Hinspielsieg verspieltBitteres Elfmeterschießen bringt Entscheidung: Fortuna-Traum geplatzt

Emmenuel Iyoha und Jordy de Wijs trauern um den verspielten Bundesliga-Aufstieg.

Fortuna Düsseldorf verspielte am 27. Mai 2024 die große Favoriten-Rolle und schaffte nicht den Sprung in die Bundesliga.

Fortuna Düsseldorf hat den großen Bundesliga-Traum verspielt! Nach Verlängerung brachte das Elfmeterschießen die bittere Entscheidung: Düsseldorf bleibt in der 2. Bundesliga.

von Viktoria Silz  (vis)

Aus der große Traum von der Bundesliga! Am Montag (27. Mai 2024) empfing Fortuna Düsseldorf den VfL Bochum im großen Relegations-Showdown. Nachdem sie mit der 3:0-Führung aus dem Hinspiel als große Favoriten in das Spiel gingen, verspielten die Rot-Weißen die gute Ausgangsposition. Bochum gelang der Klassenerhalt.

„Wir haben so gut vorgelegt, wir waren so dicht dran, und deswegen tut es umso mehr weh - das ist nachzuvollziehen“, sagte Düsseldorfs Sportvorstand Klaus Allofs (67) bei Sat.1: „Ich habe es gesagt: Wir brauchen zwei gute Spiele, und heute war es kein gutes Spiel. Alle, die einen Haken dran gemacht haben: Die haben keine Ahnung.“

Fortuna Düsseldorf verspielt den Aufstieg in die Bundesliga

Für Fortuna begann das große Finale ganz anders als vorgestellt. Schon früh ging Bochum mit 1:0 in Führung. Durch die Tore zum 2:0 und 3:0 war klar: Nach bewegenden 90 Minuten ging es in die Verlängerung. Nachdem auch die extra 30 Minuten keine Entscheidung gebracht hatten, musste das Elfmeterschießen darüber entscheiden, wer in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen darf.

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Im Vergleich zum Hinspiel gegen den VfL (23. Mai, 3:0) hatte F95-Trainer Daniel Thioune (49) keine Änderungen in der Startelf vorgenommen. Auf der Ersatzbank hingegen kam es derweil gezwungenermaßen zu einer personellen Änderung.

Linksverteidiger Nicolas Gavory (29) zog sich in der vergangenen Woche beim Aufwärmen in Bochum einen Muskelfaserriss in der Wade zu. Dafür hatte Marlon Mustapha (23) im Gegensatz zur letzten Woche einen Platz im Kader sicher.

Choreo Fortuna Düsseldorf Fortuna-Fans.

Die beeindruckende Choreografie der Fortuna-Fans am 27. Mai 2024 vor Anpfiff des Relegations-Finales.

Schon vor dem Anpfiff war die Stimmung im Stadion raderdoll. Derart laute Fangesänge in der Merkur-Spiel-Arena hatte es wohl schon seit einigen Jahren nicht gegeben. Schnell war klar: Die Düsseldorf-Fans sind bereit für den Aufstieg!

Direkt zu Beginn regnete es zwei Gelbe Karten für die Bochumer, Griechen-Knipser Christos Tzolis (22) kam zu einer aussichtsreichen Freistoß-Position (9.). Doch der angespielte Felix Klaus (31) konnte nicht viel daraus machen und der Ball flog am linken Pfosten vorbei. Keine Gefahr für Bochums-Ersatztorwart Andreas Luthe (37).

Nachdem sie schon länger am Drücker waren, fanden die Bochumer eine knappe Viertelstunde später den Weg zum Tor. Der ehemalige Fortuna-Spieler Kevin Stöger (30) führte einen Freistoß aus. F95-Kapitän Marcel Sobottka (30) kam nicht so richtig hinterher und somit hatte Philipp Hofmann (31) die Chance, relativ ungehindert einzuköpfen: 1:0 für Bochum (18.). Die Antwort der Fortuna-Fans: Noch lauter singen als zuvor.

Fortuna Düsseldorf

Die Noten zum Relegations-Rückspiel gegen den VfL Bochum

Fortuna Düsseldorfs Vincent Vermeij und Bochums Tim Oermann kämpfen um den Ball.

Fortuna Düsseldorf um Vincent Vermeij (l.) waren am Montagabend (27. Mai 2024) im Relegations-Rückspiel gegen den VfL Bochum um Tim Oermann gefordert.

Florian Kastenmeier gestikuliert auf dem Platz.

Florian Kastenmeier: Beim 0:1 komplett machtlos. Nach einer halben Stunde dann beim abgefälschten Distanzschuss von Wittek hellwach. Pflückte mehrere Bochumer Flanken souverän runter. Ansonsten immer wieder mit dem Ball am Fuß gefordert. Konnte das 0:2 und das 0:3 dann ebenfalls nicht verhindern. Parierte noch stark gegen Asanos Kopfball. Im Elfmeterschießen dann mit unfassbarem Safe gegen Masovic. Am Ende half es nichts. Note: 2

Matthias Zimmermann gestikuliert auf dem Platz.

Matthias Zimmermann: Unterband in der Anfangsphase gleich mehrere Vorstöße der Bochumer routiniert. Konnte diverse gefährliche Flanken der Gäste jedoch nicht verhindern. Versuchte sich aber auch nach vorne einzuschalten und setzte dort Akzente. Verursachte dann nach 68 Minuten per unglücklichem Handspiel den Elfmeter zum 0:3. Rückte nach Sobottkas Auswechslung auf die Sechs. Note: 4

IMAGO/Laci PerenyiTim Oberdorf führt den Ball.

Tim Oberdorf: Musste gemeinsam mit de Wijs so einiges wegräumen. Tat das in gewohnt unaufgeregter Weise. Klärte nach Wiederbeginn per Monster-Grätsche den Abschluss von Daschner, der allerdings im Abseits stand. Wieder eine überzeugende Vorstellung des Defensiv-Allrounders, der auch im Elfer-Krimi die Nerven behielt. Note: 2

Jordy de Wijs passt den Ball.

Jordy de Wijs: Wuchtete hinten die Bälle der Bochumer unermüdlich aus dem eigenen Sechzehner. Hatte dann nach einer halben Stunde vorne die ganz dicke Kopfball-Chance auf den Ausgleich. Agierte kernig und knackig in den Zweikämpfen. Verließ dann zu Beginn der Verlängerung völlig ausgepumpt den Platz. Note: 4

Emmanuel Iyoha lächelt bei einem Spiel von Fortuna Düsseldorf.

Emmanuel Iyoha: Leistete sich einen kompletten Einwurf-Blackout nach 23 Minuten. Drosch die Kugel dann in der 55. Minute aus aussichtsreicher Position klar über den Kasten. Vor dem 0:2 allein gegen zwei Mann auf verlorenem Posten. Da stimmte die Abstimmung mit den Nebenleuten nicht. Warf dennoch alles rein. Note: 3

Marcelo Sobottka führt den Ball.

Marcel Sobottka: Der Routinier sollte im Mittelfeld für Stabilität sorgen. Verursachte dann aber den Freistoß, der zum 0:1 führte. Torschütze Hofmann ließ er dabei entwischen. Hatte vor der Halbzeitpause dann selbst noch eine gute Möglichkeit. Musste nach einem Kopf-Crash mit Bero im zweiten Durchgang mit Turban spielen. Und ging schließlich vorzeitig vom Platz. Note: 4

Yannik Engelhardt führt den Ball.

Yannik Engelhardt: Spulte schon im ersten Durchgang fast sechs Kilometer im Zentrum ab. Brachte in den Zweikämpfen immer wieder entscheidend den Fuß dazwischen. Versuchte alles, um das Spiel zu beruhigen. Doch das gelang nicht immer. Versenkte seinen Elfer dann souverän. Note: 3

Felix Klaus führt den Ball.

Felix Klaus: In der Anfangsphase vorne mit einem missglückten Abschluss. Rackerte vor allem im Verbund mit Zimmermann immer wieder zurück. Nach vorne fehlte an diesem Abend ein wenig die Präzision. Machte in der Schlussphase dann Platz für Niemiec. Note: 3

IMAGO/pepphotoAo Tanaka führt den Ball.

Ao Tanaka: Probierte es nach nicht mal 60 Sekunden direkt aus der Distanz. Da fehlte nicht viel. Lief im Mittelfeld viele Lücken zu und klaute erfolgreich Bälle. Wollte das Spiel dann im zweiten Durchgang dann an sich reißen und nahm es immer wieder gleich mit mehreren Bochumern auf. Später dann ausgewechselt. Note: 3

Christos Tzolis führt den Ball.

Christos Tzolis: Wenn er an den Ball kam, war die Arena sofort da. Der erste Abschluss des Griechen rauschte dann nach 25 Minuten aufs Tor. Wurde allerdings immer wieder von den Bochumern gedoppelt und hatte daher einen schweren Stand. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit fast mit dem erlösenden Treffer. Verwandelte seinen Elfer-Versuch souverän. Note: 3

Vincent Vermeij läuft über den Platz.

Vincent Vermeij: Hatte nach anderthalb Minuten direkt eine Kopfball-Chance, brachte aber nicht genug Druck hinter den Ball. Wollte später ins lange Eck spitzeln, doch auch das misslang. Verlor insgesamt zu viele Bälle. Und hatte in der Schlussphase dann Feierabend. Note: 5

Jona Niemiec führt den Ball.

Ab 75. Minute Jona Niemiec: Sollte mit seinem Tempo in der Schlussphase für Entlastung sorgen. Brachte auch direkt Belebung auf die rechte Seite. Hatte kurz vor Schluss der Verlängerung noch eine ganz dicke Doppel-Chance auf sein Tor. Trat als fünfter Strafstoß-Schütze an – und drosch die Kugel wuchtig in die Maschen. Note: 3

Isak Johannesson zieht ab.

Ab 75. Minute Isak Johannesson: Der Isländer kam in einer ganz kniffligen Phase für Tanaka aufs Feld. War aber sofort im Spiel und holte direkt eine Ecke raus. Versuchte im Anschluss weiter, Impulse zu setzen. Blieb dann im Elfmeterschießen cool. Note: 3

Christoph Daferner steht auf dem Platz.

Ab 83. Minute Christoph Daferner: Ersetzte Vermeij. Lief vorne beherzt an und warf sich in die Kopfball-Duelle. Auch wenn nicht jede Aktion glückte: Der Angreifer brachte noch einmal neue Energie auf den Rasen. Note: 2

Takashi Uchino führt den Ball.

Ab 83. Minute Takashi Uchino: Der junge Japaner kam für Sobottka auf den Platz. Anfang direkt mit einem unnötigen Ball ins Nichts. Fing sich aber. Danach gewohnt fleißig und aufmerksam. Hatte in der Verlängerung Pech bei seinem guten Schuss von der Sechzehner-Grenze. Vergab dann den entscheidenden Elfmeter – und musste auf dem Platz getröstet werden. Note: 4

Andre Hoffmann führt den Ball.

Ab 97. Minute Andre Hoffmann: Der Kapitän kam in der Verlängerung auf den Platz und sollte mithelfen, die Defensive zu stabilisieren. Ging dann beim Elfmeterschießen als erster Schütze voran – und vergab. Note: 5

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Nach einem Freistoß in der 30. Minute, ausgeführt von Tzolis, hatte Abwehrkante Jordy de Wijs (29) per Kopfball die große Gelegenheit zum 1:1. Er vergab. Danach direkt Bochum mit der Chance, doch Düsseldorf-Keeper Florian Kastenmeier (26) war zur Stelle.

Zum Ende der ersten Halbzeit wurde es sehr körperlich. Es wurde geschubst, gedrängelt und gekämpft. Deutlich sichtbar: Beide Mannschaften gaben alles – auf diesem Platz wurde sich an diesem alles entscheidenden Tag nichts geschenkt. Nach einer intensiven Schlussphase der ersten Hälfte, mit Chancen auf beiden Seiten, ging es mit 1:0 für Bochum in die Kabine.

Nach der Pause hatte Bochums Lukas Daschner (25) die Riesen-Chance (49.), aber F95-Abwehrsouverän Tim Oberdorf (27) klärte die gefährliche Situation. Vor Oberdorfs wichtiger Rettungstat war Sobottka mit Matus Bero (28) zusammengestoßen. Lange musste der Kapitän der Düsseldorfer am Kopf behandelt werden. Mit dickem Verband um den Schädel ging es für den Routinier weiter.

Tzolis verfolgte beim Rückspiel nicht das gleiche Ecken-Glück wie im Hinspiel. Nachdem er gerade die Fans nochmal ordentlich angeheizt hatte, flog sein Eckschuss meilenweit und viel zu hoch am Tor vorbei (67.).

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Und dann wurde aus der Fortuna-Euphorie das große Zittern. Bochums Bero mit dem Einwurf. Kein Fortune war zur Stelle, nur Allzweckwaffe Emmanuel Iyoha (26) kämpfte gegen gleich zwei Bochumer. So stand Stöger völlig frei, legte den Ball zu Hofmann, der erneut den Ball versenkte. 2:0 für Bochum.

Und plötzlich sah alles noch düsterer aus – düsterer, als es wohl die bittersten Albträume der F95-Fans zugelassen hätten. Wieder Stöger, der in den Strafraum flankte, Rechtsverteidiger Matthias Zimmermann (31) verlängerte seine Körperfläche mit dem linken Arm. Strafstoß für den VfL. Und erneut war es der Ex-Fortune Stöger, der den Rheinländern zum Verhängnis wurde, indem er souverän verwandelte. Und plötzlich war er hinweggeschmolzen, der 3:0-Vorsprung aus dem Hinspiel.

Die Nerven der Fans lagen jetzt blank. Und Bochum jetzt mental obenauf. Der VfL blieb weiter am Drücker und ließ wenig in der eigenen Spielhälfte zu. Die Mannschaft um Thioune brauchte Zeit, um sich zu sammeln. So kam der zwischenzeitliche Schlusspfiff keine Minute zu früh. Es ging in die Verlängerung.

Bei beiden Teams schwanden die Kräfte. Torszenen gab es zunächst kaum noch. Dann wurde es noch einmal wurde es richtig eng, Bochums Agon Elezi (23) verhinderte mit einer starken Rettungskation das 1:3 aus Sicht von Fortuna. Auch die Verlängerung bracht keine Entscheidung.

Hoffmann trat als Erster an, sein Schuss flog in die Arme von VfL-Keeper Luthe. Kastenmeier brachte Düsseldorf zurück ins Geschehen, hielt den Ball von Erhan Masovic (25). Der eingewechselte Takashi Uchino (23) trat als siebter Schütze an, schoss den Ball übers Tor. Somit war klar: Düsseldorf bleibt in der 2. Bundesliga und der VfL hat den Klassenerhalt geschafft.