RB Leipzig hat das Europa-League-Halbfinale gegen die Glasgow Rangers verloren. Auf den 1:0-Hinspielerfolg folgte eine 1:3-Niederlage im stimmungsvollen Ibrox-Stadium.
Glasgow im FinaleSchottischer Schock für RB Leipzig: Rangers lassen Double-Traum zerplatzen
Es sollte eigentlich das bisher größte Spiel der noch jungen Leipziger Klubgeschichte werden. Im fast ausverkauften Ibrox-Stadium verlor RB am Donnerstagabend (5. Mai 2022, 21 Uhr) mit 1:3 gegen die Glasgow Rangers. Damit verpasste der Bundesliga-Fünfte nicht nur das Final-Ticket der UEFA Europa League, sondern auch noch die Chance auf das erträumte Double.
Nach dem 1:0-Hinspielerfolg dank eines Angelino-Volleytreffers hatten die Leipziger die bessere Ausgangsposition auf ihrer Seite. Im regnerischen Schottland bei den Glasgow Rangers sollte es vor stimmungsvoller Kulisse allerdings anders kommen als erhofft.
Mit über 50.000 Zuschauern war der Heimbereich im Ibrox-Stadium komplett besetzt. Die Leipziger hatten trotz dieser historischen Partie lediglich an die 1000 Gästefans vor Ort – dabei standen 2500 Tickets im Vorfeld zur Verfügung.
Rangers überrennen anfälliges RB: Tarvenier und Kamara treffen früh
Im Vergleich zur 1:3-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach am Montag (2. Mai) änderte RB-Trainer Domenico Tedesco seine Startelf auf drei Positionen: Klostermann, Heinrichs und Poulsen kamen für Simakan, Mukiele und André Silva zum Einsatz.
Die Glasgow Rangers hatten nicht nur zahlreiche Fans im Rücken, sondern nach dem 1:1-Remis am Sonntag (1. Mai) im traditionsreichen Derby gegen Celtic Glasgow auch ordentlich Feuer unter dem Hintern. Hinzu kam der tragische Tod des Zeugwarts und Klubidols Jimmy Bell (†69) nur einen Tag später (2. Mai). Vor Anpfiff gab es eine entsprechende Schweigeminute.
Die Partie nahm sofort Fahrt auf. Der schottische Traditionsverein begann mutig, Leipzig versteckte sich ebenfalls nicht. Nach zehn Minuten hatte Willi Orban die erste Chance in Folge einer Ecke für den Bundesligisten. Der Kopfball trudelte rechts vorbei. In der 18. Minute dann der Schock: James Tavernier schob nach einer scharfen Hereingabe von Ryan Kent aus kurzer Distanz für die Rangers ein. Mit seinem siebten Treffer im Wettbewerb sprang der englische Rechtsaußen an die Spitze der Torjäger-Liste, egalisierte den Hinspiel-Sieg des deutschen Ost-Klubs.
Und das Heimteam spielte munter weiter: In der 24. Minute führte eine einfache Kombination über Aribo und Wright zum perfekten Abschluss von Glen Kamara ins untere linke Eck – 2:0. Kurz darauf verfehlte Dani Olmo (27. Minute) mit einem Distanzschuss nur knapp sein Ziel. Es sollte nur ein kurzes Lebenszeichen sein. Bereits eine Minute später hatte Aribo aus wenigen Metern die Chance auf 3:0 zu erhöhen, traf den Ball jedoch nicht richtig.
Glasgow wirkte bissiger, war sichtlich beflügelt von den frühen Treffern und der großartigen Stimmung im Stadion. Dem DFB-Pokal-Finalisten stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Der Traum vom Double geriet schon früh in Gefahr. Zur Halbzeit sprach alles für das Team von Giovanni van Bronckhorst – durchaus überraschend, war RB im Vorfeld doch der große Favorit.
Nkunku belebt Leipzig nur kurz wieder: Rangers Europa-Auferstehung
Leipzig tat sich weiter schwer. Der komplett glücklose Kampl holte sich in der 52. Minute noch gelb ab, die kämpfenden Rangers wurden bereits in Halbzeit eins dreifach verwarnt. Tedesco reagierte und brachte zur 62. Minute Szoboszlai für den blassen Dani Olmo. Dann auf einmal die Riesenchance für den Bundesligisten (70. Minute): Konrad Laimer war frei durch und scheiterte im Eins-gegen-Eins an McGregor. Es war die erste Chance der zweiten Hälfte.
Nur wenige Sekunden später tatsächlich der Anschluss. Und natürlich war es der bis dahin unsichtbare Top-Scorer Nkunku, der nach einer perfekten Angelino-Flanke vollstreckte. RB war auf einmal wie ausgewechselt. In der 75. Minute packte Angelino nach einer gefährlichen Szene gar eine Rabona-Flanke aus, allerdings ohne Erfolg. Der Tabellenzweite der schottischen Liga wirkte erschöpft – oder doch nicht? Eine abgewehrte Flanke fiel Lundstram vor die Füße, der schob ins leere Tor ein.
Plötzlich war das Finale für die Rangers nach 81 Minuten wieder ganz nah. Der Doppelwechsel Halstenberg für Angelino und Silva für Poulsen bewirkte nichts mehr. Glasgow überstand auch die drei Minuten Nachspielzeit, wurde lautstark von seinen Fans gefeiert. RB Leipzig verpasste damit trotz Hinspiel-Erfolg das Europa-League-Finale und damit auch das deutsche Duell gegen Frankfurt. Der große Traum vom Double ist zerplatzt – als Wermutstropfen bleibt die Chance auf den DFB-Pokal.
Bei den Glasgow Rangers ist es eine europäische Auferstehung. Der Traditionsverein ging 2012 insolvent in die vierte Liga zurück, stand zuletzt 2008 in einem internationalen Finale. Jetzt wartet am 18. Mai um 21 Uhr die Frankfurter Eintracht. Gibt es die schottische Ekstase oder doch noch den deutschen Europa-Erfolg? (gr)