Der VfL Wolfsburg steckt tief in der Krise. Vor dem Duell mit Tabellennachbar Hertha BSC spricht Sportchef Jörg Schmadtke seinem Trainer Florian Kohfeldt immerhin zaghaft das Vertrauen aus.
„Diskussion stelle ich mich“VfL-Boss Schmadtke räumt Fehler ein – was wird aus Wackel-Coach Kohfeldt?
Noch vor wenigen Monaten, nach dem perfekten Saisonstart mit vier Siegen aus vier Spielen, war Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke (57) noch voller Stolz und Zuversicht mit Blick auf die Lage bei seinem VfL Wolfsburg. Einen Tag vor dem Krisen-Gipfel gegen die mit den Millionen von Lars Windhorst (45) aufgepeppte und genauso chronisch erfolglose Truppe von Hertha BSC steht der frühere FC-Manager nun vor dem Scherbenhaufen der letzten Jahre.
Einen Trainer später rutschen die Wölfe immer tiefer in die Krise. Nach der Entlassung von Mark van Bommel (44) riss der Abwärtstrend nicht ab, im Gegenteil: Nachfolger Florian Kohfeldt (39) hat nun acht Spiele in Serie verloren, braucht händeringend einen Sieg. „Es ist mir auch egal wie“, fordert der frühere Bremer Coach Abstiegskampftugenden beim Vorjahres-Vierten. „Dreckig oder mit Pauken und Trompeten.“
Jörg Schmadtke benennt die Mechanismen des Trainer-Geschäfts
Viel mehr Niederlagen wird sich Kohfeldt ohnehin nicht mehr erlauben können, nach dem 0:1 in Bochum ist der Druck vor dem Heimspiel gegen die Hertha gewaltig. Immerhin: Noch will Schmadtke nicht den Stab über dem Coach brechen. „Das Vertrauen ist da“, sagte der Geschäftsführer Sport am Freitag (14. Januar 2022). „Ich sehe seine Arbeitsweise. Ich sehe, wie er Woche für Woche mit der Mannschaft umgeht und welche Inhalte er installiert. Nichtsdestotrotz wissen wir alle: Es kommt irgendwann ein Punkt, an dem Dinge schwer haltbar sind. Von dem Punkt sind wir aber noch entfernt. Die Überzeugung überwiegt nach wie vor das aktuelle Bild.“
Es klingt auch raus, dass Schmadtke inzwischen das Problem nicht mehr beim Trainer, sondern bei den Spielern sucht. Ein Schlendrian in der Kabine sei „zumindest ein Faktor, den man nicht völlig außer Acht lassen sollte“, bestätigte der Sportchef.
Schmadtke gesteht Fehler bei der Kader-Zusammenstellung ein
In der Rückschau sei es ein Fehler gewesen, den Kader nach drei erfolgreichen Jahren zusammenzuhalten, statt neue Impulse zu setzen, gesteht der Sportchef. „Das ist ein bisschen so, wie am Sonntag die Lottozahlen vom Samstag zu benennen. Aber der Diskussion stelle ich mich“, sagte Schmadtke. „Wir haben im Sommer Entscheidungen getroffen, die aus vollster Überzeugung geschahen und die den Gedanken hatten, dass wir eine homogene, stark leistungsorientierte Gruppe behalten, die den nächsten Schritt gehen will. Aus heutiger Sicht kann man dahinter ein Fragezeichen stellen.“
Ein Fragezeichen steht natürlich auch hinter Schmadtkes Zukunft, sollte es ihm nun zum wiederholten Male nicht gelingen, mit seinen Klubs erreichte Erfolge zu bestätigen. Der Vertrag des Geschäftsführers läuft im Sommer aus, er wird Lösungen anbieten müssen, damit eine Verlängerung ein Thema wird.