Kurz nachdem die Uefa in einem internen Dokument bestätigt, dass es im EM-Viertelfinale einen Elfer für Deutschland hätte geben müssen, äußern sich mit Lothar Matthäus und Toni Kroos zwei DFB-Legenden zu der Situation.
„Wir sind betrogen worden!“Matthäus nach EM-Geständnis außer sich – Kroos verspottet Uefa
Auch Monate nach dem unglücklichen Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-EM gegen den späteren Europameister Spanien hält die Diskussion um den vermeintlichen Elfmeter in der Verlängerung weiter an. In der 107. Spielminute blockte Chelsea-Verteidiger Marc Cucurella (26) einen Torschuss von DFB-Shootingstar Jamal Musiala (21) mit der linken Hand.
Sowohl Schiedsrichter Anthony Taylor (45) als auch der VAR bewerteten die Aktion als nicht strafwürdig und verwehrten dem Team von Julian Nagelsmann (37) den geforderten Strafstoß. Im Anschluss an die strittige Situation erzielte Mikel Merino (28) per Kopf den Treffer zum 2:1 für Spanien und besiegelte somit das deutsche Ausscheiden.
„Eine Frechheit, dass es jetzt zugegeben wird“
Nun gab die Uefa jedoch fast drei Monate nach der EM-Viertelfinalpartie zu, dass die Elfmetersituation falsch bewertet wurde. Laut der spanischen Plattform „Relevo“ teilte die Schiedsrichterkommission dies den internationalen Unparteiischen jetzt in einem internen Schreiben mit.
Neben vielen tausend Fußballfans verärgert die späte Einsicht des europäischen Fußballverbandes auch DFB-Größen aus der jüngeren und älteren Vergangenheit. Der Rekordnationalspieler der deutschen Nationalmannschaft, Lothar Matthäus (63), hatte sich schon während der Partie in seiner Rolle als TV-Experte echauffiert, ruderte an den Folgetagen aber zurück und akzeptierte die Entscheidung.
„Ich habe damals sofort gesagt: klarer Elfmeter! Dann kam am Tag danach die Nachricht, dass es eine Anweisung des Schiri-Obmannes der Uefa gegeben habe, keinen Elfer zu pfeifen, wenn der Arm locker herunterhängt. Deswegen habe ich gesagt, dass die Entscheidung nachzuvollziehen ist, keinen Elfer zu geben“, erklärte Matthäus nun gegenüber „Bild“ seinen damaligen Sinneswandel.
Weiter sagte er: „Aber heute stellt sich die Frage: Gab es diese Anweisung in Wirklichkeit gar nicht? Um das aufzuklären, würden mich die Aussagen des Schiedsrichters und des VAR interessieren.“
Der 63-Jährige war in seiner Rage kaum zu bremsen und wetterte eifrig weiter gegen die Uefa: „Wenn es stimmt, dass die Uefa jetzt zugibt, dass es eine Fehlentscheidung war – dann sind wir offenbar betrogen worden! Dann war die angebliche Anweisung nur eine Ausrede. Eigentlich eine Frechheit, dass es jetzt zugegeben wird, was damals alle gesehen haben.“
Der Rekordnationalspieler war aber nicht die einzige deutsche Fußballgröße, die sich zu den neuen Entwicklungen rund um den nicht gegebenen Handelfmeter äußerte. Am Rande seiner Kleinfeldliga „Icon League“ erklärte Toni Kroos (34), der im Sommer nach dem Spiel gegen Spanien seine Karriere beendetet hatte, mit ordentlich Sarkasmus, wie er das Schuldeingeständnis der Uefa einordnet.
Hier mehr lesen: Neuer, Nübel oder Konkurrenzkampf – Drama um ter Stegen: Das sind jetzt Nagelsmann Optionen im DFB-Tor
„Sie haben jetzt drei Monate gebraucht, um mitzubekommen, dass es Hand war, was fast alle eigentlich schon in der Sekunde geschafft haben. Das beruhigt mich ungemein. Aber danke, war nicht so wichtig, gibt mir ein gutes Gefühl. Darf ich mich jetzt im Nachgang Europameister nennen? Weil, die haben es ja jetzt offiziell bestätigt. Ich glaube nicht“, so der Weltmeister von 2014.
Von Seiten des DFB gibt es bisher noch keine öffentliche Stellungnahme zu den aktuellen Geschehnissen. Bevor man sich zu den Entwicklungen äußert, will man von der Uefa eine Bestätigung der Berichte aus Spanien.