Eine ARD-Umfrage offenbart Rassismus gegen deutsche Nationalspieler. Auch Kapitän Ilkay Gündogan steht in der Kritik. Nationalspieler Joshua Kimmich kritisierte die Umfrage daher mit scharfen Worten.
Vor EM-StartKimmich entsetzt über Umfrage: „Absurd, kontraproduktiv, rassistisch“ – ARD reagiert
Der Fußball-Nationalmannschaft schlägt viel Begeisterung im Vorfeld der Heim-EM entgegen. Rund 2000 Fans standen am Freitagabend (31. Mai 2024) im strömenden Regen am Turnier-Quartier in Herzogenaurach und jubelten der Mannschaft bei der Ankunft zu.
Knapp zwei Wochen vor dem ersten Turnierspiel bemühen sich alle, eine positive Atmosphäre in der Bevölkerung zu schaffen. Man will Nähe zu den Fans herstellen, Vorfreude wecken. Ausgerechnet in dieser Phase sorgt nun eine Umfrage der ARD für großes Kopfschütteln innerhalb des Verbandes.
ARD-Umfrage: Jeder Fünfte will mehr „weiße“ Nationalspieler
Neun der Spieler des vorläufigen Kaders der deutschen Nationalmannschaft haben einen Migrationshintergrund. Der Sender hatte deshalb im Auftrag des WDR-Magazins „Sport inside“ eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap in Auftrag gegeben.
Mit Blick auf das DFB-Team gaben 21 Prozent der Deutschen dabei an, dass sie es besser fänden, wenn wieder mehr Spieler mit weißer Hautfarbe in der deutschen Nationalmannschaft spielen würden. Zudem fanden es laut ARD-Umfrage 17 Prozent der Befragten schade, dass Kapitän Ilkay Gündogan türkische Wurzeln hat.
Nationalspieler Joshua Kimmich (29) äußerte sich am Samstag (1. Juni) im Rahmen der Pressekonferenz zu der Umfrage. „Es ist schon absurd, solch eine Frage vor einer Heim-EM zu stellen, wo es darum geht, das ganze Land zu vereinen. Wir spüren, dass die Leute Lust auf das Turnier haben. Da ist so etwas absolut kontraproduktiv“, schimpfte der Bayern-Star.
„In der Mannschaft selbst war es noch kein Thema. Wer im Fußball aufgewachsen ist, weiß, dass es absoluter Quatsch ist. Der Fußball ist ein sehr gutes Beispiel, wie man verschiedene Nationen, Hautfarben und Religionen vereine, darum geht es auch. Ich würde sehr viele Spieler vermissen, wenn sie nicht hier wären. Von daher ist das absolut rassistisch.“
WDR-Sportchef Karl Valks äußerte sich noch am Samstag zu der Kritik: „Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation ‚Einigkeit und Recht und Vielfalt‘ mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige ‚echte‘, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen. Daher haben wir mit unseren Kollegen von Infratest Dimap die Umfrage in Auftrag gegeben. Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland. Der Sport spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle, die Nationalmannschaft ist ein starkes Vorbild für Integration.“
Um die Unterstützung der Bevölkerung zu dokumentieren, hängte der DFB rund 300 Fahnen im und am „Home Ground“ auf dem Gelände von Partner Adidas auf. Die Banner von Amateurvereinen, Fanklubs, Städten und Gemeinden sowie Klubs aus anderen Sportarten sollen dem Team Rückendeckung geben.
DFB: Manuel Neuer fit für Comeback im Nationalmannschafts-Tor
Nach dem Umzug von Thüringen nach Franken fand am Samstag im Regen die erste Einheit auf dem neu errichteten Trainingsplatz statt. Der noch angeschlagene Leipziger David Raum fehlte auf dem Rasen, er trainierte im Fitnesszelt. Torwart Manuel Neuer bereitete sich erneut auf sein geplantes Länderspiel-Comeback am Montag gegen die Ukraine vor.
Kimmich zeigte sich erleichtert, dass die Nummer eins wieder an Bord ist. „Es ist eine unglaubliche Leistung, die er vollbracht hat. Nicht nur, dass er zurückgekommen ist, sondern auch die Art und Weise, wie er zurückgekommen ist. Auch in dieser Saison bei Bayern, wo er unfassbare Aktionen dabei hatte. Das gibt einem auf dem Platz ein unglaublich gutes Gefühl“, sagte der Münchner Kollege.