Hasan Salihamidzic war am Sonntag im Sport1-Doppelpass. „Brazzo“ ließ sich nach drei Unentschieden in Serie nicht aus der Reserve locken, doch auf Stuttgarts Sportchef war er nicht gut zu sprechen.
Diskussion im DoppelpassKönig stichelt gegen Bayerns Salihamidzic: „Glaube, deine Uhr geht vor“
Wenn ein Verantwortlicher vom FC Bayern München zu Gast im Doppelpass ist, geht es meistens rund. Noch besser für den übertragenden TV-Sender ist es natürlich, wenn bei den Bayern in der Bundesliga nicht alles rund läuft. So wie aktuell.
Der schwache Bundesliga-Start des Rekordmeisters mit drei Unentschieden hintereinander kam da Sport1 gerade recht. Zudem nahmen die Schiedsrichterentscheidungen vom Samstag (10. September 2022) einen größeren Platz in der Sendung ein.
„Nicht der intelligenteste Satz“
Und bei diesem Thema zeigte sich Salihamidzic im Doppelpass emotional. Er reagierte mit scharfer Kritik auf die Behauptung des Stuttgarter Sportchefs Sven Mislintat, der FC Bayern würde von den Schiedsrichtern systematisch bevorteilt. Für Salihamidzic ist diese Diskussion kein Thema. „Das ist an den Haaren herbeigezogen und war nicht der intelligenteste Satz“, sagte er.
Mislintat hatte sich nach dem 2:2 in München darüber aufgeregt, dass der Unparteiische Christian Dingert (Lebecksmühle) nach einem Trikotzupfer von Chris Führich gegen Joshua Kimmich per Videobeweis das vermeintliche 1:1 des VfB in der 51. Minute aberkannt hatte.
„Solche Entscheidungen kannst du nicht gebrauchen“, sagte er, „auch wenn es natürlich schwer ist, gegen die Bayern-Lobby als Schiedsrichter anzukommen in so einem Stadion, mit der Atmosphäre und dem Druck.“
Er habe sich auch deshalb so „aufgeregt, weil das Ding eine Vorgeschichte hat“: Beim 1:3 gegen die Münchner in Stuttgart im November 2020 verweigerte Schiedsrichter Harm Osmers (Hannover) nach einer ähnlichen Szene dem Treffer zur 2:1-Führung des VfB die Anerkennung. Damals zupfte Tanguy Coulibaly am Ärmel von Bayern-Torwart Manuel Neuer.
Davon wollte Salihamidzic aber am Sonntag (11. September) nichts wissen. Der schaute sich die Szene um Kimmich nochmal im TV an und bewertete sie so: „Er zieht natürlich das Foul. Der Schiedsrichter hat gepfiffen, fertig. Im Mittelfeld wäre es auch gepfiffen worden. Ich hätte es auch gepfiffen – er ist ja auch mein Spieler.“
„Eine Stunde war das nicht“
Doch Brazzo war noch nicht fertig. „Es stört mich aber schon ein bisschen, dass wir jetzt eine Szene von Bayern München herausnehmen. In den letzten fünf, sechs Spielen war nie zu sehen, dass Bayern bevorteilt wird. Deshalb ist es mir zu viel, jetzt diese Szene herauszunehmen und eine Stunde darüber zu sprechen, ganz ehrlich“, legte er nach.
Moderator Florian König antwortet schlagfertig: „Ich glaube, deine Uhr geht vor. Eine Stunde war das nicht.“ Ex-Schiri Lutz Michael Fröhlich (64) bewertete die Szene anschließend. Er kam zu dem Schluss, dass Kimmich „eher“ gefoult wurde, die Entscheidung also korrekt war. Für Salihamidzic der perfekte Zeitpunkt, noch einmal etwas loszuwerden: „Je mehr ich die Zeitlupe sehe, desto überzeugter bin ich, dass das ein Foul war.“ König antwortete prompt: „Also gut, dass wir eine Stunde darüber gesprochen haben.“ Und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.
Die Bayern gehen aber trotz der Ergebniskrise in der Bundesliga mit Selbstvertrauen in das Wiedersehen mit Robert Lewandowski und dem FC Barcelona in der Champions League. „Wir haben keine Angst, überhaupt nicht, aber Respekt vor jedem Gegner. Wir spielen zu Hause und wollen gewinnen“, sagte Salihamidzic.
Der frühere Profi erwartet einen freundlichen Empfang für den ehemaligen Münchner Torgaranten am Dienstag (13. September, 21 Uhr/Prime Video). „Er hat mit uns alles gewonnen und eine Riesenleistung gebracht. Ich werde nicht pfeifen“, sagte Salihamidzic, und auch die Fans hätten für die Situation „ein gewisses Gespür“.
„Es ist nicht allein Lewandowski“
Salihamidzic warnte davor, Barca allein auf Lewandowski zu reduzieren: „Wir kennen ihn ganz gut, die Jungs werden wissen, wie sie gegen ihn spielen müssen. Es ist aber nicht allein Lewandowski, da sind noch andere gute Fußballer drin, sie haben eine gute Mannschaft zusammengestellt.“
Die drei Unentschieden in Serie in der Liga seien „nicht unser Anspruch“, betonte der 45-Jährige, das 2:2 gegen den VfB Stuttgarter aber sei „ein Ausrutscher gewesen, ich will nicht schwarzmalen“.
Der Sportchef berichtete, Trainer Julian Nagelsmann müsse im Umgang mit all den Topstars noch „seinen Stil finden. So einen Kader hat er auch noch nicht gehabt“. Da brauche es „ein gutes Händchen und Fingerspitzengefühl, das ist ein Lernprozess auch für ihn“. (can/dpa/sid)