Nach Pyro-EinsatzDeutsche Ministerin will Derby-Verbot für Fans – Kritik von Fan-Hilfe

Braunschweiger Fans zünden Bengalos

Braunschweiger Fans zündeten am 14. April 2024 im Spiel gegen Hannover 96 im Stadion Bengalos.

Nach den Ausschreitungen im Niedersachsenderby hat die Innenministerin Daniela Behrens ihr neues Sicherheitskonzept für Fußball-Risikospiele vorgestellt.

von Nico-Jan Ames  (nja)

Beim Niedersachsenderby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 (0:0) am 14. April 2024, kam es zu Ausschreitungen beider Fanlager.

Jetzt gibt es dafür Konsequenzen. In einer Pressekonferenz am Mittwoch (24. April) gab Innenministerin Daniela Behrens (55, Spd) bekannt, dass ihr neues Sicherheitskonzept zum Umgang mit Fußball-Risikospielen eine gravierende Neuerung vorsieht.

Behrens: „Kontrollen sind ins Leere gelaufen“

Die Gästekurven sollen von nun an leer bleiben. Das gab Behrens nach Gesprächen mit den Vereinen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig und der Polizei in der Nachbereitung des Spiels vom 14. April mit.

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Die SPD-Politikerin betonte: „Ich möchte, dass die Gästekurve leer bleibt.“ Der Grund dafür: Das Verhalten weniger Chaoten. „Ich akzeptiere das nicht und werde das nicht länger hinnehmen“, sagte Behrens.

Dafür erntete die Ministerin von der Fanhilfe Hannover, die als Sprachrohr und juristischen Vertretung der Fanszene agiert, massive Kritik: „Entgegen ihrer eigenen Ankündigung hat Frau Behrens zum wiederholten Male gezeigt, wie egal ihr die Fankurven und Fankultur in Gänze sind“, erklärte Sprecherin Paula Mundt.

Laut der „Hannoversche Allgemeine“ wurde auch kritisiert, dass weder Mitglieder der Fanszene oder Ultras noch Fanbeauftragte von Hannover 96 oder das Fanprojekt der Stadt in die Debatte eingebunden worden.

Beim Spiel im April war Behrens selbst anwesend gewesen. Sie kritisierte ihrerseits das Abbrennen von Pyrotechnik sowie das Werfen brennender Fackeln.

„Wir mussten wieder mitansehen, dass die Stadionkontrollen mit Blick auf Pyrotechnik offensichtlich ins Leere gelaufen sind“, sagte die Politikerin.

Während des Spiels wurde in beiden Fanlagern Pyrotechnik, Böller und Raketen gezündet. Dabei gab es nach Angaben der Polizei auch Verletzte. Fans und Ordner sollen aufgrund von Böllern und Raketen verletzt worden sein. Ein Ordner soll ein Knalltrauma erlitten haben.

„Raketen wurden aus dem Gästefanblock gezielt in Richtung Braunschweig-Fans auf der Gegengeraden geschossen und dabei unbescholtene Zuschauerinnen und Zuschauer verletzt. Ich empfinde das als unerträglich und wünsche allen Betroffenen von Herzen gute Besserung und eine schnelle Genesung“, sagte die Innenministerin.

Hannovers-Geschäftsführer Martin Kind (79) bezeichnete beim „NDR“ das Vorgehen der Ministerin als sinnvolle Überlegung und erklärte: „Das zeigt im Umkehrschluss, dass die Maßnahmen noch nicht ausreichend sind.“ Außerdem kündigte er an, dass die Sicherheit im Stadion von Hannover durch geplante Baumaßnahmen verbessert werden soll.

Die Fanhilfe hingegen erklärt, dass die Sicherheit in Stadien durchaus gegeben ist und verweist auf eine Statistik, die sagt, dass die Zahl der Verletzten aufgrund eines Stadionbesuchs bei 0,004 Prozent liege.

„Wir sprechen von einem absolut sicheren Stadionerlebnis in allen deutschen Ligen“, erklärte Sprecherin Mundt. Gerade das Thema Kollektivstrafen wurde schon in der Vergangenheit äußerst kritisch gesehen und konsequent abgelehnt.

Ein Gespräch mit der Ministerin ist aufgrund ihrer Abwehrhaltung gegenüber der Fanszenen nicht geplant. „Ohne eine deutliche Bewegung in Richtung der Fankurven“ werde es keine Gespräche geben, erklärte die Fanhilfe.