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91 Tage vor der Heim-EMDieser DFB-Kader von Julian Nagelsmann ist ein einziges Experiment

Bundestrainer Julian Nagelsmann geht mit seinem Kader bei den letzten zwei EM-Tests volles Risiko. Er verzichtet auf große Namen und setzt auf Form. Klingt in der Theorie gut, aber passt das auch in der Praxis?

von Denis Canalp (can)

In 91 Tagen beginnt die Heim-EM in Deutschland. Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) läuft die Zeit davon. Obwohl die Zeit für personelle Experimente längst vorbei sein sollte, experimentiert der Bundestrainer munter weiter. Ein Kommentar. 

Sechs Neulinge stehen im DFB-Aufgebot für die letzten beiden Testspiele bei Vize-Weltmeister Frankreich (23. März 2024, 21 Uhr) und gegen die Niederlande (26. März, 20.45 Uhr) vor der Heim-EM. Die meisten Personalien sind einzeln durchaus erklärbar, in der Summe bleiben einige Zweifel – und Fragen.

Die deutsche Nationalmannschaft ist nicht eingespielt

Nagelsmann liegt richtig mit seiner These, dass nicht unbedingt die besten elf Fußballer für die deutsche Nationalmannschaft gleichzeitig auflaufen müssen. Er hat aber nur bedingt recht, wenn er nur nach Form geht. Vor großen Turnieren wie EM und WM gilt vor allem eines: Die Mannschaft muss als solche funktionieren. Damit das klappt, muss sie eingespielt sein, Automatismen greifen.

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Das geht aber nicht, wenn bei jedem Länderspiel die halbe Mannschaft ausgetauscht wird. Bei so vielen Wechseln überrascht zudem, dass gleich vier Torhüter im 26er-Aufgebot stehen. Bei keinem Turnier in der DFB-Geschichte kam jemals ein dritter deutscher Torhüter zum Einsatz. Warum dann also beim letzten Test gleich zwei Stammhalter für Manuel Neuer (37) und Marc-André ter Stegen (31) einladen? Das ist absolut unnötig.

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In den sozialen Medien liegen viele Fußball-Fans Nagelsmann nach der Nominierung zu Füßen. Er setze auf das Leistungsprinzip, heißt es da, er habe keine Angst vor großen Namen. Das mag alles stimmen, wichtiger wäre jedoch ein klarer Plan. Und der ist nicht zu 100 Prozent zu erkennen. 

Ob Nagelsmann wirklich mit dem Innenverteidiger-Quartett Antonio Rüdiger (31), Jonathan Tah (28), Robin Koch (27) und Waldemar Anton (27) zur EM fahren will? Das wäre mindestens mutig. Das Trio nach Rüdiger (66 Länderspiele) kommt zusammen auf 29 DFB-Einsätze. Und die waren in der Vergangenheit auch alles andere als überragend. Sonst wären es ja mehr. Klar, die BVB-Verteidiger Mats Hummels (35), Niklas Süle (28) und Nico Schlotterbeck (25) wackeln in der Bundesliga regelmäßig, zeigen aber auch in der Champions League ihre Klasse. 

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Generell mangelt es im Kader an offensiven Außenbahnspielern. Chris Führich (26) und Jan-Niklas Beste (25) sind gelernte Linksaußen, ein Pendant zur Gegenseite existiert nicht. Nagelsmann wird sich vermutlich im 4-2-3-1 ein offensives Mittelfeld-Trio mit Jamal Musiala (21), Florian Wirtz (20) und Ilkay Gündogan (33) basteln. 

Klar ist: Im Mittelfeld ist Rückkehrer Toni Kroos (35) auf der Doppelsechs der Fixpunkt im deutschen Spiel. Unklar ist noch, wen Nagelsmann an Kroos’ Seite stellt: Robert Andrich (29) und Pascal Groß (32) heißen die Kandidaten. 

Nagelsmanns Auswahl wirkt drei Monate vor der Heim-EM wie der x-te Versuch eines Neuanfangs vom Neuanfang. Der Kader zeigt, wie groß die Probleme im deutschen Fußball derzeit sind. Und er lässt erahnen, dass Nagelsmann für die EM noch kein richtiges Konzept hat. Nagelsmanns DFB-Kader ist ein einziges Experiment – und kein Zeichen des Aufbruchs.

Die zwei Testspiele werden zum Gradmesser für Nagelsmann. Gehen die Testspiele in die Hose, wird der Bundestrainer unangenehme Fragen beantworten müssen und eine Aufbruchstimmung in Deutschland kann auch nur durch Erfolge in den Testspielen erzeugt werden. Aber Experimente müssen ja nicht immer schiefgehen.