Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche fordert eine Gehaltsobergrenze im Jugendfußball.
Talente-Klau soll aufhörenKrösche fordert Jugend-Reform und Salary Cap – Fall Wirtz als Mahnmal?
Reform im Geschäft mit den Talenten? Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche (42) fordert eine bessere Nachwuchsförderung im deutschen Fußball.
„Die Herangehensweise müsse sich grundsätzlich ändern“, sagte Krösche im „Kicker“-Interview. „Da ist zum einen der DFB gefordert, aber wir als Klubs genauso. Wir müssen ehrlich hinterfragen: Was ist in den letzten sieben, acht Jahren passiert? Warum haben wir so wenige Talente auf Top-Niveau?“
Fall Wirtz als warnendes Beispiel?
Der 42-Jährige, der auch Mitglied der DFL-Kommission Fußball ist, fordert einen „Gebietsschutz“ ähnlich wie in England. Demnach dürften Vereine mit Nachwuchs-Leistungszentren (NLZ) bis zu einem gewissen Alter nur Spieler aus einem bestimmten Umkreis aufnehmen, sagte Krösche.
Die drei Rheinland-Klubs Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und der 1. FC Köln schlossen schon 2001 ein ähnliches Agreement und wollten das gegenseitige Abwerben von Talenten verhindern.
Der Fall Wirtz beweist, dass die Praxis der Vereine momentan ein andere ist. Das Mega-Talent wechselte im Januar 2020 von Köln nach Leverkusen und sorgte für mächtig Wirbel zwischen den beiden Rivalen.
Krösche fordert Salary Cap für Jugendspieler
Doch Krösche fordert nicht nur örtliche Einschränkungen für die Vereine, sondern vor allem auch finanzielle Leitplanken: „Bis zum Alter von 18 Jahren brauchen wir einen Salary Cap. Also eine Höchstsumme, die einem Jugendspieler gezahlt werden darf, der noch nicht im Profibereich angesiedelt ist“, sagte Krösche.
Dann sei das Geld für Spieler wie für Berater kein Anreiz mehr, um zu wechseln, meinte der Fußball-Manager. „Wir haben in Deutschland die Riesenchance, über einen Salary Cap das Problem der zu häufigen und frühen Wechsel zu lösen.“ Krösche meinte auch, mit den NLZ überhaupt erst ab der U12 zu beginnen und die Nachwuchsfußballer so lange wie möglich bei ihren Heimatklubs spielen zu lassen.
Die Profi-Klubs sollten „selbst rausgehen an die Basis in ihrer jeweiligen Region, Kooperationen schaffen, mithelfen, Trainer auszubilden. Das gehört zur Verantwortung der Profivereine – aber vor allem auch des DFB. Der DFB muss viel mehr investieren in die Trainerausbildung bei den Vereinen an der Basis“, meinte Krösche.
Wenn dort die Qualität der Trainer gesteigert würde, bilde sich automatisch ein viel größerer Pool an besser ausgebildeten Spielern, die gleichzeitig schon viel Spielzeit bekommen hätten. „So entsteht doch überhaupt erst mal wieder die Bolzplatzmentalität, die wir uns alle zurückwünschen. Und die Besten aus diesem Spielerpool gehen dann ab der U12 ins NLZ“, sagte Krösche.
Ab 2024 werden die A-Junioren- und B-Junioren-Bundesliga abgeschafft. Die neuen Spielklassen heißen künftig U19- und U17-Nachwuchsliga. „Man sollte sich klarmachen: Die neue Ligenstruktur ist nur ein Baustein. (...) Aber wenn wir glauben, wir haben jetzt die Struktur geändert, und in ein paar Jahren haben wir deshalb in Deutschland mindestens acht Weltklassespieler, dann sind wir auf dem Holzweg. Dafür ist die Thematik bei Weitem zu vielschichtig“, sagte Krösche.
Joti Chatzialexiou (47), Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften, hatte von „einem Meilenstein in der Förderung unserer Nachwuchstalente“ gesprochen. (dpa/sto)