Deutschlands Handballer haben auf ihrer EM-Mission einen herben Dämpfer erlitten. Gegen Österreich sah es lange Zeit ganz furchtbar aus. Am Ende stimmte immerhin die Moral. Ein Kommentar zur Lage.
Kommentar zur Handball-EMDeutschland drohte Handball-Cordoba – nur Köln-Faktor half dem Team
Seit 46 Jahren steht das argentinische Cordoba stellvertretend für eine der größten Blamagen im Fußball. Damals verlor Deutschland als amtierender Weltmeister bei der WM 1978 gegen Österreich. Beinahe hätte auch Köln in dieser Reihe der Pleiten gegen den Nachbarn gestanden – diesmal im Handball.
Am Samstag (20. Januar 2024) drohte der deutsche EM-Traum schon nach dem zweiten Hauptrunden-Spiel in der Lanxess-Arena vorzeitig zu platzen. 16:21 lag das DHB-Team zwölf Minuten vor dem Ende zurück. Doch mit dem Mute der Verzweiflung, kämpferischem Einsatz und einer erneut lauten Kulisse reichte es am Ende noch zum 22:22.
Doch keine Pleite: Kölner Lanxess-Arena behält weiter ihre weiße Weste
Die Kölner Handball-Kathedrale behält also noch ihre weiße Weste, wenn nun auch mit einem Kratzer. Bisher hatte das DHB-Team in der Lanxess-Arena alle Spiele gewonnen. Immerhin bleibt es noch ungeschlagen. Und am Ende half auch das aufgepeitschte Publikum dabei, das Unentschieden irgendwie noch zu retten. Dennoch: Nach Handball-Wintermärchen sah gar nichts mehr aus.
Lange Zeit hatten die 19.750 Fans nur noch entsetzt auf das Parkett geschaut. Was das deutsche Team im Angriffsspiel präsentierte, war stellenweise peinlich. Österreichs Keeper Constantin Möstl konnte sich mit 17 Paraden richtig in Szene setzen.
Bundestrainer Alfred Gislason tobte angesichts der fahrigen und uninspirierten Versuche verständlicherweise an der Seitenlinie. Mit vier begeisternden EM-Spielen hatte das deutsche Team wieder eine Handball-Euphorie losgetreten. Doch dann folgte solch ein planloser Auftritt mit Fehlpässen und Fehlwürfen. Juri Knorr & Co. war die Ratlosigkeit bei fast jedem Angriff anzusehen.
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Die deutsche Lebensversicherung im Tor tat ihr Bestes. Ausnahme-Keeper Andreas Wolff sorgte dafür, dass sein Team trotz des Offensiv-Desasters überhaupt in der Partie blieb. Der Hallensprecher leistete auch Schwerstarbeit, schmiss die Stimmungshits der Höhner und von Brings an, um die Fans zu animieren, doch die waren angesichts der Leistung genauso schockiert wie Gislason.
Die Ausgangslage ist vor den beiden noch ausstehenden Begegnungen am Montag gegen Ungarn und Mittwoch gegen Kroatien (jeweils 20.30 Uhr) mit nur drei Punkten natürlich nicht besser geworden. Ins Halbfinale geht es nur noch mit Schützenhilfe.
Nach dieser Vorstellung sollte die Endrunde aber ohnehin nicht mehr so im Fokus stehen. Deutschland muss erst einmal versuchen, sich zweimal in der vollen Arena so teuer wie möglich zu verkaufen und zu einer vernünftigen Form zu finden.
Dass der Titel am Ende sowieso nur zwischen Nationen wie Dänemark, Frankreich und Schweden ausgespielt wird, wurde mit jedem weiteren Turnierspiel deutlich. Und dass der Modus keinen Aussetzer erlaubt, war auch allen bewusst. Dieser Schock am Samstagabend hat die Kölner Handball-Kathedrale mächtig erschüttert.