB-Trainer Matthias Sammer.

Flavio Conceicao kam per Leihe von Real Madrid nach Dortmund und weckte bei den Fans hohe Erwartungen. Nach 14 Spielen mit maximal durchwachsenen Leistungen verließ er den BVB wieder. (Foto: 2. August 2003)

Die Wolfsburger Spieler Jonathan Santana und Rodrigo Alvim jubeln.

Darf sich zwar Deutscher Meister nennen, hatte an dem Triumph allerdings kaum einen Anteil. In anderthalb Jahren brachte es Rodrigo Alvim nur auf zwei Ligaspiele. (Foto: 16 August 2008)

Schalkes Rafinha umarmt Zé Roberto II.

Schalkes Zé Roberto konnte mit seinem Namensvetter, der für Leverkusen und Bayern gespielt hat, nicht mal im Ansatz mithalten. Daher bekam er in Deutschland einen kleinen Namenzusatz. Er hieß bei den Fans fortan Zé Roberto II. (Foto: 3. Februar 2008)

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Die Rekord-Brasilianer der Bundesliga

Der Brasilianer mit den meisten Bundesligaspielen ist Naldo (40). Der kopfballstarke und schussgewaltige Innenverteidiger, der einst für Werder Bremen, den VfL Wolfsburg und den FC Schalke 04 357 Bundesliga-Spiele absolvierte, kommt auf beeindruckende 45 Tore im deutschen Oberhaus.

Auf Platz zwei rangiert Zé Roberto (48), der für Bayer Leverkusen, den FC Bayern München und den Hamburger SV kickte und in 336 Bundesliga-Partien 39 Treffer selbst machte und 97 vorlegte. Kein Brasilianer bereitete mehr vor.

Die meisten Tore verzeichnete derweil Giovane Elber (50): 133 Treffer gelangen dem ehemaligen Stürmer von Stuttgart, Bayern und Gladbach. Ailton (49, Werder, Schalke, HSV und Duisburg) folgt auf Rang zwei mit 106 Bundesliga-Toren. Er bekam in Deutschland den liebevollen Spitznamen „Kugelblitz“.