Toni Kroos absolvierte 106 Länderspiele für Deutschland. Er wurde 2014 mit dem DFB-Team Weltmeister. Nach dem 0:2-Achtelfinal-Aus bei der EM gegen England hat er seinen Rücktritt erklärt. Der Real Madrid-Profi gibt zwei Gründe dafür an.
„Es war mir eine Ehre“Toni Kroos spielt künftig nicht mehr für Deutschland
Köln. Dieser Abschied hatte sich abgezeichnet. Nach sechs Turnieren ist Schluss. Toni Kroos (31) hat seine Karriere als Nationalspieler beendet. Dies teilte der Mittelfeld-Star von Real Madrid am Freitag (2. Juli) via Instagram und in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“ mit.
„106-mal habe ich für Deutschland gespielt. Ein weiteres Mal wird es nicht geben. Ich hätte mir sehnlichst gewünscht, und dafür habe ich nochmals alles gegeben, dass es am Ende 109 Länderspiele gewesen wären und dass noch dieser eine große Titel, der EM-Titel, zum Schluss dazugekommen wäre“, schrieb der Weltmeister von 2014.
Die 0:2-Achtelfinal-Niederlage gegen England in Wembley war also die letzte Partie, die Kroos im DFB-Trikot auf dem Feld bestritten hat. „Ich habe das schon vor der EM entschieden, da brauche ich jetzt auch keinen Quatsch erzählen. Ich wollte aber natürlich die Gelegenheit nicht nehmen lassen nochmal alles rauszuholen bei dem Turnier und so erfolgreich wie möglich zu sein. Aber: Die Entscheidung steht, sie ist unwiderruflich“, erklärte er.
„Es ist nicht so, dass ich nach dem Turnier aufgewacht bin und gesagt habe: Um Gottes Willen, ich muss das jetzt alles überdenken. Ich habe ja auch schon im Jahr 2018 darüber nachgedacht. Das hatte auch damals absolut nichts mit dem Ausscheiden zu tun gehabt.“
Der Entschluss, nach diesem Turnier aufzuhören, hatte vor allem zwei Gründe: die Familie und Real Madrid. Den Kindern Leon (7), Amelie (4) und Fin (2) sowie Ehefrau Jessica soll nun mehr Zeit gewidmet werden. „Ich will mehr als Ehemann und Papa da sein und gebraucht werden. Bei einem Turnier war das schon sehr extrem, weil man die Familie nicht besuchen konnte. Ich war sehr, sehr gerne Nationalspieler. Aber dies war immer mit dem großen Laster gepaart, nicht bei der Familie zu sein. Ich brauche es keinem erklären, dass ich jemand bin, der noch mehr darunter leidet, wenn er nicht bei der Familie ist als vielleicht andere. Dementsprechend war das auch grundsätzlich immer keine einfache Zeit. Ich möchte einfach mehr zu Hause sein.“
Toni Kroos will seine Kraft künftig nur noch für Real Madrid aufbringen
Zudem will der vierfache Champions-League-Sieger seine Kraft künftig vor allem für den Verein einsetzen. „Ich bin jetzt 14 Jahre im Profi-Fußball. Da ist der Aufwand und der körperliche Verschleiß, irgendwann merkt man den. Bevor ich den noch mehr merke, möchte ich sicher gehen, auch in den nächsten Jahren weiter auf Top-Niveau spielen zu können. Ich spiele beim in meinen Augen größten Verein der Welt. Das hat einen gewissen Aufwand und eine gewisse Erwartung – und einen großen Kraftverschleiß.“
Daher will sich Kroos künftig nur noch Real Madrid widmen. „Ich glaube, dass mir das auch helfen kann, diese Nationalmannschaftspausen zu haben, um das noch einige Jahre zu tun.“
Toni Kroos: „Danke an alle Kritiker für die Extramotivation“
An Kroos scheiden sich von jeher die Geister: Für die einen ist er der eleganteste deutsche Kicker seit Franz Beckenbauer, für die anderen ein Schnösel und „Querpass-Toni“. In der EM-Vorrunde spielte kein anderer Profi mehr Pässe ins Angriffsdrittel. Und doch gelang es ihm in ungewohnt defensiver Rolle nicht, dem deutschen Spiel seinen Stempel aufzudrücken. „Danke an alle Fans und Unterstützer die mich mit ihrem Applaus und Jubel getragen und unterstützt haben. Und Danke an alle Kritiker für ihre Extramotivation“, lautete sein Seitenhieb in den Abschieds-Worten.
Alle 106 Länderspiele absolvierte der gebürtige Greifswalder unter Joachim Löw (61). Daher galten ihm ein paar Extra-Worte: „Ganz zum Schluss möchte ich mich vor allem ganz herzlich bei Jogi Löw bedanken. Er hat mich zum Nationalspieler und Weltmeister gemacht. Er hat mir vertraut. Wir haben lange eine Erfolgsgeschichte geschrieben.“
Beim Neuanfang mit neuem Bundestrainer wird Kroos nicht mehr mitwirken. „Es war mir eine Ehre, macht es gut – und ganz viel Glück und Erfolg an Hansi Flick“, beendete er sein Rücktritts-Statement. „Wenn ich daran denke, im September wären die nächsten Länderspiele, dann im Oktober, dann im November. Ich habe eine große Vorfreude darauf, in der Zeit jetzt woanders zu sein.“