Die Frauen-Bundesliga hat einen neuen TV-Deal bekommen. Doch nicht alles muss positiv gesehen werden. Unsere Autorin hinterfragt in ihrer Kolumne den neuen Abschluss kritisch.
Frauenfußball-KolumneNeuer TV-Deal für die Frauen-Bundesliga: effektiv uneffektiv?
Lange waren es nur Forderungen, aber der Saison 2023/24 wird es schließlich zur Realität. Ein neuer TV-Deal wurde für die Bundesliga der Frauen abgeschlossen. Bis dato waren alle Spiele, bis auf einzelne Ausnahmen, ausschließlich bei Magenta Sport verfügbar. Jetzt kommen neue Anbieter hinzu, was viel Potenzial für das Wachstum der Liga mit sich bringt.
Ab der nächsten Saison können die ZuschauerInnen auch bei DAZN alle Partien der Bundesliga verfolgen. Zusätzlich werden 32 Spiele im Free-TV übertragen, aufgeteilt zwischen ARD, ZDF und Sport1. Was zunächst gut klingt und auch finanziell gewinnbringend ist für den Deutschen Fußball-Verband (DFB), stößt jedoch auch auf Kritik.
Nicht alle Spielerinnen sind auch Vollzeit-Profis
Besonders die geplanten Montagsspiele erfahren große Ablehnung. Da die Bundesliga der Frauen noch immer nicht vollständig professionalisiert ist, sind zahlreiche Spielerinnen neben dem Fußball anderweitig berufstätig. Partien an Wochentagen stellen sie daher vor große Herausforderungen, besonders wenn Auswärtsfahrten anstehen. Der Fakt, dass einige Spielerinnen am Spieltag selbst, oder auch am darauffolgenden Tag, in die Arbeit müssen, wurde bei der Planung des neuen TV-Konzepts offensichtlich nicht berücksichtigt.
Sollen die Hauptakteurinnen der Bundesliga nun all ihre kostbaren Urlaubstage aufwenden, um Auswärtsspiele an Wochentagen mit dem Beruf, dem sie aufgrund der fehlenden Professionalisierung nachgehen müssen, vereinbaren zu können? Vor diesem Dilemma sollten Spielerinnen gar nicht erst stehen. Bereits die etablierten Freitags-Partien sorgten für Unmut. So müssen manche Teams für sie mit dem Mannschaftsbus stundenlang quer durch Deutschland fahren. Und das künftig auch noch montags?
Auch erscheint es am Wochenbeginn für viele Fans schwierig, Auswärtsfahrten anzutreten oder grundsätzlich abends ins Stadion zu gehen. Dabei ist die Erhöhung der Zuschauerzahlen dort eines der erklärten Ziele, um das Wachstum der Bundesliga zu verwirklichen.
Ein neuer TV-Deal ist nicht alles
Doch diese langfristige Absicht lässt sich nicht nur mithilfe des neuen TV-Deals erreichen. Aktuell herrscht der Eindruck vor, als hofften die Verantwortlichen, dass die gestiegene Aufmerksamkeit für den Fußball der Frauen durch die EM sich von selbst aufrechterhalten würde. Doch dem ist so nicht.
Um mehr ZuschauerInnen für die Bundesliga zu begeistern, muss das Produkt entsprechend attraktiv beworben und vermarktet werden. Wichtige Tools, um den Spielen zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen, sind unter anderem soziale Netzwerke, in denen aktuelle besonders die Vereine Inhalte für die Fans teilen. Bis heute wird beispielsweise die Bundesliga der Frauen auf demselben Twitter-Account betreut, wie die Nationalmannschaft.
Marketing und Werbung fehlen
Allzu viele zeitgemäße Inhalte, wie Kurzvideos („Reels“), Grafiken oder Statistiken finden sich dort nicht. Wie schon häufig erklärt, möchte man besonders ein junges Publikum für den Fußball der Frauen gewinnen, doch die Marketingstrategien sind keinesfalls auf diese Zielgruppe angepasst. Sofern die Attraktivität des Produkts Bundesliga nicht entsprechend an das potenzielle Publikum vermittelt wird, sei es durch Marketing oder sonstige Werbeformen, so wird es nicht ausreichend Konsumentinnen und Konsumenten finden, um ein nachhaltiges Wachstum zu erfahren.
Hier sind auch die Übertragenden in der Pflicht. Für sie gilt es, die Spiele nicht bloß zu zeigen, sondern sie in ein attraktives Programm einzubetten. Dazu können ausführliche Experteninterviews, Spiel- und Taktikbesprechungen zählen, die sowohl direkt vor, als auch nach den Partien ausgestrahlt werden.
Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.
Die Vergabe der Übertragungsrechte zeugt jedoch auch von großem Fortschritt, gerade aus finanzieller Sicht. Besonders Mannschaften, die nicht zu einem Verein gehören, der fest im Fußball der Männer etabliert ist, profitieren von den neuen Geldern. Und ja, trotz der angesprochenen Aspekte wird auf die ein oder andere Weise auch für mehr Sichtbarkeit gesorgt.
Was aber nutzt dies, wenn das neue Konzept den Spielerinnen zur Last fällt? Das nachhaltige Wachstum der Bundesliga kann nicht ausschließlich auf einem TV-Deal fußen, der scheinbar als Selbstläufer fungieren soll und dabei nicht die Lebensrealität seiner Akteurinnen berücksichtigt.