Deutschlands Nationalmannschaft begeistert auch ohne vier Leistungsträger. Spiels eins nach der EM wurde zur tollen Tor-Party. Ein Kommentar zum Zustand der DFB-Elf.
Kommentar nach Tor-GalaNagelsmanns Neustart befeuert Titel-Träume – nur eins schmerzt weiter
Die fast 50.000 Fans im Düsseldorfer Stadion hielt es in der zweiten Halbzeit kaum mehr auf den Sitzen. La-Ola rollte durch die Arena. „Oh, wie ist das schön“ hallte es von den Tribünen. 6,4 Millionen Menschen jubelten vor dem Fernseher.
Normalerweise werden Länderspiele wenige Wochen nach Bundesliga-Start von vielen Fans als lästige Unterbrechung wahrgenommen. Das 5:0 gegen Ungarn am Samstag (7. September 2024) machte aber auch allen Skeptikern richtig Spaß. Mehr noch: Der Länderspiel-Alltag scheint nicht nur als lästige Pflicht angenommen zu werden.
Deutschland gegen Ungarn: 6,4 Millionen schauten zu
„Man hat die Lust am Siegen gespürt. Diese Lust, dieser Fleiß, das wollen wir sehen. Wir haben dadurch direkt wieder eine Verbindung zu den Fans hergestellt“, freute sich Julian Nagelsmann. Der Bundestrainer hat selbst enormen Anteil an dieser neuen Atmosphäre. Mit klaren, schlüssigen Entscheidungen und vorbildlich ehrlicher Kommunikation führt er das DFB-Team.
Bedenken aufgrund des Abschieds von vier tragenden Säulen hatte er nie zugelassen. Auch ohne drei Weltmeister von 2014 und dem bisherigen Kapitän sei nun der WM-Titel 2026 das Ziel, hatte er angekündigt. Die Skepsis einiger Experten an dieser Aussage konterte er ebenso treffend. Ein Trainer sollte sich schließlich immer höchste Ziele setzen.
Auch wenn Ungarn nach der Pause nur noch bedingt Gegenwehr lieferte, wurde deutlich, dass die anstehende Nationalmannschafts-Ära eine goldene sein kann. Jamal Musiala und Florian Wirtz begeisterten schon bei der EM. Kai Havertz fühlt sich in hängender Rolle wesentlich wohler als in vorderster Front. Pascal Groß übernahm völlig abgeklärt den Part von Toni Kroos.
Zu den neuen Gesichtern des deutschen Fußballs gehören auch Aleksandar Pavlovic, der nach seiner Einwechslung prompt traf, und Debütant Angelo Stiller. Marc-André ter Stegen war als Nachfolger von Manuel Neuer nur einmal gefordert und war glänzend zur Stelle.
Durch die Spiele in diesem Jahr und die begeisternde Europameisterschaft ist die deutsche Brust sichtlich breiter geworden. Das Selbstvertrauen und die Lust auf Kicken wachsen mit jedem Sieg.
Bei der Tor-Party schmerzte nur ein Gedanke wieder: Hätte Schiedsrichter Anthony Taylor doch das Handspiel von Spaniens Marc Cucurella im Viertelfinale richtig geahndet! „Wenn wir das Spiel gewonnen hätten, wären wir Europameister geworden“, war mehrfach bei Tribünen-Gesprächen zu hören.
Die Chance, einen Titel bei einem Heim-Turnier zu holen, ist dieser Generation verwehrt geblieben. Aber die Träume, in den nächsten Jahren mit einem Pokal zurück nach Deutschland zu kehren, sind keinesfalls unrealistisch.