Die DFB-Teams werden ab 2027 nicht mehr von Adidas, sondern von Nike ausgerüstet. Den Wechsel kann man zwar nachvollziehen, etwas bleibt dann aber doch hängen. Ein Kommentar.
Adidas-AusDarf man das, DFB? Finanziell nachvollziehbar, moralisch ein Makel
Die Nationalmannschaft spielt demnächst in Nike statt in Adidas. Das klingt ähnlich verstörend wie der unsägliche Claim „Die Mannschaft“, die nach der Einführung dieser Marke plötzlich keine mehr war.
Natürlich geschieht ein solcher Wechsel immer dann, wenn jemand ein finanziell lukrativeres Angebot macht. Und wenn ein Verband aufgrund ausbleibender Prämien wegen nicht mehr vorhandenen sportlichen Erfolgen klamm ist, ist er dafür natürlich besonders zugänglich. Kann man irgendwie verstehen.
Adidas und der DFB: 1954 wurde ein Mythos geboren
Als Traditionalist und Fußball-Romantiker schoss mir aber sofort eine Frage in den Kopf, als die Meldung auf den Markt kam: Darf der DFB das?
Dass die meisten Vereine alle Jahre einen neuen Ausrüster an Land ziehen, ist inzwischen normal. Und normalerweise ist es dem Fan an sich auch egal, wer das Trikot herstellt, dass man anzieht.
Aber Adidas und der DFB, das ist immer mehr gewesen als eine Partnerschaft. Es ist ein Mythos, begründet durch das berühmteste Spiel der deutschen Fußballgeschichte. Jeder, der jemanden kennt, der das Finale von Bern 1954 live in der Kneipe vor dem einzigen Fernseher im Dorf verfolgt hat, dürfte sich mal vorgestellt haben, wie es wäre, wenn man selbst an seiner Stelle gewesen wäre.
Finanziell kann man dem DFB keinen Vorwurf machen
Dieses Märchen der elf Freunde, die nach wenigen Minuten gegen den haushohen und als unschlagbar geltenden Favoriten aus Ungarn 0:2 zurückliegt und das Ding dann sensationell dreht. Zeitzeugen sagen bis heute, dass das der Urknall der Bundesrepublik Deutschland war.
Der allerdings wäre ohne Adidas nicht möglich gewesen. Zeugwart Adi Dassler hatte nämlich Schraubstollen für seine Kicker dabei, die er je nach Witterung anpassen konnte. Dass mit dem Anpfiff Regen einsetze, der im weiteren Verlauf immer stärker wurde, war dann der Jackpot für die Truppe von Sepp Herberger.
Sie war zwar fußballerisch normalerweise unterlegen, hatte aber im Gegensatz zu den Ungarn eine gewisse Standfestigkeit, ein ganz entscheidender Faktor für einen Erfolg, der unvergessen bleiben wird.
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Die Schraubstollen waren damals eine sensationelle Neuheit, materielle Vorteile dieser Art gibt es heutzutage nicht mehr. 1954 war es im Finale so, als hätte einer der besseren Fahrer ein der Formel 1 das mit Abstand schnellste Auto bekommen und den Allerbesten hätte man in eine Gurke gesetzt.
Zusammengefasst: Finanziell kann man dem DFB keinen Vorwurf machen, moralisch könnte Adidas aber ewige Dankbarkeit für sich reklamieren. Zumal der Erfolg von 1954 auch ein Selbstverständnis begründet hat, das unter anderem zu drei weiteren Weltmeistertiteln und drei Erfolgen bei der Europameisterschaft geführt hat.