Nach den zwei Testspiel-Siegen gegen Frankreich und die Niederlande glauben die deutschen Fußball-Fans wieder an die Nationalmannschaft. Julian Nagelsmann ist in seinen EM-Planungen daher schon sehr weit.
Völlig losgelöst Richtung EMPlötzlich Titel-Anwärter: Nagelsmann überrascht mit klarer Kader-Ansage
So schnell kann’s gehen in der deutschen Fußballwelt. Nach den schwachen Länderspiel-Auftritten im November wurde einem noch angst und bange um die Nationalmannschaft im Hinblick auf die Europameisterschaft.
Vier Monate später hat sich das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) mit zwei Spielen zum Titel-Anwärter aufgeschwungen. „Völlig losgelöst“, wie die Fans im Stadion sangen, trat die DFB-Elf plötzlich auf. Bei der Ehrenrunde lief im Stadion der Queen-Hit „Don't Stop Me Now“.
Lothar Matthäus begeistert: „Da kann etwas ganz Großes entstehen“
„Diese Mannschaft kann nicht nur Europameister werden, sie muss Europameister werden“, hatte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus (63) am Dienstag (26. März 2024) gesagt, noch bevor das Spiel gegen die Niederlande angepfiffen wurde und ergänzt: „Wir müssen versuchen, wieder groß zu denken und haben die Verantwortung als Nation zusammenzuhalten.“
Nach dem 2:1 gegen die Holländer legte Matthäus am RTL-Mikrofon nach: „Jetzt wissen sie, was sie können. Gegen zwei tolle europäische Mannschaften hat das Team zweimal verdient gewonnen und hat auch gezeigt, dass die Einwechselspieler sich nahtlos einfügen. Da kann wirklich etwas ganz Großes entstehen.“
Selbst der frühe Rückstand nach vier Minuten brachte das DFB-Team nicht aus dem Konzept. Statt mannschaftlich auseinanderzubrechen, wie in der Vergangenheit häufig geschehen, schüttelten sich die Spieler kurz und drehten die Partie durch die Treffer von Maximilian Mittelstädt (11.) und des eingewechselten Niclas Füllkrug (85.).
„Wir haben eine Konstanz an den Tag gelegt, wie auch schon gegen Frankreich. Wir hatten auch keine wilden Phasen, sondern sind geduldig und mutig geblieben“, analysierte der Dortmunder das deutsche Spiel. „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Sie kommt aus einer schweren Zeit. Wir haben den Schwung und das Selbstvertrauen gut mitgenommen“, sagte Toni Kroos.
Bevor der Bundestrainer seine Spieler zurück in die Vereine schickte, versammelte er sie in der Kabine. „Ich habe ihnen gesagt, dass die zehn Tage von A bis Z sehr viel Spaß gemacht haben. Die Gruppe hat das echt sehr, sehr gut gemacht, sie haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, aber auch einen brutalen Ehrgeiz“, berichtete Nagelsmann.
Der 36-Jährige hat durch seine clevere Kader-Zusammenstellung einen enormen Anteil daran, dass die Nationalmannschaft pünktlich zum EM-Jahr wieder Spaß macht. Die Gründe für den neu entfachten Hype um die Nationalelf versuchte Füllkrug wie folgt zu erklären: „Natürlich ist es eine ganz andere Gruppe, die du jetzt beisammen hast. Dann helfen aber auch Erfolgserlebnisse. Wir haben eine neue Systematik trainiert und das hat sehr schnell funktioniert. Das hat sich sehr positiv angefühlt auf dem Platz. Und das gibt den Spielern und dem Trainer dann ein gutes Gefühl.“
Obwohl die Nationalspieler nun wieder Oberwasser haben, versuchen sie eine gewisse Demut an den Tag zu legen. „Wir sind alle Profis. Wir wissen, wo wir herkommen. Wir drehen jetzt nicht durch“, sagte Routinier Thomas Müller. Oder, wie es Jamal Musiala locker ausdrückte: „Die Vibes sind echt gut.“
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Ob er nach den beiden Siegen mehr Vorfreude auf das Turnier im eigenen Land wahrnehme, wollte EXPRESS.de wissen. „Die Euphorie war die ganze Zeit da, sobald wir gewinnen. Die EM-Euphorie habe ich auch in dem Frankreich-Spiel im September schon gespürt. Die Leute haben Lust auf erfolgreichen Fußball – aber auf erfolgreichen“, sagte er und lachte dabei herzhaft.
Julian Nagelsmann verkündet EM-Kader Mitte Mai
Diesen Eindruck bestätigte der Bundestrainer ebenfalls: „Der Spirit hat sich ganz anders angefühlt als im November. Wir hoffen, dass es auch von Ende Mai bis Mitte Juli ineinandergreift.“ Seinen EM-Kader wird er zwischen dem letzten Bundesliga-Spieltag (18. Mai) und dem Pokalfinale (25. Mai) verkünden. Anschließend geht‘s ins Trainingslager in Blankenhain in Thüringen. Der finale Kader muss bis zum 7. Juni um Mitternacht bei der Uefa gemeldet werden.
Eine bittere Nachricht hatte Nagelsmann bereits für die Spieler parat, die nicht beim erfolgreichen Doppelpack waren: „Falls alle gesund bleiben und so weiter performen, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler tauschen im Sommer. Eigentlich auch nicht fünf, vielleicht ein, zwei – plus Verletzte“. Die Einheit für die EM steht. Die Chancen für Akteure wie Mats Hummels, Niklas Süle oder Leon Goretzka sind Richtung Nullpunkt gesunken.