Einige Highlights, sowie nicht ganz so erfreuliche Neuigkeiten aus deutscher Sicht: Im Überblick die Nacht bei der Leichtathletik-WM in Eugene.
Leichtathletik-WM in EugeneGina Lückenkemper enttäuscht über 100 Meter – Maskottchen stiehlt die Show
Das war wohl nichts! Die deutsche Star-Sprinterin Gina Lückenkemper (25) ist bei der Leichtathletik-WM in Eugene bereits vor dem Finale des 100-Meter-Sprints ausgeschieden. 11,08 Sekunden reichten nicht, um sich im Halbfinal-Lauf für den Endlauf zu qualifizieren.
Was die anderen deutschen Athleten in der Nacht zum 18. Juli 2022 bei der Leichtathletik-WM in Eugene erreicht haben und wen das US-amerikanische Publikum mehr feiert als den Weltmeister über 100 Meter, erfahren Sie hier.
100 Meter: Gina Lückenkemper überraschend raus
Für Gina Lückenkemper war wie 2017 im Halbfinale über 100 m Schluss. „11,08 ist nicht das, was ich mir vorgenommen habe für hier, ich wollte definitiv mehr“, sagte die 25-Jährige. Doch auch sie hatte mit einer Disqualifikation in ihrem Rennen zu kämpfen – jener für Tynia Gaither (29, Bahamas), wonach das Publikum mitten in die folgende Konzentrationsphase der Läuferinnen buhte.
Allerdings gab sich Lückenkemper nach der Enttäuschung kämpferisch und sagte in Hinblick auf die kommende Europameisterschaft: „In München werden die Karten neu gemischt, da wird wieder neu angegriffen.“ Die European Championships sollen vom 11. bis 21. August 2022 in München ausgetragen werden. Auf dem Programm stehen Europameisterschaften in den Sportarten Leichtathletik, Radsport, Kunstturnen, Rudern, Triathlon, Kanurennsport, Beachvolleyball, Tischtennis und Sportklettern.
Erfreulich als deutscher Sicht: Platz zehn im Stabhochsprungfinale für Jacqueline Otchere (26) und ein mutiger Auftritt von Siebenkämpferin Sophie Weißenberg (24, Platz neun nach dem ersten Tag). Enttäuschend hingegen: Für alle drei deutschen Diskuswerfer war in der Quali Schluss.
Leichtathletik WM: Jamaikanerin schreibt Geschichte – Favoritenschreck Hürde
35 Jahre alt ist die Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce, 1,52 m klein und seit fünf Jahren Mutter eines Sohnes. In Eugene wurde die „Pocket Rocket“ zum fünften Mal zur schnellsten Frau der Welt. In 10,67 Sekunden über 100 m, WM-Rekord. Fünf Titel in einer Einzel-Disziplin hatte nie zuvor eine Leichtathletin erreicht. So etwas nennt man wohl Phänomen. Dass Jamaikas Sprinterinnen wie die US-Männer am Samstag über 100 m Gold, Silber und Bronze holten, war da fast eine Nebennotiz.
Ganz skurril wurde das Finale über 110 m Hürden. Binnen weniger Minuten verabschiedeten sich drei der besten acht von Eugene: Zuerst verletzte sich Jamaikas Olympiasieger Hansle Parchment (32), dann wurden Shane Brathwaite (32) und vor allem US-Liebling Devon Allen (27) wegen Fehlstarts disqualifiziert.
Während dessen Landsmann Grant Holloway (24) in 13,03 Sekunden wie 2019 zum WM-Titel stürmte, gab sich Allen trotzig: Er wolle dann jetzt erstmal den Superbowl gewinnen. Könnte er auch – er steht beim Football-Team der Philadelphia Eagles unter Vertrag.
Publikum feiert Maskottchen, aber nicht die US-Sprinter
Am Samstag war der US-Dreifachtriumph von Fred Kerley (27) und Co. ein Höhepunkt, einen Tag später ging die Siegerehrung fast unter. Das ohnehin bei der WM nur rund 15.000 Zuschauer fassende Stadion war kaum zu einem Viertel gefüllt, als vor dem späten Wettkampfblock die Nationalhymne ertönte.
Der heimliche Star der Leichtathletik-WM ist zwei Meter groß, am ganzen Körper gelb behaart und reichlich respektlos. Die US-Amerikaner lieben ihre Sport-Maskottchen, und sie können ihnen kaum skurril genug sein. „Legend the Bigfoot“, ein ausgewachsener Waldbewohner, passt wunderbar in diese Rolle.
Ob zünftige Pöbeleien in Richtung der Zuschauer oder ein Seemannsköpper in den Wassergraben – Legend ist eine Rampensau. Und verkauft sich im Kleinformat an den Souvenirständen blendend – für schlanke 35 Dollar. (sid/sto)