Mittel gegen die KriseTop-Liga macht es vor: Kommt diese Schiri-Revolution in der Bundesliga?

Schiedsrichter Daniel Schlager (l) tröstet Florian Kainz, der bei seinem Elfmeter den Ball zwei Mal berührt hatte, rechts steht Kölns Torwart Marvin Schwäbe.

Kennst du die 24 Schiedsrichter aus der Fußball-Bundesliga? Wer sein Schiri-Wissen testen will, klickt sich hier durch die Galerie der Schiri-Riege im Fußball-Oberhaus. Darin enthalten ist auch der Referee, der Florian Kainz am 18. Januar 2022 nach seinem Unglücks-Elfmeter im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV tröstete.

Schiedsrichter Timo Gerach zeigt Rostocks Dennis Dressel (l) die Gelbe Karte.

Ein Newcomer zum Start. Ab der Saison 2023/24 gehört er zum festen Kader der Bundesliga-Schiedsrichter, hier zeigt er am 4. September 2022 in der 2. Bundesliga Dennis Dressel von Hansa Rostock die Gelbe Karte. Sein Name? Die Auflösung findest du im nächsten Bild.

Schiedsrichter Felix Brych zeigt eine Entscheidung mit der Hand an.

Auflösung voriges Foto: Timo Gerach. Deutlich einfacher wird es beim mit Abstand erfahrensten Bundesliga-Schiri, der seit 2004 dabei ist. Hier leitet er am 28. Januar 2023 das Berlin-Derby zwischen Hertha BSC und dem FC Union. Auch hier gilt: Weiterklicken für die Auflösung.

Schiedsrichter Martin Petersen wartet gemeinsam mit Mario Götze (l.) und Jan Thielmann (r.) im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am 21. August 2022 eine VAR-Entscheidung ab.

Auflösung voriges Foto: Felix Brych. Schiedsrichter Nummer drei ist seit 2017 in der Bundesliga dabei, hier wartet er gemeinsam mit Mario Götze (l.) und Jan Thielmann (r.) im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am 21. August 2022 eine VAR-Entscheidung ab.

Schiedsrichter Robert Hartmann gestikuliert auf dem Spielfeld.

Auflösung voriges Foto: Martin Petersen. Der nächste Mann hat bereits über ein Jahrzehnt in der Bundesliga auf dem Buckel. Der Allgäuer ist, wie hier am 29. Januar 2023 zwischen dem HSV und Eintracht Braunschweig, aber auch immer wieder in der 2. Bundesliga gefragt.

Mats Hummels und Salih Özcan von Dortmund diskutieren nach einem Stürmerfoul mit Schiedsrichter Sven Jablonski.

Auflösung voriges Foto: Robert Hartmann. Seit der Saison 2017/2018 steht dieser Schiedsrichter bereits auf den Bundesliga-Plätzen Rede und Antwort, wenn Stars wie Mats Hummels und Salih Özcan noch mal genauer nachfragen – so wie hier am 11. November 2022 beim BVB-Gastspiel in Gladbach.

Schiedsrichter Patrick Ittrich (M) ermahnt Augsburgs Geschäftsführer Sport Stefan Reuter (r) im Beisein von Trainer Enrico Maaßen.

Auflösung voriges Foto: Sven Jablonski, der ebenso wie der nächste Schiedsrichter aus dem Norden stammt. Der hier abgebildete Hamburger Unparteiische weist Schiri-Schreck Stefan Reuter vom FC Augsburg am 17. Februar 2023 beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim in die Schranken und ist schon seit 2016 Bundesliga-Referee.

Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Dortmunds Thomas Meunier die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Patrick Ittrich. Hier wird Thomas Meunier im BVB-Gastspiel beim SC Freiburg am 21. August 2022 von einem extrem erfahrenen Bundesliga-Schiedsrichter verwarnt, der seit 2010 im Oberhaus Spiele pfeift und Karten zückt.

Schiedsrichter Tobias Stieler geht über den Platz.

Auflösung voriges Foto: Tobias Welz. Anderthalb Jahre später kam Anfang 2012 der nächste Hamburger Schiedsrichter in die Bundesliga, hier leitet er am 14. August 2021 das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. 2019 pfiff er außerdem das Finale im DFB-Pokal.

Schiedsrichter Tobias Reichel gestikuliert in Richtung Herthas Marvin Plattenhardt.

Auflösung voriges Foto: Tobias Stieler. Ein kleiner Hinweis zum Schiedsrichter, der hier Marvin Plattenhardt von Hertha BSC im Spiel bei Werder Bremen am 28. Oktober 2022 ins Gebet nimmt: Auch er hört auf den Vornamen Tobias, gehört seit 2020 zur Riege der Bundesliga-Referees.

Schiedsrichter Sascha Stegemann schickt Unions Niko Gießelmann mit Gelb-Rot vom Platz.

Auflösung voriges Foto: Tobias Reichel. Nico Gießelmann wird hier am 31. Januar 2023 von einem seit 2014 in der Bundesliga aktiven Schiedsrichter mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Der Mann, der hier das Pokalspiel zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg leitet, heißt übrigens nicht Tobias.

Schiedsrichter Marco Fritz (M) zeigt Jordy de Wijs (l) nach seiner zweiten GelbenKarte die Rote Karte.

Auflösung voriges Foto: Sascha Stegemann. Aus dem kleinen Örtchen Korb in Baden-Württemberg pfiff sich der nächste Schiri bis in die Bundesliga. Dort leitet er seit 2009 Spiele. Hier ist er im Zweitliga-Duell zwischen Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf am 18. Februar 2023 zu sehen, wo er Jordy de Wijs vom Platz stellt.

Paderborns Trainer Lukas Kwasniok (r) beschwert sich bei Schiedsrichter Daniel Schlager.

Auflösung voriges Foto: Marco Fritz. Dass Schiedsrichter sich von den Trainern einiges anhören müssen, wird bei diesem Bild deutlich. Paderborn-Coach Lukas Kwasniok ist nach dem Aus im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart am 31. Januar 2023 stinksauer. Doch welchem Referee brüllt er seinen Unmut entgegen?

Schiedsrichter Deniz Aytekin spricht bei einem Bundesliga-Spiel in sein Mikrofon

Auflösung voriges Foto: Daniel Schlager. Der wohl bekannteste deutsche Schiedsrichter, der jahrelang auch international im Einsatz war, ist hier zu sehen. Seit 2008 leitet der Betriebswirt Spiele in der Bundesliga, so wie hier am 30. April 2022 das Duell zwischen Arminia Bielefeld und Hertha BSC.

Schiedsrichter Florian Badstübner (M) gestikuliert, während er von mehreren Freiburg-Spielern belagert wird.

Auflösung voriges Foto: Deniz Aytekin. Der hier beim Bundesliga-Duell des SC Freiburg gegen den 1. FC Köln zu sehende Referee ist noch deutlich frischer im Fußball-Oberhaus, pfeift dort seit 2020.

Schiedsrichter Bastian Dankert lacht und gestikuliert.

Auflösung voriges Foto: Florian Badstübner. Dass auch gute Laune zum Schiedsrichter-Wesen gehört, wird auf diesem Bild vom Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen am 18. Februar 2023 deutlich.

Der Karlsruher Trainer Christian Eichner (l) erhält von Schiedsrichter Frank Willenborg die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Bastian Dankert. Hier sehen Sie Lehrkräfte unter sich. Sowohl KSC-Trainer Christian Eichner (l.) als auch der hier durchgreifende Schiedsrichter (r.) haben abseits des Fußballs Erfahrung mit dem Pädagogen-Job. Doch wie heißt der Realschullehrer, der am 10. Februar 2023 im Spiel des Karlsruher SC gegen Greuther Fürth die Gelbe Karte zückt?

Schiedsrichter Benjamin Brand (M) zeigt Wolfsburgs Mattias Svanberg (2.vr) die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Frank Willenborg. Mit über 100 Einsätzen in der 1. und 2. Bundesliga hat sich der nächste Mann schon einen Namen gemacht, lässt sich auch von zwei Wolfsburgern nicht beeindrucken, die am 10. Februar 2023 im Spiel beim FC Schalke auf ihn einreden.

Schiedsrichter Daniel Siebert zeigt im Bundesliga-Spiel die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Benjamin Brand. Weiter geht es mit Deutschlands Schiedsrichter bei der WM 2022 in Katar. Nach zehn Jahren in der Bundesliga erfüllte sich der Berliner Referee, hier am 20. Januar 2023 im Spiel zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern, seinen großen Karriere-Traum.

Schiedsrichter Felix Zwayer gibt bei einem Bundesliga-Spiel Anweisungen

Auflösung voriges Foto: Daniel Siebert. Ebenfalls aus Berlin kommt der wohl umstrittenste aller deutschen Schiedsrichter. Obwohl er schon seit 2009 in der Bundesliga pfeift, reißt Kritik von Spielern oder Ex-Kollegen nicht ab. (Foto: 19. Februar 2022)

Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck spricht mit Gladbachs Jonas Hofmann.

Auflösung voriges Foto: Felix Zwayer. Erst elf Jahre später, 2020, kam dieser Unparteiische in die Bundesliga. Hier spricht er am 4. November 2022 in aller Ruhe mit Gladbach-Profi Jonas Hofmann.

Schiedsrichter Christian Dingert zeigt die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Matthias Jöllenbeck. Weiter geht es mit einem pfeifenden Diplom-Verwaltungswirt, der seit 2010 Bundesliga-Spiele leitet. Hier zückt er im Spiel zwischen Arminia Bielefeld und Greuther Fürth am 16. Januar 2022 Gelb.

Schiedsrichter Robert Schröder spricht mit den Spielern.

Auflösung voriges Foto: Christian Dingert. Mit dem hier abgebildeten Schiedsrichter ist nicht zu spaßen, in der Saison 2021/2022 griff nur Daniel Schlager noch häufiger zur Gelben Karte als der Hannoveraner (16 Stück in 60 Spielen). Hier ruft er die Spieler von Fortuna Düsseldorf und Holstein Kiel am 29. Oktober 2022 auch ohne Verwarnung zur Ordnung.

Schiedsrichter Harm Osmers zeigt in der Bundesliga eine Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Robert Schröder. Der nächste gesuchte Referee zückt hier im Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Bayern München am 5. Februar 2023 Gelb. In der vorigen Bundesliga-Saison zeigte er in 15 Spielen 42 Mal Gelb, pfiff außerdem fünf Elfmeter. Auch hier lag nur Daniel Schlager (6) vorne.

Schiedsrichter Sören Storks beim Spiel zwischen Nürnberg und Holstein Kiel.

Auflösung voriges Foto: Harm Osmers. Der gesuchte Schiri pfeifft bereits seit 2012 im deutschen Profi-Fußball. Seit der Saison 2017 pfeift er auch in der Bundesliga. Das Foto zeigt ihn bei der Zweitliga-Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Holstein Kiel.

Die Bundesliga-Schiedsrichter laufen über den Rasen.

Auflösung voriges Foto: Sören Storks. Das war es mit den 24 Bundesliga-Schiedsrichtern. Hier sehen Sie die Schiri-Riege mit ihren Assistenten noch einmal beim gemeinsamen Winter-Trainingslager Anfang Januar 2023 im portugiesischen Lagos.

1/26

Schiedsrichter-Krise in der Bundesliga: Seit Wochen wird scharf über Referees und Videobeweis diskutiert, der VAR hat sich noch immer nicht bei Fans und Experten etabliert. Kann ein Experiment aus dem Ausland helfen?

von Béla Csányi  (bc)

Über diese Länderspielpause freut sich wohl niemand so sehr wie die Bundesliga-Schiedsrichter! Woche für Woche wird seit dem Start in die zweite Saison-Hälfte diskutiert, kein Spieltag kommt ohne großen Referee-Rüffel von Spielern, Vereinen oder Experten aus.

Bis zum 26. Spieltag am ersten April-Wochenende dürfen die Unparteiischen jetzt erst mal durchpusten und sich vor dem Saisonfinale sammeln. Klar ist für alle Beteiligten: So wie aktuell kann es in naher und ferner Zukunft nicht weitergehen.

Bundesliga-Schiedsricher offen für Krisen-Strategien

Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe (49), schon lange mit dem DFB auf Kriegsfuß, beklagte die Lage am Sonntag (19. März 2023) sogar als Folge einer „Fehlentwicklung des letzten Jahrzehnts“. Doch wie findet der Deutsche Fußball-Bund bei seinen Schiris zurück zu mehr Normalität und weniger Ärger? Wie lässt sich der wöchentliche VAR-Wirbel verhindern?

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Dass von vielen Seiten immer wieder sogar die komplette Abschaffung des erst 2017 eingeführten Videobeweises ins Spiel gebracht wird, macht deutlich: Vielversprechende Antworten auf die drängendsten Fragen gibt es nicht. Verzweifelt wird nach Maßnahmen gesucht, mit denen die Akzeptanz für den Kölner Keller gesteigert werden könnte.

Das zeigte auch der Auftritt von Peter Sippel (53), Sportlicher Leiter der Bundesliga-Schiris, im „Doppelpass“ am Sonntag. Selbst den Vorschlag, dass Ex-Profis dem VAR während der Spiele zur Seite stehen könnten, wollte er nicht ausschließen. Der frühere Referee (217 Erstliga-Einsätze) bekräftigte: „Wir sind offen dafür.“ Erst am Vortag etwa schaute Ex-Bundesliga-Trainer Manuel Baum (43) als Gast zur Beobachtung vorbei.Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Ein Beispiel aus Frankreichs Ligue 1 zeigt außerdem einen Ansatz, mit dem die Schiedsrichter-Gilde sich auch bei den Fans womöglich wieder mehr Kredit erpfeifen könnte.

Mikro-Pläne für Bundesliga-Schiris stecken noch in der Anfangsphase

Dort hatte Benoit Millot (41) beim Spiel zwischen Olympique Lyon und dem FC Nantes (1:1) am Freitag ein Mikrofon getragen, mit dem seine gesamte Kommunikation aufgezeichnet wurde. Der Streaming-Dienst Amazon Prime Video zeigte im Anschluss eine Zusammenfassung der Partie inklusive der Gespräche des Schiedsrichters mit den Spielern auf dem Rasen sowie dem VAR.Hier sehen Sie einige der Szenen aus Frankreich im Video:

„Solche Erfahrungen bringen mehr Klarheit darüber, dass unsere oberste Mission darin liegt, dem Spiel zu dienen“, lobte Millot nach Abpfiff. Der Grundgedanke ist klar: Fans sollen die Schiedsrichter verstärkt als Teil des Geschehens und nicht als Störfaktor wahrnehmen. Eindrücke aus Schiri-Perspektive könnten mehr Nähe schaffen und für Verständnis in kritischen Situationen sorgen.

Schiedsrichter Tobias Stieler (r) spricht mit Leverkusens Amine Adli (l), nachdem er eine Gelbe Karte zurückgenommen hat und Elfmeter für Leverkusen entschieden hat.

Was sagte Schiedsrichter Tobias Stieler nach seiner Doppel-Fehlentscheidung im Spiel gegen den FC Bayern zu Bayer-Profi Amine Adli? Ein Mikrofon hätte Fans spannende Einblicke ermöglicht.

Millot betonte, dass er und seine Berufs-Kollegen ihren Job aus Leidenschaft ausüben – und an einem rundum gelungenen Fußball-Abend ebenfalls mehr Freude haben als an tagelangen Debatten über falsche Entscheidungen: „Es ist ja nicht so, dass wir nur an den Wochenenden vom Mars auf die Erde herabsteigen, um dort ein Fußballspiel zu leiten.“

In Frankreich wird bereits diskutiert, die Mikrofone künftig häufiger einzusetzen. Ein Vorbild für die Bundesliga? Hier ist bislang lediglich angedacht, den Fans im Stadion in einer Testphase ab 2024 das Ergebnis von VAR-Entscheidungen per Mikro zu erklären – ähnlich wie es Football-Schiedsrichter in der US-amerikanischen NFL seit Jahren tun. Doch die Schiri-Krise macht womöglich weitere Innovationen nötig.

Bei Social Media gab es für das Mikro-Experiment aus Frankreich viel positive Resonanz. „Mit gefällt dieses neue Erlebnis, so kommt man den Schiedsrichtern ein bisschen näher“, schrieb ein User in den Kommentaren. Ein weiterer schwärmte von einer „großartigen Initiative“ und forderte: „Das Schiedsrichterwesen muss sich dem Publikum mehr öffnen, das würde auch die gewaltigen Herausforderungen dieser Arbeit greifbarer machen.“