Die Frauen-Bundesliga nimmt langsam aber sicher Fahrt auf, auch die Champions League steht vor der Tür. Doch wo steht der deutsche Fußball im internationalen Vergleich sportlich und strukturell?
Frauenfußball-KolumneInternationale Herausforderungen: Wo steht die Bundesliga im Vergleich?
Nach drei Spieltagen zeichnet sich in der Bundesliga-Tabelle der Frauen ein bekanntes Bild ab. Der VfL Wolfsburg befindet sich noch ungeschlagen auf dem ersten Rang, dicht gefolgt vom FC Bayern München.
Auch in dieser Saison ist mit einem engen Rennen um den dritten Tabellenplatz zu rechnen, der das Ticket für die Champions League-Qualifikation beinhaltet. Unter anderem deswegen stehen spannende Wochen in der Frauen-Bundesliga bevor. Die Geschichte der Meisterschaft von 2022/23 ist noch längst nicht erzählt.
Frauen-Bundesliga: England mit klaren TV-Vorteilen
Im internationalen Vergleich steht die deutsche Liga oft im Schatten der englischen Women’s Super League (WSL). Dort kämpfen zahlreiche Klubs, deren Namen man aus der Premier League der Männer kennt, um den Titel. Und das vor globalem Publikum, denn alle Spiele der WSL werden frei verfügbar in der App „FA Player“ und bei verschiedenen Streaming-Diensten auf der ganzen Welt übertragen.
Die Spiele der Frauen-Bundesliga sind wiederum nur bei Magenta Sport in Deutschland abrufbar, Eurosport überträgt zudem stets das Freitagsspiel live im Fernsehen. Die TV-Rechte sind erst ab der Saison 2023/24 für neue Streaming-Anbieter ausgeschrieben. Schon jetzt wünscht man sich mehr Sichtbarkeit für die Partien und Teams, im In- und Ausland.
Die fehlenden Übertragungsangebote verärgern die Zuschauerinnen und Zuschauer – und all jene, die es, im Anschluss an die überaus erfolgreiche Europameisterschaft in England, gerne werden würden. In Sachen Visibility, de facto die Achillesferse der Frauen-Bundesliga, ist die WSL anderen Spielklassen also durchaus einen großen Schritt voraus. Doch Quantität ist nicht gleich Qualität.
Frauen-Bundesliga sportlich weiter voll konkurrenzfähig
Die fehlende Sichtbarkeit macht die deutsche Liga kleiner, als sie ist, und scheint ihr einiges an Strahlkraft zu nehmen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Vereine aus Deutschland auf der internationalen Bühne besser mithalten können als englische Mannschaften.Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:
Während mit Arsenal WFC im Jahr 2007 nur eine von ihnen jemals die Champions League (UWCL) gewonnen hat, können dies gleich mehrere deutsche Klubs von sich behaupten. Der 1. FFC Frankfurt (heute Eintracht Frankfurt) gewann 2002 die erste Ausgabe des europäischen Wettbewerbs. Drei weitere Titel sollten für das Team folgen.
Auch Turbine Potsdam, der FCR 2001 Duisburg (heute MSV Duisburg), sowie die Rekordmeisterinnen des VfL Wolfsburg konnten die Königinnen-Klasse mehrfach für sich entscheiden. Die Mannschaft aus der Autostadt sowie der FC Bayern sind auch in diesem Jahr für die Gruppenphase der UWCL qualifiziert.
Dort bekommen sie es mit herausfordernden Gegnerinnen zu tun. Der VfL Wolfsburg wurde mit SK Slavia Prag, SKN St. Pölten und AS Rom in eine Gruppe gelost. Für den FC Bayern stehen Spiele gegen den FC Barcelona, FC Rosengard und Benfica Lissabon an.
Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.
Alle Partien der Champions League werden kostenfrei auf YouTube zu sehen sein. In diesem Rahmen können sich die deutschen Teams vor jenem großen Publikum präsentieren, das ihnen in der Liga teils noch immer verwehrt wird.
Bundesliga-Klubs wollen in K.o.-Phase der Champions League
Die Ansprüche an Wolfsburg und Bayern sind dabei klar: wie auch im letzten Jahr soll die K.o.-Phase des europäischen Turniers erreicht werden. Die Duelle in der Frauen-Bundesliga, die auf technisch und physisch höchstem Niveau ausgetragen werden, erweisen sich beim Erreichen dieser Ziele sicher als hilfreich.
Mannschaften aus der (oberen) Tabellenmitte, wie Frankfurt und die TSG Hoffenheim, werden immer mehr zum Stolperstein für die „big two“ der Frauen-Bundesliga. Die Eintracht vom Main konnte dem FC Bayern jüngst im Auftaktspiel ein torloses Unentschieden abringen, während die Kraichgauerinnen 86 Minuten lang eine 1:0 Führung gegen die Wölfinnen halten konnten.
Der SC Freiburg machte am Wochenende mit einem deutlichen 5:2 gegen die SGS Essen von sich reden. Es sind Spieltage wie diese, die von der Unberechenbarkeit und Qualität in der deutschen Liga zeugen. Beides werden ab Mitte Oktober Wolfsburg und Bayern in der UWCL vor internationalem Publikum repräsentieren.