Nullnummer statt Tor-PartyDeutschland Europameister im Verballern – Joker bringen Schwung

Deutschland gegen die Ukraine.

Joker Maximilian Beier hatte am Montag (3. Juni 2024) gegen die Ukraine gleich zwei dicke Chancen.

Die deutsche Nationalmannschaft hat vor der Heim-EM einen kleinen Dämpfer erlitten. Das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann musste sich elf Tage vor dem Eröffnungsspiel mit einem 0:0 begnügen.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Nach den zwei begeisternden Siegen gegen Frankreich und die Niederlande erhält die deutsche EM-Euphorie einen ganz kleinen Dämpfer. Gegen die Ukraine blieb es am Montagabend (3. Juni 2024) bei einem 0:0.

Die DFB-Elf hatte in Nürnberg vor 42.789 Fans deutlich mehr vom Spiel. 27 Torschüsse standen am Ende in der Statistik. Doch die Überlegenheit schlug sich nicht im Ergebnis nieder.

Deutschland mit 27 Torschüssen gegen die Ukraine – keiner saß

In Nürnberg stand schon 81 Prozent der EM-Startelf auf dem Platz. Nur zwei Platzhalter waren noch dabei. Und die fielen namentlich auf den ersten Blick kaum auf: Anton statt Antonio und Groß statt Kroos durften im vorletzten Test vor dem Turnier ran.

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Die Ukraine baute ein stabiles 5:4:1-System auf und hoffte auf schnelle Konter. Gegen diesen Beton-Riegel agierte die DFB-Elf etwas zu hektisch. Die Bälle wurden nicht genau genug gespielt, daher boten sich nur wenige Abschlussmöglichkeiten. Jamal Musiala und Florian Wirtz versuchten die Lücken zu reißen.

Länderspiel gegen die Ukraine am 3. Juni 2024: Die Noten der DFB-Auswahl

Die Nationalmannschaft in der Einzelkritik

Deutschland gegen die Ukraine.

In dieser Formation startete Deutschland am Montag (3. Juni 2024) ins Länderspiel gegen die Ukraine.

Deutschland gegen die Ukraine.

Manuel Neuer: In der 38. Minute war er im Comeback-Spiel nach 555 Tagen erstmals gefordert, als er mit einem starken Reflex gegen Yaremchuk parierte. Hatte Glück, dass sein schwacher Pass kurz vor dem Ende nicht bestraft wurde. Note: 2,5

Deutschland gegen die Ukraine.

Joshua Kimmich: Auf seiner rechten Seite mit gutem Zusammenspiel mit Musiala. Zog immer wieder ins Zentrum, um mit Chip-Bällen den Gäste-Riegel zu knacken. In der zweiten Halbzeit übernahm er die Kapitänsbinde. Note: 3

Deutschland gegen die Ukraine.

Waldemar Anton: Wie von Nagelsmann angekündigt, ging der Stuttgarter resolut in die Zweikämpfe. Mit seinem cleveren Stellungsspiel ein guter Back-up-Akteur für Rüdiger. Note: 2,5

Deutschland gegen die Ukraine.

Jonathan Tah: Gegen die Konter-Taktik der Gäste gefordert, nicht immer komplett sattelfest. Ballverlust in der Anfangsphase und vor der Yaremchuk-Chance. Note: 3,5

Deutschlands Robin Koch (r.) kämpft mit Ukraines Ruslan Malinowskyj um den Ball.

Ab 60. Robin Koch: Durfte sich auch mal zeigen, ist allerdings in der Hierarchie nur Verteidiger Nummer vier. Note: 3

Deutschland gegen die Ukraine.

Maximilian Mittelstädt: Der Junge traut sich was. Mit einigen guten Aktionen auf der linken Seite. Nur fanden die Bälle nicht immer einen Abnehmer. Note: 3

Deutschland gegen die Ukraine.

Robert Andrich: Hat wohl nach den Titel-Feierlichkeiten mit Leverkusen noch nicht wieder das richtige Zielwasser getrunken. Seine Versuche gingen weit vorbei. Note: 3,5

Deutschlands Aleksandar Pavlovic (r) wird für Robert Andrich eingewechselt.

Ab 71. Aleksandar Pavlovic: Der Bayern-Jungstar kam auch noch zu seinem Länderspiel-Debüt. Note: -

Deutschland gegen die Ukraine.

Pascal Groß: Übernahm komplett den Kroos-Job. Ließ sich in den Dreier-Aufbau zurückfallen, trat Eckbälle, zeigte auch schöne Diagonalbälle. Note: 2,5

Deutschland gegen die Ukraine.

Jamal Musiala: Sein technisches Können ermöglichte immer wieder gefährliche Aktionen. Insgesamt aber doch ein wenig zu verspielt und deshalb ohne Torgefahr. Note: 3

Deutschland gegen die Ukraine.

Ab 60. Maximilian Beier: Kaum im Spiel, hatte der Hoffenheimer direkt zwei Torchancen. Belebendes Element. Note: 2

Deutschland gegen die Ukraine.

Ilkay Gündogan: Der Kapitän vergab die große Chance zur Führung, als er den Ball mit dem Knie statt des Kopfes erwischte. Im Offensivspiel fiel er im Vergleich zu den Nebenleuten wieder etwas ab. Note: 4

Deutschland gegen die Ukraine.

Ab 46. Chris Führich: Fügte sich direkt gut ein und machte Dampf über die linke Seite. Note: 3

Deutschland gegen die Ukraine.

Florian Wirtz: Anfangs mit Standproblemen auf dem Platz, dann zeigte er einen schönen Distanzschuss. Seine Fähigkeiten können bei der EM die Lösung sein. Zur Schonung raus. Note: 2,5

Deutschland gegen Ukraine.

Ab 46. Deniz Undav: Machte Betrieb in der Offensive. Seine Riesen-Chance kurz vor dem Ende hätte er aber durchaus nutzen können. Note: 3

Deutschland gegen die Ukraine.

Kai Havertz: Gegen die kompakte Fünferkette der Gäste hatte er einen schweren Stand. Erst in der 53. Minute wurde er mit seinem Kopfball erstmals torgefährlich. Note: 3,5

Deutschland gegen die Ukraine.

Ab 60. Thomas Müller: Forderte nach Schubser gegen ihn einen Strafstoß. Note: 3

1/18

Julian Nagelsmann war in seiner Coaching-Zone nicht weniger aktiv als seine Mannschaft. Mit sechs frischen Kräften versuchte er nach der Pause auch noch mal etwas Schwung in die Partie zu bringen. Die jungen Wilden machten ihre Sache gut, doch auch sie schafften es nicht, Anatoliy Trubin zu überwinden.

Manuel Neuer erklärte nach Abpfiff am ARD-Mikrofon: „Wir haben eine gute defensive Leistung gezeigt. Wir standen stabil, auch nachdem der Trainer nochmal einige Spieler ausprobiert beziehungsweise eingewechselt hat. Wir haben immer die Dominanz und Struktur behalten und das ist entscheidend.“

Bayern-Kollege Joshua Kimmich betonte: „Ich glaube, wir haben echt ein ganz gutes Spiel gemacht. Wenn wir das hier 1:0 oder 2:0 gewinnen, kann sich glaube ich keiner der Ukrainer beschweren. Dann stehen wir hier und können sagen wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, aber die Tore haben uns heute leider gefehlt. Ansonsten war schon viel von dem dabei, was wir brauchen und auch wollen.“

Den „Flow“ der beiden März-Länderspiele konnte die DFB-Auswahl vor den Augen von Bundeskanzler Olaf Scholz also diesmal nicht fortsetzen. Dieser besuchte die Mannschaft nach Abpfiff auch noch in der Kabine.

Nagelsmann: „Es war auf jeden Fall sehr ruhig in der Kabine.“

„Er hat gesagt, die Daumen sind gedrückt, er wünscht uns viel Erfolg, das Land ist vereint hinter uns und hat uns ein gutes Gefühl gegeben“, sagte Nagelsmann im Interview: „Es war auf jeden Fall sehr ruhig in der Kabine.“

Die Spielfreude ist beim Team aber durchaus erkennbar. Die Fans erinnerten mit einem Plakat übrigens an einen Hit der Sportfreunde Stiller bei der WM 2006: „Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein...“.

Am späten Nachmittag hatte übrigens auch Deutschlands EM-Auftaktgegner Schottland noch eine Partie absolviert. Immerhin konnte dabei der erste Sieg seit 269 Tagen verbucht werden. Doch das 2:0 gegen Fußballzwerg Gibraltar dürfte bei den DFB-Scouts wenig Angst und Schrecken verbreitet haben.