Die deutsche Nationalmannschaft tritt in Warschau gegen Polen an. Stürmer Robert Lewandowski kennt Bundestrainer Hansi Flick noch gut aus seiner Bayern-Zeit. Spielt er nun Schicksal für ihn?
Testspiel in PolenZwei Spieler mussten abreisen – Lewandowski kann EM-Alarm weiter verschärfen
Wird das deutsche Flickwerk zum dritten Mal in Folge vorgeführt? Nach dem 2:3 gegen Belgien und dem 3:3 gegen die Ukraine tritt die Nationalmannschaft am Freitag (16. Juni 2023, 20.45 Uhr, ARD) in Warschau gegen Polen an.
Hansi Flick (58) konnte in den letzten 14 Länderspielen nur noch vier Siege feiern. Vor allem defensiv präsentierte sich seine Mannschaft meilenweit von einer EM-Form entfernt. In den jüngsten 16 Spielen blieb man insgesamt nur dreimal ohne Gegentor – gegen die Fußballzwerge aus Israel, dem Oman und Peru.
Jonas Hofmann schwärmt: „Lewy ist einer der weltbesten Stürmer“
Vor dem Abflug nach Polen musste der Bundestrainer auch noch zwei personelle Rückschläge verkraften. Die beiden Leipziger Timo Werner und Lukas Klostermann (beide 27) sind nicht mehr dabei. Werner verließ das Teamquartier wegen sich bessernder, aber noch anhaltender Sprunggelenkbeschwerden im linken Fuß. Klostermann zog sich im Abschlusstraining eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel zu.
Ausgerechnet in diesem so wackeligen Zustand wartet am Freitag mit Robert Lewandowski (34) ein Stürmer der Extraklasse auf die DFB-Elf.
„Lewy ist einer der weltbesten Stürmer, die wir in unserer Zeit haben. Dass er brandgefährlich ist, ist klar“, warnte Gladbachs Jonas Hofmann (30). „Gerade in solchen Situationen, wo es den Anschein hat, dass die Mannschaft ein bisschen verunsichert sein sollte, macht es Spaß zu zeigen - auch noch gegen einen der weltbesten Stürmer -, dass man zu Null spielen kann. Das wäre wieder ein großes Ausrufezeichen und wäre eine hervorragende Defensivarbeit, wenn man solche Spieler stoppen kann.“
Zusammen mit Flick holte Lewandowski in München zahlreiche Titel, darunter 2020 das Triple. Nun könnte der Stürmer dafür sorgen, dass die Debatten um den Bundestrainer noch mehr Schärfe bekommen. Auch wenn Sportdirektor Rudi Völler (63) von einer Trainerdiskussion nichts hören will, dürften bei den DFB-Bossen die Sorgen groß sein. Sehenden Auges will keiner in ein Desaster beim Heim-Turnier steuern.
Der Bundestrainer will trotz der offensichtlichen Probleme im Ukraine-Spiel auch gegen Polen am Experiment mit der Dreierkette festhalten. Es dürfte im 23. Flick-Spiel die 20. Abwehrformation werden. Felix Magath (69) sieht darin den falschen Ansatz. „Es braucht erstmal eine funktionierende Mannschaft – ein funktionierendes Team. Dann kann man testen. Aber man kann nicht testen, wenn vorher schon nichts funktioniert hat“, sagte er bei Sky.
„Mit diesen Experimenten ist es schwer, Stabilität reinzubringen. Aktuell geht es eher nach Prinzip Zufall. Man macht etwas und drückt die Daumen, dass es gut geht“, sagte Magath. „Hansi Flick hat kein funktionierendes Ganzes übernommen – es war schon vor ihm unruhig. Bisher hat er es nicht geschafft, mehr Struktur und Stabilität reinzubringen.“
Champions-League-Sieger Ilkay Gündogan (32) soll erst am Dienstag gegen Kolumbien in die Startelf rücken. Inter Mailand-Profi Robin Gosens (28) könnte eine Einwechsel-Option sein. Er absolvierte immerhin am Donnerstag das Abschlusstraining. Flick wird also erneut tüfteln.
Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:
Zwölf Monate vor dem Turnierstart hat er noch immer reichlich Baustellen: Es fehlt eine Achse, ein System – und Erfolgserlebnisse. Ausgerechnet da heißt die Prüfung Lewandowski, der in seiner ersten Saison für den FC Barcelona 33 Pflichtspieltreffer erzielte. Für Polen traf er in 140 Partien bislang 78-mal.
„Ich habe viele Jahre im Land gespielt und ich habe mehrere Kollegen, Bekannte, Freunde in der Mannschaft“, sagte der Kapitän im Vorfeld des Spiels. „Auch den Trainer kenne ich sehr gut.“ Es werde „viele Emotionen geben, nicht nur sportliche, sondern auch private“. Gut möglich, dass die Emotionen bei Flick nach der Begegnung keine positiven sind.