„Könnt ihr nicht ernst meinen“Netz-Reaktionen zum Titel-Krimi: BVB-Fans fassungslos

Borussia Dortmunds Niklas Süle (l), Mats Hummels (M), und Emre Can hadern nach dem zweiten Gegentor gegen Mainz 05.

Fassungslosigkeit bei Borussia Dortmund nach der vergeigten Meisterschaft. Hier einen sich Niklas Süle, Mats Hummels und Emre Can in ihrer Ungläubigkeit.

Das heiße Meister-Rennen am letzten Bundesliga-Spieltag. Im Fernduell fieberten Fans von Borussia Dortmund und Bayern München auch bei Social Media mit. EXPRESS.de hat die Netz-Reaktionen gesammelt.

Meister-Drama in der Bundesliga! Das heißeste Saison-Finale seit Jahren hat nicht nur in den Stadien in Köln und Dortmund für atemlose Spannung und Nervenkitzel gesorgt. Auch Millionen Fans vor den Fernsehern litten mit Vizemeister Borussia Dortmund und dem FC Bayern.

Vor Anpfiff des Spieltags träumten alle, die es nicht mit dem Rekordmeister halten, vom ersten neuen Meister seit einem Jahrzehnt. Doch der BVB zeigte als Gejagter entscheidende Nerven, ließ sich von Mainz 05 düpieren und ist am Ende der Saison 2022/2023 mal wieder Vizemeister. EXPRESS.de hat die Netz-Reaktionen zum engen Rennen um die Schale gesammelt.

Fernduell BVB gegen Bayern sorgt für Achterbahnfahrt der Gefühle

Als der BVB gegen Mainz binnen neun Minuten zwei Gegentreffer kassierte und einen Elfmeter verschoss, twitterten viele Fans ihr Entsetzen in die Welt. Taktik-Experte Tobias Escher war sich schon da sicher: „Egal, was jetzt noch passiert: Es wird legendär.“ Er sollte recht behalten.

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Dem Dortmunder Anhang war das aber überhaupt nicht recht. „Ist das schlecht verteidigt. Wo ist der Wille und Einsatz?“, fragte ein Nutzer entgeistert. Ein anderer Anhänger wütete: „Das könnt ihr nicht ernst meinen.“ Eine BVB-Sympathisantin versuchte immerhin noch hoffnungsvoll gegenzusteuern, predigte: „Der 12. Mann wird es jetzt drehen. Eure schwarz-gelbe Wand richtet sich auf.“

Von Torflut bis Last-Minute-Drama

Die spannendsten Meister-Entscheidungen der Bundesliga aller Zeiten

BVB Fans mit einer Attrappe der Meisterschale beim Spiel FC Augsburg - Borussia Dortmund am 21.05.2023

Das Duell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund im Kampf um die deutsche Meisterschaft 2022/23 wird erst am 34. Spieltag entschieden. Eine der spannendsten Entscheidungen der letzten Jahre. Doch nicht die einzige Last-Minute-Entscheidung. In dieser Galerie sehen sie die spannendsten Meister-Entscheidungen der Bundesliga Geschichte Spieltag.

Georg Schwarzenbeck (Bayern, Mitte) zieht beim Spiel Bayern München - Schalke 04 ab, Klaus Fichtel (li.) und Hartmut Huhse (beide Schalke) versuchen den Einschlag noch zu verhindern.

Das Endspiel (1972): Am letzten Spieltag, einem Mittwoch (28. Mai 1972), stehen sich erstmals zwei Mannschaften mit der Chance auf den Titel gegenüber: Schalke 04 spielt beim FC Bayern, der einen Punkt Vorsprung hat. Es ist das erste Fußballspiel im Münchner Olympiastadion, das Duell beginnt um 20 Uhr und wird als erstes Bundesligaspiel live übertragen (wenn auch nur in den beteiligten dritten Programmen der ARD), 80.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sorgen für die erste Millionen-Einnahme der Bayern. Die Münchner gewinnen 5:1 und stellen mit insgesamt 101 Toren einen bis heute gültigen Rekord auf.

Die Anzeigetafel im Düsseldorfer Rheinstadion zeigt den deutlichen 12:0 Sieg der Gladbacher gegen die Dortmunder an.

Torflut (1978): Letzter Spieltag, Fernduell um die Meisterschaft zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach – beide sind punktgleich, die Fohlen aber liegen zehn Tore zurück. Die Rechnung: Gewinnt Gladbach (gegen Dortmund) 11:0 und Köln (gegen den FC St. Pauli) nur 1:0, ist Gladbach wegen der mehr erzielten Tore Meister. Unwahrscheinlich? Mitnichten! Gladbach schießt im Düsseldorfer Rheinstadion vom Anpfiff weg Tor um Tor, gewinnt 12:0 gegen den BVB. Es ist bis heute der höchste Sieg in der Geschichte der Bundesliga – aber er reicht nicht, weil Köln 5:0 im Hamburger Volksparkstadion gegen St. Pauli gewinnt und mit drei Toren Vorsprung Meister wird. Dortmunds damaliger Trainer Otto Rehhagel wurde einen Tag nach der Pleite in Düsseldorf (29. April 1978) im Übrigen entlassen...

Michael Kutzop (SV Werder Bremen) schießt den Elfmeter, der die Meisterschaft 1985/1986 vorzeitig entschieden hätte, gegen den chancenlosen Torwart Jean Marie Pfaff (FC Bayern München) in der 89. Minute an den Pfosten.

Kutzop trifft den Pfosten (1986): 33. Spieltag, Werder Bremen empfängt den zwei Punkte zurückliegenden FC Bayern am 22. April 1986. In der 89. Minute tritt Werders Michael Kutzop beim Spielstand von 0:0 zum Elfer an – trifft er, wären die Bremer mit vier Punkten Vorsprung Meister. Kutzop setzt den Ball an den Pfosten, am letzten Spieltag kommt es dann, wie es wohl kommen muss: Werder verliert beim VfB Stuttgart (1:2), die Bayern gewinnen 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach und werden mit plus neun Toren Meister. Bemerkenswert: Kutzop hat in seiner Karriere 40 Elfmeter geschossen – und nur einmal nicht getroffen.

Matchwinner Guido Buchwald wird von Fans gefeiert, mit seinem Tor gegen Leverkusen sicherte er dem VfB die Meisterschaft.

Dramatischer Dreikampf (1992): Die wohl spannendste Entscheidung: Am letzten Spieltag, in dieser Saison der 38. (16. Mai 1992), können sogar noch drei punktgleiche Klubs Meister werden. Frankfurt (+36 Tore), Stuttgart (+29 Tore) und Dortmund (+18). In der Blitztabelle geht erst mal Dortmund (gegen Duisburg) in Führung, Stuttgart gerät (in Leverkusen) in Rückstand, bei Frankfurt (in Rostock) steht es nach 67 Minuten 1:1. Dann wird es dramatisch: Frankfurt wird ein Elfmeter verweigert (76.) – zu Unrecht, wie selbst Schiedsrichter Alfons Berg später sagt –, es folgt ein Pfostenschuss, der vermeintliche Siegtreffer (80.) wird zurückgepfiffen. Dafür geht Stuttgart (in Unterzahl!) dank Guido Buchwald in Führung (86.), Frankfurt kassiert noch das 1:2 (89.). Der VfB ist Meister, Dortmund punktgleich Zweiter – Frankfurt fällt auf Rang drei zurück.

Carsten Ramelow (li.) und Torben Hoffmann (re.) trösten Michael Ballack (alle Leverkusen) nach dem verpatzten Saisonfinale zwischen SpVgg Unterhaching - Bayer Leverkusen.

Haching macht den Meister (2000): 34. Spieltag, Bayer Leverkusen fährt am 20. Mai 2000 mit drei Punkten Vorsprung auf die Bayern zur SpVgg Unterhaching – und verspielt im Münchner Vorort auf dramatische Weise den Titel. Der FC Bayern gewinnt im Olympiastadion 3:1 gegen Werder Bremen, 13 Kilometer Luftlinie südlich unterläuft Michael Ballack ein Eigentor, 18 Minuten vor dem Abpfiff fällt das 0:2. Mit sieben Toren Vorsprung wird der FC Bayern Meister – und lässt es sich nicht nehmen, bei der kleinen, feinen Saisonabschluss-Party der zehntplatzierten Hachinger mitzufeiern.

Der FC Schalke 04 präsentiert sich nach der „Meisterschaft der Herzen“ enttäuscht den Anhängern; v.li.: Andreas Möller, Radoslav Latal, Marco van Hoogdalem, Ebbe Sand, Niels Oude Kamphuis, Trainer Huub Stevens und Olaf Thon.

„Meister der Herzen“ (2001): Die Mutter aller Last-Minute-Entscheidungen. Schalke 04 (59 Punkte) liegt am 19. Mai 2001 in der 73. Minute 2:3 gegen die SpVgg Unterhaching zurück, gewinnt aber noch 5:3 – und ist danach im Titelrausch, weil sich die Kunde verbreitet: Der FC Bayern (62) hat durch ein Tor von Sergej Barbarez (90.) beim Hamburger SV verloren. Stimmt so nur nicht: Ja, die Münchner liegen hinten, gleichen (merke: „Weiter, immer weiter"!) durch Patrik Andersson (90.+5) aber noch aus. Auf Schalke brechen ein zweites Mal alle Dämme – die Königsblauen bleiben nur „Meister der Herzen“.

Nuri Sahin, Marc Andre Kruska, Ebi Smolarek und Christoph Metzelder bejubeln einen Treffer des BVB vorne steht Torwart Manuel Neuer (Schalke).

Derbysieg zerstört Meisterträume (2007): In der Saison 2006/07 stand Schalke 04 mit 65 Punkten an der Spitze der Tabelle. Dahinter lauerten mit einem beziehungsweise zwei Punkten weniger der VfB Stuttgart und Werder Bremen. Die Vorentscheidung in einer der kuriosesten Meisterentscheidungen ereignete sich am 12. Mai 2007 am 33. Spieltag: Ausgerechnet im Revierderby patzte Schalke und verlor in Dortmund mit 0:2. Parallel patzen auch die Bremer mit einem 1:2 gegen Frankfurt. Nur Stuttgart gewann in Bochum mit 3:2 und gab bis Ende der Saison den Platz an der Sonne nicht mehr ab. Für Schalke war es eine der bittersten Derby-Klatschen der Vereinsgeschichte, für den VfB die bis dato letzte Meisterschaft.

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Ganz anders die Stimmungslage in München, wo ein Treffer von Kingsley Coman aus der achten Minute für die Führung beim 1. FC Köln reichte. „Oh mein Gott, ich halt das nicht durch“, litt ein eigentlich erfolgsverwöhnter Fan angesichts der ungewohnten Ausgangslage im Titel-Rennen.

Deutlich eher hatten zwei andere Fans das Bayern-Gen verinnerlicht. „Die Meisterschale könnte ihr in der Halbzeit schon mal nach Köln fahren“, schrieb einer vollmundig, während ein anderer abgeklärt versicherte: „Bei mir ist der Puls noch entspannt.“

Bittere BVB-Abrechnung zur Pause und pure Bayern-Erleichterung

Und in den anderen Stadien der Liga? Überall brandete ungläubiges Raunen auf, als die Zwischenergebnisse aus Dortmund und Köln auf den Leinwänden eingeblendet wurden. Aus dem fernen Kolumbien giftete außerdem ein BVB-Fan zur Pause: „Das ist unglaublich. Mein Sohn ist untröstlich und weint im Bad, ich schaffe es noch nicht, ihm zu erklären, wie kaltherzig diese blutleeren Spieler sein können.“

Doch den titel-erfahrenen Münchnern schlotterten nach der Pause ebenfalls die Knie, der erlösende zweite Treffer war kaum in Sicht, stattdessen drängte der 1. FC Köln auf den Ausgleich. „Ruht euch nicht wieder auf einem 1:0 aus“, forderten die Fan-Seele bei Twitter praktisch unisono. Ein Anhänger sprach vielen aus dem Herzen, als er angesichts der Wackel-Bayern polterte: „Was ist das für ’ne Vorstellung, niemand hat es wirklich verdient Meister zu werden.“

Noch dramatischer wurde es dann in der 69. Minute mit dem Dortmunder Treffer zum 1:2-Anschluss durch Raphael Guerreiro und zehn Minuten später mit dem FC-Ausgleich per Elfmeter durch Dejan Ljubicic (81.). Plötzlich war der BVB trotz des Rückstands gegen Mainz Deutscher Meister. Wut und Erleichterung wechselten plötzlich die Seiten.

„Wir sind einfach zu dumm, so 'ne Vorlage anzunehmen“, schimpfte es aus München. „Noch nie so wenig Siegermentalität gesehen...“, polterte ein anderer Fan. Doch mit dem berüchtigten Bayern-Dusel belehrten die Stars ihre kritischen Fans eines Besseren, schossen sich dank Jamal Musiala in der 89. Minute zum Meister.

„Baut Musiala eine Statue“, forderte ein Fan, der aber auch im Jubel eingestand: „Es ist wirklich nicht 100% verdient.“ Ein anderer schrieb: „Man kann nicht behaupten, dass wir es total verdient hätten und ’ne super Saison gespielt haben, aber danke für dieses Erlebnis, war krass.“ Einen abschließenden Seitenhieb ins Tal der Tränen konnte sich ein Fan dennoch nicht verkneifen: „Sehr einfach, wenn der Konkurrent Dortmund ist.“ (bc)