EM-ExplosionErinnerungen an WM 2006: Raum und Füllkrug machen's wie Odonkor und Neuville

Niclas Füllkrug feiert sein Tor.

Was für eine Freude: Niclas Füllkrug lässt sich nach seinem Tor zum 1:1 gegen Schweiz am Sonntag (23. Juni 2024) feiern.

Niclas Füllkrug sorgt mit seinem Kopfballtor in der Nachspielzeit für einen Moment, der stark an die WM 2006 erinnerte. Der Last-Minute-Treffer sorgte für eine EM-Explosion im Stadion.

von Marcel Schwamborn (msw)

Thomas Müller (34) fühlte sich gedanklich direkt am Ballermann. „Füll den Kruuuuug“, schrieb der Münchner im Netz, „mit Bier“. Das goldene Kopfballtor von Niclas Füllkrug (31) in der 92. Minute versetzte das Frankfurter Stadion in kollektive EM-Euphorie.

Durch den Last-Minute-Treffer gegen die Schweiz sicherte sich die DFB-Elf am Sonntag (23. Juni 2024) doch noch den Gruppensieg. Zum vierten Mal traf der Dortmunder Super-Joker bei einem Turnier nach Einwechslung – eine beeindruckende Quote und die beste in der Länderspiel-Geschichte.

Niclas Füllkrug mit vier Toren nun Deutschlands bester Turnier-Joker

„Es hilft, wenn du Spieler einwechseln kannst, die gewisse Waffen mitbringen“, sagte der Torheld und meinte damit auch Flankengeber David Raum (26). Dessen Zuspiel sei hervorragend gewesen, sagte „Fülle“ nach seinem 13. Tor im 19. Länderspiel. „Dann mache ich es auch nicht so schlecht. Das war ein ganz wichtiger Moment – fürs Land, für uns, für die Mannschaft, für die Spieler“.

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Viele mussten beim Glücksmoment in der Nachspielzeit an den WM-Moment 2006 denken. Vor 18 Jahren war es das zweite Gruppenspiel in Dortmund, als Stürmer Oliver Neuville (51) als Joker im Strafraum in eine Hereingabe des ebenfalls eingewechselten David Odonkor (40) wild entschlossen hereinrutschte und den Ball mit dem Fuß zum 1:0 gegen die Polen über die Torlinie drückte.

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Die Nationalmannschaft in der Einzelkritik

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Auch damals bebte das Stadion in der Nachspielzeit. „Die kamen auch beide damals von der Bank und haben das eine entscheidende Ding gemacht“, erinnerte sich Füllkrug, auch wenn er damals erst 13 Jahre alt war. „Das kann schon ein Knackpunkt-Moment gewesen sein. Das war eine kleine Explosion“.

Raum verriet nach der Partie, dass der umjubelte Ausgleich ein Treffer mit Ansage war. „Ich habe zu Fülle schon beim Aufwärmen gesagt: Wenn wir heute beide reinkommen, weißt du Bescheid, wenn ich den Ball kriege. Zweimal wurde die Flanke geblockt, die Dritte kam an – und Fülle macht den überragend rein.“

Keeper Manuel Neuer (38) jubelte in seinem Strafraum. „Man sollte nie eine Mannschaft abschreiben, gerade unsere nicht. Wir haben noch mal frischen Wind reingebracht. Fülle ist ein Mentalitätsspieler, der sich immer reinhaut und in jedem Duell da ist. Das fühlt sich wie ein Sieg an“, sagte er und stellte im Vergleich zu 2006 fest: „Wir brauchen solche Momente, das ist entscheidend für eine Mannschaft, dass man den Glauben nicht verliert. Das schweißt uns noch enger zusammen.“

Deutschlands Niclas Füllkrug erzielt das Tor zum 1:1.

Der Kopfball ins späte Glück. Niclas Füllkrug drückt den Ball zum 1:1 gegen die Schweiz ins Tor.

Mit dem Tor hat Deutschlands Super-Joker nicht nur die Fans noch mal komplett elektrisiert. Er sicherte sich und der Mannschaft auch ein „Heimspiel“ im Achtelfinale im Dortmunder Tempel. „Gerade auf Dortmund freuen wir uns, wenn wir das Stadion da im Rücken haben. Wie wir alle wissen, ist das das beste Stadion der Liga.“

Julian Nagelsmann (36) glaubt, dass dieser Knalleffekt nachhaltig wirken kann. „Das sind so Momente, in denen wir Fülle brauchen“, sagte der Bundestrainer. „Ein 4:0 ist entspannter, aber emotionalisierender ist so etwas. Auch für das Stadion war es wichtig. Es war lange Zeit sehr ruhig. So ein kleiner Explosionsmoment war nicht verkehrt zum Ende des Spiels“.