„Nabel der Fußballwelt“Reif schießt gegen DFB – warum „Wunderwuzzi“ Nagelsmann es schwer hat

Marcel Reif steht als Laudator während der Verleihung des Deutschen Radiopreises auf der Bühne.

Marcel Reif, hier am 2. September 2021 bei der Verleihung des Deutschen Radiopreises, hat den DFB als „unbelehrbar“ bezeichnet.

Nach der Niederlage gegen die Türkei ist die deutsche Nationalmannschaft in Österreich gefordert. Kommentatoren-Legende Marcel Reif übt vor dem Spiel Kritik am DFB.

von Antje Rehse (are)

Als Kommentator ist Marcel Reif (73) höchstens noch in Ausnahmefällen im Einsatz. Den Fußball verfolgt die Reporter-Legende natürlich trotzdem auch weiterhin.

In einem Interview mit der österreichischen Zeitung „Standard“ zog Reif vor dem Länderspiel am Dienstag (21. November 2023, 20.45 Uhr, ZDF) Vergleiche zwischen dem Fußball in Österreich und Deutschland – und kritisierte den DFB.

Reif hält ausländischen Bundestrainer für völlig ausgeschlossen

Österreich habe eine „fantastische Generation“, sagte Reif und lobte die Jugendarbeit in der Alpen-Republik. Auch das Engagement von Red Bull spiele eine große Rolle bei der Entwicklung, „mit allem, was man an dem Konstrukt nicht gut finden mag. Da wird überragend gearbeitet.“ In Deutschland hingegen gingen „bei 90 Millionen Einwohnern viele Talente durch die Lappen“, so Reif.

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Während Österreich auf ausländische Nationaltrainer wie Ralf Rangnick (65), Franco Foda (57, beide Deutschland) und Marcel Koller (63, Schweiz) setze, sei das in Deutschland „völlig auszuschließen“, erklärte Reif, der 2013 seinen deutschen Pass abgegeben und die Schweizer Staatsangehörigkeit angenommen hatte.

„Der Nabel der Fußballwelt ist in der Selbstbeschauung Deutschland. Ein Ausländer als Trainer wurde kurz diskutiert, aber sofort verworfen. Es wäre undenkbar, der Fußballbund DFB ist da unbelehrbar“, meinte Reif. Österreich sei in diesem Punkt weiter.

Reif über Nagelsmann: Eines der größten Trainertalente überhaupt

Beim Duell in Wien kommt es am Dienstag auch zum Aufeinandertreffen zweier Trainer, die eine gemeinsame Vergangenheit bei RB Leipzig haben. Rangnick war Sportdirektor, als 2018 Julian Nagelsmann (36) Chefcoach bei den Sachsen wurde.

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Die Erwartungen an ihn als österreichischer Bundestrainer habe Rangnick „übererfüllt“, sagte Reif: „Aus der Generation hat Rangnick eine tolle Mannschaft gemacht. Eure selbstzerstörerische Skepsis hat er abgearbeitet.“

Nagelsmann sei eines der größten Trainertalente überhaupt, habe aber als Bayern-Coach Fehler gemacht, so der TV-Mann: „Jeden Tag in einem Klub, in einem Haifischbecken wie Bayern München zu sein, kann zum Problem werden. Wenn die Kabine sagt, unser Wunderwuzzi macht sich ein bisserl sehr wichtig, dann wird es eng. Dann verliebt sich Nagelsmann noch in die Reporterin der ‚Bild‘-Zeitung, das kann man nicht erfinden.“

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Reif glaubt aber, dass der junge Coach aus den Fehlern gelernt habe und heute vieles anders machen würde. „Weil er ein intelligenter Junge ist, hat er es nun begriffen“, so Reif.

Für Reif hat es Rangnick leichter als Nagelsmann, der bei seinem DFB-Debüt nicht nur durch den Sieg gegen die USA, sondern auch mit seinem Kleidungsstil für Schlagzeilen sorgte. „Ihr seid lockerer. Wenn bei uns die Spieler sagen, die Stars sind wir, wir sind die Models, dann bedingt eines das andere“, so Reif.