Bundesliga-Schiri ganz privatFelix Brych: „Ich wollte werden wie Lothar Matthäus“

Der deutsche Schiedsrichter Felix Brych gestikuliert während des EM-Halbfinals 2021 Italien versus Spanien.

Felix Brych (hier am 6. Juli 2021 im EM-Halbfinale Italien gegen Spanien) spricht im großen Interview auch über sein Innenleben – obwohl er eigentlich nichts Privates von sich preisgeben wollte.

Bundesliga-Schiedsrichter Felix Brych spricht im großen EXPRESS.de-Interview über Jugendträume, Fehlentscheidungen und darüber, dass er ohne Videoassistent nicht mehr arbeiten könnte.

von Horst Stellmacher  (sm)

Liebesbekundungen sind sehr selten in seinem Beruf, das Gegenteil kommt öfter vor. Davon lässt sich Bundesliga-Schiedsrichter Felix Brych (47) auf dem Platz jedoch (fast) nie beirren. Dass das aber doch Spuren hinterlässt, gesteht der Münchener, der zweimal „Weltschiedsrichter“ wurde, in seinem Bestseller „Aus kurzer Distanz“ (Econ Verlag, 24,99 Euro).

Darin gibt er nicht nur Einblicke in Karriere, Job und seine Prinzipien-Welt, sondern auch Auskunft über sein privates Leben. Grund für ein langes Gespräch mit EXPRESS.de.

Felix Brych: Kreuzbandriss beendete seine Kicker-Karriere

Schiedsrichter ist ein ungewöhnlicher Beruf. Wie sind Sie darauf gekommen?

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Felix Brych: Als Jugendlicher träumte ich davon, Karriere im Fußball zu machen. Ich war spielender Libero, wollte so werden wie Lothar Matthäus, Matthias Sammer oder Olaf Thon. Doch irgendwann habe ich gemerkt, dass ich als Spieler nicht so weit kommen werde. Und als dann ein Kreuzbandriss dazukam, habe ich als Schiedsrichter angefangen und relativ schnell den Aufstieg geschafft.

Waren Sie als Spieler der Liebling der Schiedsrichter?

Felix Brych: Ich glaube nicht. Ich war fordernd und forsch, habe viele Entscheidungen hinterfragt und dabei auch viel gelernt. Heute sehe ich das so: Leute, die über mich meckern oder mit mir in Kontakt treten, sind schwieriger zu händeln, aber sie haben Interesse an meiner Aufgabe.

Auf dem Platz wirken Sie nicht, als könnte man von Ihnen ein persönliches Wort erwarten. Jetzt gibt Ihr Buch nicht nur einen Blick ins Schiedsrichterleben frei, sondern auch auf den Menschen Felix Brych. Wie kam's dazu?

Felix Brych: Das war die Idee des Verlages und des Autors Sven Haist. Ich habe mich erst geziert, dann gemerkt, dass ich was zu erzählen habe, was nicht nur Kolleginnen und Kollegen interessieren könnte. Aber es ist mir zuerst schwergefallen, über mein Innerstes, mein Privatleben zu schreiben. Das wollte ich eigentlich nie preisgeben. Leichter war es, das zu schreiben, was ich in meiner Uniform auf dem Platz erlebt habe.

Sie nennen das Uniform, was für andere ein Trikot ist. Warum diese Bezeichnung?

Felix Brych: Weil ich als Schiedsrichter ein offizielles Amt bekleide. Ich habe mich immer als Botschafter des Fußballs und meines Landes gesehen. Ich habe danach gelebt und geguckt, dass ich auch im Privatleben korrekt auftrete.

Felix Brych über Angriffe, die ihn persönlich schmerzen

Hört sich an, als seien Sex, Drugs & Rock'n'Roll in Ihren jungen Jahren nicht Thema Nr. 1 gewesen?

Felix Brych: Stimmt. Ich konnte nie - wie man salopp sagt - mal die Sau rauslassen. Ich habe auf vieles verzichtet, und das war nicht immer einfach. Dafür habe ich aber wahnsinnig viel Schönes erlebt, wofür ich dann diesen Preis gern gezahlt habe.

Wenn Sie mal vor die Tür gehen - werden Sie erkannt und beschimpft?

Felix Brych: Das ist eigentlich nie der Fall. Wenn ich erkannt werde, fühle ich mich wertgeschätzt. Auch an den Abenden vor einem Spiel, wenn ich am Spielort im Restaurant essen gehe, werde ich mit Respekt behandelt.

Nach einem Spiel scheint es oft anders zu sein?

Felix Brych: Klar, dann spielen andere Emotionen eine große Rolle. Das erlebe ich aber selten, weil ich meist gleich zum Flughafen gefahren werde, und zu Hause bin ich vom Spiel entwurzelt. Außerdem habe ich es mir abgewöhnt, nach dem Spiel alles zu lesen und an mich heranzulassen. Es gibt Angriffe, die treffen nicht die Uniform, sondern den Menschen darin, also mich persönlich. Und das schmerzt.

Wenn Sie pfeifen, guckt Ihre Frau zu. Hat Sie mal gesagt, dass Sie falsch gepfiffen haben?

Felix Brych: Ja, sie verfolgt meine Spiele zum Großteil, was mich sehr freut. Natürlich ist sie mal anderer Meinung. Aber sie weiß, wie ich ticke: Sie sieht mir schon im Kabinengang an, ob ich fokussiert bin und das Spiel in den Griff bekommen werde.

Sonntags-Talk am 24. April 2023 in Köln mit Schiedsrichter Felix Brych und EXPRESS-Reporter Horst Stellmacher

EXPRESS-Reporter Horst Stellmacher im Gespräch mit Felix Brych, der auch über sein Buch „Aus kurzer Distanz“ (Econ Verlag, 24,99 Euro) berichtete.

Sie berichten in „Aus kurzer Distanz“ auch über Ihre Misserfolge. Dazu zählt das „Phantomtor“ der Saison 2013/14, als Sie bei Leverkusen gegen Hoffenheim einen Ball als Tor werteten, der durch ein Loch im Netz von außen im Tor landete. Welche Rolle spielt das in Ihren Erinnerungen?

Felix Brych: Es war und ist mir sehr unangenehm. Aber da mache ich mir heute keinen Vorwurf mehr, das war wirklich ganz schwer zu sehen, mein Verschuldensgrad war deswegen relativ gering. Schlimmer war die WM 2018, die ich in den Sand gesetzt habe. Ich war einer der Top-Favoriten, kam schon nach einem Spiel nach Hause.

Wie kam das eigentlich?

Felix Brych: Ich hatte mich nicht richtig vorbereitet, war geistig nicht voll da. Aber ich habe daraus gelernt, bin bei der Euro '21, als strahlender Gewinner nach Hause gekommen. Das war der krönende Abschluss meiner internationalen Laufbahn und wichtig für meinen Seelenfrieden.

24 Unparteiische im Fußball-Oberhaus

Schiedsrichter-Quiz: Erkennst du alle Bundesliga-Referees?

Schiedsrichter Daniel Schlager (l) tröstet Florian Kainz, der bei seinem Elfmeter den Ball zwei Mal berührt hatte, rechts steht Kölns Torwart Marvin Schwäbe.

Kennst du die 24 Schiedsrichter aus der Fußball-Bundesliga? Wer sein Schiri-Wissen testen will, klickt sich hier durch die Galerie der Schiri-Riege im Fußball-Oberhaus. Darin enthalten ist auch der Referee, der Florian Kainz am 18. Januar 2022 nach seinem Unglücks-Elfmeter im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV tröstete.

Schiedsrichter Timo Gerach zeigt Rostocks Dennis Dressel (l) die Gelbe Karte.

Ein Newcomer zum Start. Ab der Saison 2023/24 gehört er zum festen Kader der Bundesliga-Schiedsrichter, hier zeigt er am 4. September 2022 in der 2. Bundesliga Dennis Dressel von Hansa Rostock die Gelbe Karte. Sein Name? Die Auflösung findest du im nächsten Bild.

Schiedsrichter Felix Brych zeigt eine Entscheidung mit der Hand an.

Auflösung voriges Foto: Timo Gerach. Deutlich einfacher wird es beim mit Abstand erfahrensten Bundesliga-Schiri, der seit 2004 dabei ist. Hier leitet er am 28. Januar 2023 das Berlin-Derby zwischen Hertha BSC und dem FC Union. Auch hier gilt: Weiterklicken für die Auflösung.

Schiedsrichter Martin Petersen wartet gemeinsam mit Mario Götze (l.) und Jan Thielmann (r.) im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am 21. August 2022 eine VAR-Entscheidung ab.

Auflösung voriges Foto: Felix Brych. Schiedsrichter Nummer drei ist seit 2017 in der Bundesliga dabei, hier wartet er gemeinsam mit Mario Götze (l.) und Jan Thielmann (r.) im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am 21. August 2022 eine VAR-Entscheidung ab.

Schiedsrichter Robert Hartmann gestikuliert auf dem Spielfeld.

Auflösung voriges Foto: Martin Petersen. Der nächste Mann hat bereits über ein Jahrzehnt in der Bundesliga auf dem Buckel. Der Allgäuer ist, wie hier am 29. Januar 2023 zwischen dem HSV und Eintracht Braunschweig, aber auch immer wieder in der 2. Bundesliga gefragt.

Mats Hummels und Salih Özcan von Dortmund diskutieren nach einem Stürmerfoul mit Schiedsrichter Sven Jablonski.

Auflösung voriges Foto: Robert Hartmann. Seit der Saison 2017/2018 steht dieser Schiedsrichter bereits auf den Bundesliga-Plätzen Rede und Antwort, wenn Stars wie Mats Hummels und Salih Özcan noch mal genauer nachfragen – so wie hier am 11. November 2022 beim BVB-Gastspiel in Gladbach.

Schiedsrichter Patrick Ittrich (M) ermahnt Augsburgs Geschäftsführer Sport Stefan Reuter (r) im Beisein von Trainer Enrico Maaßen.

Auflösung voriges Foto: Sven Jablonski, der ebenso wie der nächste Schiedsrichter aus dem Norden stammt. Der hier abgebildete Hamburger Unparteiische weist Schiri-Schreck Stefan Reuter vom FC Augsburg am 17. Februar 2023 beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim in die Schranken und ist schon seit 2016 Bundesliga-Referee.

Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Dortmunds Thomas Meunier die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Patrick Ittrich. Hier wird Thomas Meunier im BVB-Gastspiel beim SC Freiburg am 21. August 2022 von einem extrem erfahrenen Bundesliga-Schiedsrichter verwarnt, der seit 2010 im Oberhaus Spiele pfeift und Karten zückt.

Schiedsrichter Tobias Stieler geht über den Platz.

Auflösung voriges Foto: Tobias Welz. Anderthalb Jahre später kam Anfang 2012 der nächste Hamburger Schiedsrichter in die Bundesliga, hier leitet er am 14. August 2021 das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. 2019 pfiff er außerdem das Finale im DFB-Pokal.

Schiedsrichter Tobias Reichel gestikuliert in Richtung Herthas Marvin Plattenhardt.

Auflösung voriges Foto: Tobias Stieler. Ein kleiner Hinweis zum Schiedsrichter, der hier Marvin Plattenhardt von Hertha BSC im Spiel bei Werder Bremen am 28. Oktober 2022 ins Gebet nimmt: Auch er hört auf den Vornamen Tobias, gehört seit 2020 zur Riege der Bundesliga-Referees.

Schiedsrichter Sascha Stegemann schickt Unions Niko Gießelmann mit Gelb-Rot vom Platz.

Auflösung voriges Foto: Tobias Reichel. Nico Gießelmann wird hier am 31. Januar 2023 von einem seit 2014 in der Bundesliga aktiven Schiedsrichter mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Der Mann, der hier das Pokalspiel zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg leitet, heißt übrigens nicht Tobias.

Schiedsrichter Marco Fritz (M) zeigt Jordy de Wijs (l) nach seiner zweiten GelbenKarte die Rote Karte.

Auflösung voriges Foto: Sascha Stegemann. Aus dem kleinen Örtchen Korb in Baden-Württemberg pfiff sich der nächste Schiri bis in die Bundesliga. Dort leitet er seit 2009 Spiele. Hier ist er im Zweitliga-Duell zwischen Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf am 18. Februar 2023 zu sehen, wo er Jordy de Wijs vom Platz stellt.

Paderborns Trainer Lukas Kwasniok (r) beschwert sich bei Schiedsrichter Daniel Schlager.

Auflösung voriges Foto: Marco Fritz. Dass Schiedsrichter sich von den Trainern einiges anhören müssen, wird bei diesem Bild deutlich. Paderborn-Coach Lukas Kwasniok ist nach dem Aus im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart am 31. Januar 2023 stinksauer. Doch welchem Referee brüllt er seinen Unmut entgegen?

Schiedsrichter Deniz Aytekin spricht bei einem Bundesliga-Spiel in sein Mikrofon

Auflösung voriges Foto: Daniel Schlager. Der wohl bekannteste deutsche Schiedsrichter, der jahrelang auch international im Einsatz war, ist hier zu sehen. Seit 2008 leitet der Betriebswirt Spiele in der Bundesliga, so wie hier am 30. April 2022 das Duell zwischen Arminia Bielefeld und Hertha BSC.

Schiedsrichter Florian Badstübner (M) gestikuliert, während er von mehreren Freiburg-Spielern belagert wird.

Auflösung voriges Foto: Deniz Aytekin. Der hier beim Bundesliga-Duell des SC Freiburg gegen den 1. FC Köln zu sehende Referee ist noch deutlich frischer im Fußball-Oberhaus, pfeift dort seit 2020.

Schiedsrichter Bastian Dankert lacht und gestikuliert.

Auflösung voriges Foto: Florian Badstübner. Dass auch gute Laune zum Schiedsrichter-Wesen gehört, wird auf diesem Bild vom Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen am 18. Februar 2023 deutlich.

Der Karlsruher Trainer Christian Eichner (l) erhält von Schiedsrichter Frank Willenborg die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Bastian Dankert. Hier sehen Sie Lehrkräfte unter sich. Sowohl KSC-Trainer Christian Eichner (l.) als auch der hier durchgreifende Schiedsrichter (r.) haben abseits des Fußballs Erfahrung mit dem Pädagogen-Job. Doch wie heißt der Realschullehrer, der am 10. Februar 2023 im Spiel des Karlsruher SC gegen Greuther Fürth die Gelbe Karte zückt?

Schiedsrichter Benjamin Brand (M) zeigt Wolfsburgs Mattias Svanberg (2.vr) die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Frank Willenborg. Mit über 100 Einsätzen in der 1. und 2. Bundesliga hat sich der nächste Mann schon einen Namen gemacht, lässt sich auch von zwei Wolfsburgern nicht beeindrucken, die am 10. Februar 2023 im Spiel beim FC Schalke auf ihn einreden.

Schiedsrichter Daniel Siebert zeigt im Bundesliga-Spiel die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Benjamin Brand. Weiter geht es mit Deutschlands Schiedsrichter bei der WM 2022 in Katar. Nach zehn Jahren in der Bundesliga erfüllte sich der Berliner Referee, hier am 20. Januar 2023 im Spiel zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern, seinen großen Karriere-Traum.

Schiedsrichter Felix Zwayer gibt bei einem Bundesliga-Spiel Anweisungen

Auflösung voriges Foto: Daniel Siebert. Ebenfalls aus Berlin kommt der wohl umstrittenste aller deutschen Schiedsrichter. Obwohl er schon seit 2009 in der Bundesliga pfeift, reißt Kritik von Spielern oder Ex-Kollegen nicht ab. (Foto: 19. Februar 2022)

Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck spricht mit Gladbachs Jonas Hofmann.

Auflösung voriges Foto: Felix Zwayer. Erst elf Jahre später, 2020, kam dieser Unparteiische in die Bundesliga. Hier spricht er am 4. November 2022 in aller Ruhe mit Gladbach-Profi Jonas Hofmann.

Schiedsrichter Christian Dingert zeigt die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Matthias Jöllenbeck. Weiter geht es mit einem pfeifenden Diplom-Verwaltungswirt, der seit 2010 Bundesliga-Spiele leitet. Hier zückt er im Spiel zwischen Arminia Bielefeld und Greuther Fürth am 16. Januar 2022 Gelb.

Schiedsrichter Robert Schröder spricht mit den Spielern.

Auflösung voriges Foto: Christian Dingert. Mit dem hier abgebildeten Schiedsrichter ist nicht zu spaßen, in der Saison 2021/2022 griff nur Daniel Schlager noch häufiger zur Gelben Karte als der Hannoveraner (16 Stück in 60 Spielen). Hier ruft er die Spieler von Fortuna Düsseldorf und Holstein Kiel am 29. Oktober 2022 auch ohne Verwarnung zur Ordnung.

Schiedsrichter Harm Osmers zeigt in der Bundesliga eine Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Robert Schröder. Der nächste gesuchte Referee zückt hier im Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Bayern München am 5. Februar 2023 Gelb. In der vorigen Bundesliga-Saison zeigte er in 15 Spielen 42 Mal Gelb, pfiff außerdem fünf Elfmeter. Auch hier lag nur Daniel Schlager (6) vorne.

Schiedsrichter Sören Storks beim Spiel zwischen Nürnberg und Holstein Kiel.

Auflösung voriges Foto: Harm Osmers. Der gesuchte Schiri pfeifft bereits seit 2012 im deutschen Profi-Fußball. Seit der Saison 2017 pfeift er auch in der Bundesliga. Das Foto zeigt ihn bei der Zweitliga-Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Holstein Kiel.

Die Bundesliga-Schiedsrichter laufen über den Rasen.

Auflösung voriges Foto: Sören Storks. Das war es mit den 24 Bundesliga-Schiedsrichtern. Hier sehen Sie die Schiri-Riege mit ihren Assistenten noch einmal beim gemeinsamen Winter-Trainingslager Anfang Januar 2023 im portugiesischen Lagos.

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Gibt es Spieler, vor denen Sie Angst haben?

Felix Brych: Um Gottes willen, nein. Angst ist ein falscher Wegbegleiter. Ich habe weder Angst vor Entscheidungen noch vor Menschen. Ich bin mitten in München aufgewachsen, war immer unter Leuten zu Hause. Außerdem kenne ich jetzt meine Pappenheimer - wie ich es ja im Buch beschreibe.

Wie ist es mit Ronaldo - der wirkt, als breche er bei jeder Entscheidung in Tränen aus?

Felix Brych: Ronaldo ist nicht schwer zu pfeifen. Der will Tore schießen und erfolgreich sein. Der fällt nicht durch böse Fouls oder Reklamationen auf. Dennoch habe ich ihn mal vom Platz gestellt - da hätte auch Gelb gereicht.

Felix Brych: Kölner Keller ist ein Schutz

Können Sie sich ein Schiedsrichterleben ohne Kölner Keller vorstellen?

Felix Brych: Ich könnte ohne Videoassistent nicht mehr pfeifen, ohne ihn als Schutz würde ich nicht mehr auf den Platz gehen. Aber ich verstehe gut, dass der VAR manchmal die Fans nervt.

Wir erleben eine spannende Bundesliga-Saison, es könnte sein, dass der FC Köln im letzten Spiel zum Meistermacher wird - er trifft auf Bayern München. Würden Sie das gern pfeifen?

Felix Brych: Ja, unbedingt. Spiele im April und Mai sind immer große Spiele. Sie sind schwieriger zu pfeifen, weil viel mehr Druck auf dem Kessel ist, aber gerade das ist das Salz in der Suppe. Doch FC gegen die Bayern geht bei mir leider nicht – als Münchner darf ich nie die Bayern pfeifen.

Haben Sie eigentlich Hobbys, bei denen Sie Ihren Job total vergessen?

Felix Brych: Ich spiele gerne Tennis. Ansonsten bleibt nicht viel Zeit für andere Hobbys. Eine Modelleisenbahn werden Sie bei mir im Keller nicht finden (lacht). Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.

Felix Brych: Bundesliga-Schiri promovierte in Rechtswissenschaften

Felix Brych (geboren am 3. August 1975 in München) studierte Rechtswissenschaften, promovierte 2004 – Thema seiner Dissertation: „Möglichkeiten und Grenzen der gemeindlichen Förderung des Berufssports aus rechtlicher Sicht“. Seit 1999 ist er DFB-Schiedsrichter. Ab 2001 pfiff er Spiele in der 2. Liga, seit 2004 ist er auch in der Bundesliga am Ball.

2007 wurde er FIFA-Schiedsrichter. Sein erstes Länderspiel war Luxemburg gegen Rumänien in der EM-Quali. 2008 feierte er sein Debüt in der UEFA-Champions League beim Spiel FC Liverpool gegen PSV Eindhoven) 2017 und 2021 wurde er zum „Weltschiedsrichter des Jahres“ gekürt. 2021 ernannte ihn der DFB zum fünften Mal zum „Schiedsrichter des Jahres“. Er hat seine internationale Karriere beendet. Mit Ehefrau Andrea (Abteilungsleiterin bei einem Haushaltswarenhersteller) lebt er in München.