Jürgen Klopp verspielt mit dem Wechsel zu Red Bull seinen tadellosen Ruf bei Millionen Fußball-Fans. Doch Klopp hat weiter die Chance auf den großen Wurf zum Abschluss, meint unser Autor. Ein Kommentar.
Kommentar zum Mega-DealJürgen Klopp verspielt seinen Ruf – und hat trotzdem die eine große Chance
von Béla Csányi (bc)
Ob ihm diese Verbindung wirklich Flügel verleiht? Dass Jürgen Klopp (57) sich für einen lukrativen Job bei Red Bull entschieden hat, sorgte in Fußball-Deutschland zunächst für großes Erstaunen – und dann auch vielfach für Entsetzen. Hatte sich Klopp selbst doch einst als „einen der größten Fußball-Romantiker überhaupt“ bezeichnet.
Einer der großen Lieblinge der Nation verspielt seinen Ruf, um das wohl unbeliebteste Konstrukt in deren Nationalsport weiter voranzubringen. Kein Wunder also, dass in Leipzig gejubelt, aber in Dortmund, Köln oder anderswo vornehmlich getrauert wurde. Immerhin: Der Deal hat zwei entscheidende Eckpunkte – darunter auch einen positiven.
Jürgen Klopp bucht seine Rückfahrkarte in die Fan-Herzen
Zuallererst steht: Red Bull sichert sich einen weltweit anerkannten Fachmann. Dem fehlt aktuell zwar die Power für den Vollzeit-Job als Star-Trainer, doch hinter den Kulissen kann Klopp fortan all seine Qualitäten ausspielen. Menschlich und strategisch. In den Worten von Olaf Scholz (66): Ein Doppel-Wumms!
So soll Klopp das ohnehin schon ultra-entwickelte Brause-Universum im Fußball noch weiter voranbringen. Dass das den meisten Fußball-Fans nicht gefällt, wie auch die ersten Reaktionen zeigen, wird Menschenfänger Klopp ohne jeden Zweifel gewusst und eingepreist haben.
Und eben weil er in seiner gesamten Laufbahn immer schon mit seinem weitsichtigen Blick in die Zukunft glänzen konnte, hat der Coach gleich auch die einzig mögliche Rückfahrkarte in die Herzen der Massen gebucht. In Form einer Ausstiegsklausel für einen womöglich letzten großen Trainerjob.
Dass Bundestrainer Julian Nagelsmann (37) nach der WM 2026 zurück in den Vereinsfußball wechseln wird, gilt als gesichert. Und dass Klopp für die Nachfolge der mit Abstand beste Kandidat wäre, hatte auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler (64) betont: „Dann geht natürlich kein Weg an Jürgen Klopp vorbei.“
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Klopp hat nun die Möglichkeit, ab Januar 2025 für anderthalb Jahre seinen Aufgaben bei Red Bull nachzukommen und dann das Nagelsmann-Erbe anzutreten. Auch wenn die Fans ihn dabei jetzt definitiv nicht mehr derart euphorisch empfangen würden wie vor dem jüngsten Karriere-Abzweig.
Dass das Fußball-Geschäft aber von Tag zu Tag schnelllebiger wird und die richtigen Ergebnisse auch grundsätzliche Stimmungen blitzschnell umkehren können, weiß logischerweise auch Jürgen Klopp. Eine starke EM 2028 etwa würde auch letzte Bedenken ziemlich sicher zerstreuen und Klopp auf ewig zum Helden machen. Nur als Fußball-Romantiker sollte er sich bei einem Hauch Feingefühl künftig nicht mehr profilieren.