Kader, Finanzen, TrainerDas passiert beim FC Schalke 04 nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga

Schalkes Spieler Marcin Kaminski schaut nach dem Spiel gegen RB Leipzig enttäuscht auf den Boden.

Marcin Kaminski (r.) nach dem Spiel des FC Schalke 04 gegen RB Leipzig am 27. Mai 2023.

Dem sofortigen Wiederaufstieg folgte für den FC Schalke 04 der direkte Wiederabstieg. Die Aufholjagd war aber nicht ganz vergeblich. Sie gibt dem Verein Kraft für den Neuaufbau.

Sie haben bis zum bitteren Ende alles gegeben und konnten den fünften Abstieg in der Vereinsgeschichte dennoch nicht verhindern. Der FC Schalke 04 muss nach einem Jahr wieder den schweren Gang in die 2. Bundesliga antreten.

Der Verein liegt aber längst nicht so am Boden wie beim Absturz vor zwei Jahren. Die Verantwortlichen haben offenbar im Falle eines Abstiegs vorgesorgt. Personell wird sich jedoch wohl einiges ändern. Ein Überblick:

FC Schalke 04: Der Abstieg im Überblick

Abstieg: Die schwache Hinrunde wurde den Schalkern am Ende zum Verhängnis. Neun Punkte aus den ersten 17 Partien, konnten selbst die acht Spiele ohne Niederlage in der Rückrunde nicht wiedergutmachen. Frank Kramer (51) war zudem einfach der falsche Trainer für diese Situation und diese Mannschaft.

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Außerdem war es sicher ein strategischer Fehler, die Aufstiegs-Mannschaft im Sommer im Gegensatz zu Mitaufsteiger Bremen derart auseinanderzureißen. Zudem war die Mannschaft in letzter Konsequenz auch nicht gut genug, und musste in der Rückrunde ständig über ihre Verhältnisse spielen, um noch einmal heranzukommen.

Finanzen: Schalke geht es weiterhin nicht gut. Aber dieser Abstieg ist vorerst nicht so existenzbedrohend wie der vor zwei Jahren. Zum einen war damals zur Hochphase von Corona alles mit größeren Fragezeichen versehen. Zum anderen stieg damals eine sehr teure Mannschaft ab. In den vergangenen beiden Jahren hat Schalke vernünftiger hausgehalten – und den Abstieg damit sogar als Risiko eingepreist.

Wie viel Jahre 2. Bundesliga verkraftet der FC Schalke 04?

„Wir haben von Anfang an gesagt: Es wird eine enge Kiste, aber wir geben nicht mehr Geld aus, als wir einnehmen“, sagte Sportvorstand Peter Knäbel (56): „Von daher ist das passiert, was passieren kann. Es kann auch mal schiefgehen.“ Die Frage ist eher, wie viele Jahre 2. Bundesliga Schalke sich leisten kann.

FC mit dem siebten Streich

Das sind die Rekord-Absteiger der Bundesliga

Kölns Florian Kainz spricht nach dem Spiel mit einem enttäuschten Maximilian Mittelstädt von Hertha BSC.

Es ist das Worst-Case-Szenario für jede Bundesliga-Mannschaft: der Abstieg in die Zweitklassigkeit. Für Hertha BSC Berlin gingt es nach der Saison 2022/23 und für den 1. FC Köln nach der Saison 2023/24 bereits zum siebten Mal runter. Das ist allerdings noch kein Rekord! Die folgenden Vereine sind am häufigsten aus dem deutschen Oberhaus abgestiegen.

St. Paulis Torschütze Gerald Asamoah jubelt mit Marius Ebbers, Matthias Lehmann und Carlos Zambrano nach seinem Treffer im Frühjahr 2011.

St. Pauli, fünf Abstiege: St. Pauli musste fünfmal den Weg von der Bundesliga in die zweite Liga antreten. Nach den Abstiegen 1978, 1991, 1997 und 2002 folgte der bislang letzte im Jahr 2011. Das Foto vom 16. Februar 2011 stammt von der letzten Bundesliga-Spielzeit von St. Pauli und zeigt Gerald Asamoah (m.), Marius Ebbers (l.), Matthias Lehmann und Carlos Zambrano (r.).

Uerdingens Helmut Rahner beim Kampf um den Ball gegen Giovane Elber von Stuttgart.

KFC Uerdingen, fünf Abstiege: Auch der KFC Uerdingen musste fünfmal runter. Der letzte Abstieg liegt hier allerdings schon einige Jahre zurück: 1976, 1981, 1991, 1993 und 1996 mussten sich die Krefelder von der Bundesliga verabschieden. Das Foto wurde am 19. März 1996 aufgenommen und zeigt Helmut Rahner (l.) und Giovane Elber.

Die Düsseldorfer Rouwen Hennings, Adam Bodzek und Florian Kastenmeier lassen nach dem Schlusspfiff die Köpfe hängen.

Fortuna Düsseldorf, sechs Abstiege: Weitaus kürzer zurück liegt der letzte Abstieg der Düsseldorfer. Erst 2020 ging es für Fortuna zuletzt wieder in die zweite Liga – sowie schon 1967, 1987, 1992, 1997 und 2013. Damit kommen die NRWler auf insgesamt sechs Abstiege. Das Foto wurde am 15. Februar 2020 aufgenommen und zeigt Adam Bodzek, Rouwen Hennings (l.) und Florian Kastenmeier (r.).

Felipe von Hannover 96 hält sich zwischen Pirmin Schwegler und Waldemar Anton die Hände vors Gesicht.

Hannover 96, sechs Abstiege: Ebenfalls sechsmal stieg Hannover 96 ab. 1974, 1976, 1986, 1989, 2016 und 2019 war es für die Niedersachsen so weit. Das Foto wurde am 4. Mai 2019 aufgenommen und zeigt Felipe, Pirmin Schwegler (l.) und Waldemar Anton (r.).

Die Karlsruher Spieler zeigen sich nach dem Spiel tief enttäuscht.

Karlsruher SC, sechs Abstiege: In die Liste der Vereine mit sechs Bundesliga-Abstiegen reiht sich auch der Karlsruher SC ein: 1968, 1977, 1983, 1985, 1998 und 2009 ging es zurück in Liga zwei. Das Foto wurde am 23. Mai 2009 aufgenommen.

Duisburgs Stürmer Ailton schaut ratlos drein.

MSV Duisburg, sechs Abstiege: 1982, 1992, 1995, 2000, 2006 und 2008 waren wiederum die sechs Abstiege des MSV Duisburg. Das Foto von Ailton wurde am 9. November 2007 aufgenommen.

Der Berliner Adrian Ramos und der Bochumer Matias Concha im Zweikampf.

VfL Bochum, sechs Abstiege: Sechsmal runter musste auch der VfL Bochum. 1993, 1995, 1999, 2001, 2005 und 2010 rief wieder die Zweitklassigkeit. Das Foto stammt vom 30. Januar 2010 und zeigt Adrian Ramos (r.) und Matias Concha.

Thomas Kessler tröstet Linton Maina.

1. FC Köln, sieben Abstiege: Der 1. FC Köln hat sieben Abstiege zu verzeichnen. 1998, 2002, 2004, 2006, 2012, 2018 und 2024 hingen in der Domstadt die Köpfe runter. (Foto: 18. Mai 2024)

Herthas Lucas Tousart und seine Mitspieler Florian Niederlechner und Marton Dardai zeigen sich nach dem Schlusspfiff enttäuscht.

Hertha BSC Berlin, sieben Abstiege: Für Hertha BSC Berlin war 2023 bereits der siebte Abstieg perfekt. Zuvor konnte schon 1965, 1980, 1983, 1991, 2010 und 2012 der Absturz nicht verhindert werden. Das Foto wurde am 20. Mai 2023 aufgenommen und zeigt Florian Niederlechner (l.), Lucas Tousart und Marton Dardai (r.).

Bielefelds Spieler um Torhüter Stefan Ortega Moreno stehen trauernd vor der Fankurve.

Arminia Bielefeld, acht Abstiege: Noch einmal mehr erwischte es Arminia Bielefeld. Ganze acht Abstiege in den Jahren 1972, 1979, 1985, 1998, 2000, 2003, 2009 und 2022 hat der Klub vorzuweisen. Das Foto wurde am 6. Mai 2022 aufgenommen.

Die Nürnberger Spieler stehen nach dem Abpfiff enttäuscht vor den Fans.

1. FC Nürnberg, neun Abstiege: Alleiniger Rekord-Absteiger ist bislang jedoch der 1. FC Nürnberg. Neunmal ging es runter: 1969, 1979, 1984, 1994, 1999, 2003, 2008, 2014 und zuletzt 2019. Das Foto wurde am 11. Mai 2019 aufgenommen.

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Trainer: Es ist nicht immer gut gelaufen unter Thomas Reis (49). Der Coach startete mit fünf Niederlagen in sechs Spielen, stand bei Pleiten wie dem 1:6 gegen Leipzig, dem 0:4 in Freiburg oder dem 0:6 bei den Bayern an der Linie. Dennoch wird Reis auf Schalke ausschließlich positiv gesehen.

Weil er aus einer mittelmäßigen und am Boden liegenden Mannschaft eine funktionierende Truppe geformt hat, die mit Leidenschaft gegen viele Widerstände ankämpfte und viel Moral zeigte. Deshalb hatte sich Knäbel früh festgelegt, dass Reis auch im Falle des Abstiegs bleiben soll.

Knäbel: „Haben eine Mannschaft, die sich absolut sehen lassen kann“

Abgänge: Angesichts von allein acht Leihspielern – darunter Leistungsträger wie Alex Král (25), Tom Krauß (21) oder Moritz Jenz (24) – wird schon ein Umbruch erfolgen. Die Entscheidung, dass Torjäger Simon Terodde (35) nicht bleibt, ist früh gefallen. In der 2. Liga wäre er sicher eine Verstärkung gewesen. Sturmpartner Sebastian Polter (32) hat sein Bleiben am vergangenen Samstag (27. Mai) schon unter Tränen angekündigt.

Spieler wie Marius Bülter (30), so etwas wie der Vorkämpfer in der Rückrunde, könnten entweder als Leitplanke dienen oder angesichts laufender Verträge zumindest eine gute Ablöse einbringen. Knäbel sieht den Verein jedenfalls gut gerüstet. Man habe „jetzt schon aus dem Vertragsbestand heraus eine Mannschaft, die sich absolut sehen lassen kann. Wir werden versuchen, die weiter zu optimieren.“

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Wiederaufstieg: Dies erscheint aktuell wahrscheinlicher, als es vor zwei Jahren erschien. „Es ist eine gänzlich andere Situation“, sagte Knäbel. Damals waren die Profis in Schreckensszenen um die Arena gejagt worden. Nun „wurden wir gefeiert, obwohl wir abgestiegen sind. Das ist ein komisches Gefühl“, sagte Teammanager Gerald Asamoah (44).

Aufgrund dessen versicherte Knäbel, er schaue „sehr optimistisch in die Zukunft“. Einziges mentales Problem: Die emotionale Aufholjagd hat den ganzen Verein viel Kraft gekostet. „Und wenn du Achter in der Rückrunden-Tabelle bist, empfindest du es als wahnsinnig ungerecht, dass du abgestiegen bist“, sagte Knäbel. Doch daraus müssen er, Reis und die verbleibenden und kommenden Spieler in einer Trotzreaktion Kraft ziehen. (fr, dpa)