Neues Anfang-DebakelBaumann spricht über Fan-Aufstand bei Werder Bremen

Bremens Trainer Markus Anfang an der Seitenlinie nach dem Spiel gegen Paderborn.

Frust-Abgang: Bremens Trainer Markus Anfang nach dem 1:4-Debakel gegen Paderborn am 15. August 2021.

Werder Bremen hat nach einer blamablen Vorstellung die erste Saison-Niederlage in der 2. Fußball-Bundesliga kassiert. Trainer Markus Anfang ist frustriert, Manager Frank Baumann steht unter Druck.

Bremen. Jetzt reicht es den Werder-Fans. Als der Abpfiff in Bremen ertönte, entlud sich der Frust der Anhänger. „Baumann raus“ skandierten sie. Das 1:4-Debakel gegen den SC Paderborn hat die Krise an der Weser massiv verschärft. Planlos, ratlos, ideenlos.

Eine Woche nach dem Pokal-K.o. beim Drittligisten VfL Osnabrück verloren die Hanseaten auch ihr Liga-Heimspiel nach einem über weite Strecken desaströsen Auftritt. Es war bereits das neunte Heimspiel in Folge ohne Sieg. Nur vier Punkte nach drei Spielen – der Fehlstart in die neue Saison ist perfekt.

Werder-Fans singen: „Wieder alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“

Für die 21.000 Zuschauer im Weserstadion ist der Schuldige am Bremer Sturzflug gefunden. Geht es nach ihnen, sollte Manager Frank Baumann (45) sofort seinen Posten räumen. Immer wieder gab es am Sonntag (15. August) lautstarke „Baumann raus!“-Rufe. Die Anhänger haben das Transfer-Versagen von ihm und Scouting-Boss Clemens Fritz (40) satt.

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„Wieder alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“, sangen die Bremer Fans. „Es ist vollkommen logisch, dass die Fans nicht glücklich sind. Dass es eine ganz schwere Saison unter den Rahmenbedingungen wird, ist aber allen klar. Das wird kein Spaziergang“, sagte Trainer Markus Anfang (47).

Werders Manager sagte laut „Bild“: „Sie sollen gerne „Baumann raus!“ rufen. Dann bin ich eben der Sündenbock. Aber ich stelle meine persönliche Reputation nicht über das wirtschaftliche Wohl des Vereins. Was ich mir wünschen würde, ist, dass unsere Fans während der 90 Minuten die Mannschaft unterstützen.“

Werder Bremen wurde vom SC Paderborn vorgeführt

Besonders in der ersten Halbzeit wurden die Norddeutschen nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Felix Platte legte mit zwei Toren in der 9. und 17. Minute den Grundstein zum ersten Saisonsieg der Gäste. Sven Michel (36.) gelang der dritte Treffer, ebenfalls unter Mithilfe der komplett indisponierten Bremer Hintermannschaft.

Das Team von Trainer Markus Anfang (47) war schon nach 45 Minuten mit einem Pfeifkonzert in die Kabinen verabschiedet worden. Die 300 mitgereisten Paderborn-Fans hingegen hatten Oberwasser und sangen: „Einer geht noch, einer geht noch rein.“ Die frühe Auswechslung von Kapitän Ömer Toprak schwächte die Platzherren zusätzlich. Der Abwehrchef musste wegen einer Nackenverletzung den Platz schon in der 26. Minute verlassen. Zudem fehlten die verletzten Bundesliga-Routiniers Leonardo Bittencourt und Kevin Möhwald.

Spielerkreis des SV Werder Bremen nach der Partie gegen den SC Paderborn.

Nach dem Schlusspfiff gegen Paderborn versammelte Markus Anfang sein Team im Kreis auf dem Platz.

Nach dem Seitenwechsel traf immerhin Niklas Schmidt in der 52. Minute. Doch nur drei Minuten später stellte Ron Schallenberg den alten Abstand wieder her. Nach den zahlreichen Abgängen (Rashica, Sargent, Osako, J.Eggestein, Augustinsson) ist Werder einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Dennoch ist auch Coach Anfang am Totalversagen nicht unschuldig.

Markus Anfang: „Rekord an individuellen Fehlern aufgestellt“

„Das ist augenscheinlich gewesen. Paderborn brauchte nicht wirklich viel. Wir haben überhaupt nicht verteidigt, waren überhaupt nicht an den Leuten dran. Nach vorne haben wir auch so viele Fehler gemacht. Wir haben einen Rekord an individuellen Fehlern aufgestellt“, sagte der Coach. „Wir brauchen die Schuld nicht bei anderen suchen sondern bei uns. Den Ansprüchen, die jeder Spieler hat, müssen sie auch gerecht werden. Da gibt es keine Ausreden mehr.“

Paderborns Trainer: „Über Werder hängt eine Dunstglocke“

Wie kaputt die Lage in Bremen ist, spürte auch der Gast aus Paderborn. „Es ist eine gewisse Dunstglocke über dem Verein. Das spürte man schon vor dem Spiel. Wir wollten schnell das Publikum zum Verstummen bringen. Das ist uns gut gelungen. Wenn dann Pfiffe dazu kommen, sorgt das nicht für Sicherheit bei den Jungs“, sagte Trainer Lukas Kwasniok (40).

Eine Stunde nach dem Abpfiff stellte sich dann auch der so heftig kritisierte Baumann bei Sky. Er sprach allerdings nur über die allgemeine Lage. „Ich bin brutal enttäuscht. Wir haben eine junge Mannschaft, wissen, dass wir Geduld brauchen. Dass man sich so ergibt, ist sehr enttäuschend. Das war wie im Schlaraffenland für die Paderborner.“ Die Gründe für den Werder-Abstieg liegen für den Sport-Boss auf der Hand. „Wir sind abgestiegen, haben zwei schwierige Jahre hinter uns, sind im Umbruch. Wir brauchen Erfolgserlebnisse.“