Zehn Jahre nach Ski-UnfallEx-Schumi-Manager Weber: „Ich habe keine Hoffnung mehr“

Michael Schumacher und Willi Weber unterhalten sich vor einem Rennen.

Michael Schumacher und Willi Weber am 25. Juli 2010 vor dem Großen Preis von Deutschland am Hockenheimring.

Willi Weber war lange Zeit als Manager an der Seite von Michael Schumacher. Zehn Jahre nach dessen Ski-Unfall sprach EXPRESS.de mit Weber über die Formel-1-Legende und ihre Beziehung.

von Oliver Reuter  (reu)

Die Sorgen um Michael Schumacher (54) sind auch fast zehn Jahre nach seinem tragischen Ski-Unfall in den französischen Alpen so groß wie damals. Über seinen Gesundheitszustand kann die Öffentlichkeit nur aufgrund von Aussagen seines Anwalts („Er kann nicht gehen“) und von Sohn Mick („Ich würde gerne mit ihm über Motorsport sprechen“) schließen.

Vor dem Jahrestag wird in vielen Dokus der Unfall und das Leben in der Isolation thematisiert. Wie geht es Familie und Freunden dabei? Darüber sprach EXPRESS.de mit seinem langjährigen Manager Willi Weber (81).

Willi Weber: „Ich habe getrauert wie ein Hund“

Herr Weber, was denken Sie über Ihren Freund Michael zehn Jahre nach dem Unfall?

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Weber: Wenn ich jetzt an Michael denke, habe ich leider keine Hoffnung mehr, dass ich ihn noch einmal wiedersehe. Ohne positive Nachrichten nach zehn Jahren.

Bedauern Sie es deshalb umso mehr, dass Sie ihn damals nicht sofort in der Klinik in Grenoble besucht haben?

Weber: Natürlich bedaure ich das sehr und mache mir Vorwürfe. Ich hätte Michael im Krankenhaus besuchen müssen. Ich habe nach seinem Unfall getrauert wie ein Hund. Es hat mich wahnsinnig schwer getroffen, das können Sie sich vorstellen. Natürlich auch die Tatsache, dass Corinna keinen Kontakt mehr zugelassen hat. Aber irgendwann war der Punkt gekommen, da musste ich mich von Michael befreien, lossagen.

Willi Weber: „Der Mist muss aus meinem Kopf raus“

Erklären Sie das bitte.

Weber: Auch drei, vier Jahre danach wurde ich von Leuten, die mich erkannt haben, immer wieder gefragt: „Sie sind doch der Ex-Manager vom Schumacher. Wie geht’s denn dem Michael?“ Da habe ich mit den Erklärversuchen aufgehört und gedacht: Warum fragt niemand, wie es mir geht? Für mich stand fest: So, jetzt ist Schluss. Der Mist muss aus meinem Kopf raus.

Wie geht es Ihnen denn heute? Sie hatten ja vor sechs Jahren eine schwere Rückenoperation.

Weber: Ja, und einen leichten Schlaganfall. Aber am schlimmsten sind die Beine, die sind ständig entzündet. Und im Frühjahr haben mich auch noch Krankenhauskeime erwischt. Das war wie eine Blutvergiftung, es drohte ein leichtes Nierenversagen. Aber zum Glück muss ich nicht zur Dialyse. Die Ärzte haben mir gesagt: Ihr Körper muss selbst heilen.

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Wo verbringen Sie die Weihnachtszeit, im kalten Stuttgart oder im warmen Mallorca?

Weber: Ich werde im Kreise meiner Familie in Stuttgart feiern. Mit meiner Frau, Tochter Christina und den Enkelkindern.

Zuletzt hieß es, Sie wollten sich für Ihre neue Lebensgefährtin Heike scheiden lassen.

Weber: Glauben Sie doch nicht alles, was Sie lesen. Wir leben hier alle friedlich zusammen.

Willi Weber über Mick Schumachers Formel-1-Ausstieg

Mit Michaels Schicksal haben Sie auch durch Ihr Buch „Benzin im Blut“ Ihren Frieden gemacht.

Weber: Das stimmt. Es war nicht einfach, mich noch mal damit zu konfrontieren. Aber ich wollte das machen. Das Buch soll für mich ein Schlussstrich sein.

Sein Sohn Mick hat es nicht in der Formel 1 geschafft und weicht in die Langstrecken-WM aus. Was denken Sie darüber?

Weber: Ich denke, dass Michael bestrebt war, den Jungen in die Formel 1 zu bringen und ihn zu managen, so wie ich früher ihn gemanagt habe. Wäre er an Micks Seite gewesen, hätte ihm dieser Haas-Teamchef (Günther Steiner) nicht so übel mitgespielt und Mick hätte woanders eine zweite Chance bekommen.

Ehemann, Vater und siebenmaliger Weltmeister

Das Leben von Michael Schumacher in Bildern

Michael Schumacher (rechts) gibt seinem Bruder Ralf Schumacher Tipps.

Bereits mit vier Jahren saß Michael Schumacher (rechts) im Kart und half später seinem kleineren Bruder Ralf (links) mit Tipps und Tricks. Das Foto ist aus dem Jahr 1990.

Michael Schumacher schiebt sein Formel-3-Auto.

Nach erfolgreichen Jahren in der Formel König und Formel Ford, ist Michael Schumacher 1989 in der Formel 3 angekommen. Im selben Jahr legte er seine Gesellenprüfung als Kfz-Mechaniker erfolgreich ab.

Michael Schumacher (Mitte) wird von Willi Weber (rechts) auf Händen getragen.

Aufgrund der hohen Kosten in den Motorsportklassen brauchte Michael Schumacher (Mitte) einen Sponsor, der sich in Geldgeber und Manager Willi Weber (rechts) fand. Das Foto zeigt die beiden am 25. November 1990 beim Macau-Grand-Prix.

Michael Schumacher im ikonischen Jordan mit der Startnummer 32.

Am 25. August 1991 erlebt Schumacher im Alter von 22 Jahren unverhofft sein Debüt in der Formel 1 für das Team Jordan. Ohne Streckenkenntnisse fährt Schumi im Qualifying des Großen Preis von Spa (Belgien) sensationell auf Platz sieben. Im Rennen fällt er, auf Platz fünf liegend, nur 550 Meter nach dem Start durch einen Defekt an der Kupplung aus.

Michael Schumacher freut sich über den Sieg beim Großen Preis von Belgien.

Selber Ort, ein Jahr später: Schumacher gewinnt am 30. August 1992 seinen ersten Grand Prix in Spa (Belgien). Zuvor war er in einer Nacht- und Nebelaktion zum Team Benetton Ford gewechselt. Seinen damaligen Teamkollegen Nelson Piquet (dreimaliger Weltmeister) schlug Schumi, bis auf eine Ausnahme, in jedem Qualifying.

Michael Schumacher (Mitte) feiert seinen ersten WM-Titel.

Am 13. November krönt sich Schumacher mit dem Team Benetton in Adelaide (Australien) nach einem kontroversen Zusammenprall mit Rivale Damon Hill zum ersten Mal zum Weltmeister in der Formel 1. Im Jahr darauf verteidigt er seinen Titel.

Michael Schumacher und Frau Corinna Arm in Arm im Fahrerlager.

Im Jahr 1995 heiratet Michael Schumacher seine Frau Corinna (ehem. Betsch). Die beiden lernten sich 1991 kennen, als Corinna noch mit Heinz-Harald Frentzen liiert war.

Michael Schumacher bei der Vorstellung als neuer Ferrari-Fahrer.

Zur Saison 1996 wird Michael Schumacher neuer Fahrer beim in die Krise geratenen Rennstall Ferrari. Der Rennstall hatte allerdings zu dem Zeitpunkt kein konkurrenzfähiges Auto und Schumacher keine Chance auf einen WM-Titel.

Michael Schumacher rammt Jacques Villeneuve.

Einer der unschönen Momente der Karriere von Michael Schumacher. Am 26. Oktober 1997 versucht er Konkurrent Jacques Villieneuve am Überholen zu hindern und rammt ihn absichtlich, um sich so den WM-Titel zu sichern. Daraufhin musste Schumacher selber aufgrund von technischen Problemen sein Auto abstellen. Villeneuve wurde Dritter im Rennen und gewann die Weltmeisterschaft. Schumacher wurde von der FIA rückwirkend für die ganze Saison disqualifiziert.

Michael Schumacher (r) und seine Kinder Mick Schumacher und Gina-Maria Schumacher in einer Szene der Netflix-Dokumentation „Schumacher“.

Gemeinsam mit Frau Corinna bringt Michael Schumacher (rechts) 1997 Gina Maria (Mitte) und 1999 Mick Schumacher zur Welt. Mick fährt seit 2021 für den US-Rennstall Haas in der Formel 1. Hier sind die drei bei einem Fallschirmsprung auf einem undatierten Foto zu sehen.

Mika Hakkinen (links), Jean Todt (2.v.l.),Michael Schumacher (2.v.r.) und David Coulthard (rechts) auf dem Podium Arm in Arm.

Am 8. Oktober 2000 wird Michael Schumacher (2.v.r.) in Suzuka (Japan) zum dritten Mal Weltmeister. Der Auftakt in die Ära der Ferrari-Dominanz ist gelegt. Das Bild zeigt ihn mit Mika Hakkinen (links), Jean Todt (2.v.l.) und David Coulthard (rechts) auf dem Podium.

Michael Schumacher feiert seine siebte Weltmeisterschaft mit dem Team von Ferrari.

Der Höhepunkt seiner Karriere: Michael Schumacher (vorne) wird am 29. August 2004 zum fünften Mal in Folge Weltmeister mit Ferrari. Es ist seine siebte und letzte Weltmeisterschaft.

Michael Schumacher nachdenklich auf einer Pressekonferenz.

Sichtlich berührt gibt Michael Schumacher am 10. September 2006 sein Karriereende zum Ende der Saison bekannt.

Michael Schumacher (links) und Nico Rosberg bei der Team-Präsentation von Mercedes.

Im Jahr 2010 gibt Schumacher (links) an der Seite von Nico Rosberg sein Comeback in der Formel 1 für das neu gegründete Mercedes-Team. 2012 beendet er seine Karriere endgültig. Sein Nachfolger im Cockpit wird Lewis Hamilton.

Michael Schumacher beim Wintersport.

Im Jahr 2013 verunglückt Michael Schumacher beim Skifahren im französischen Méribel und wird im Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt. Im Juni 2014 teilte sein Management mit, dass er nicht mehr im Koma liege und das Krankenhaus verlassen habe. Seitdem gab es keine weiteren Informationen zu seinem Gesundheitszustand. Das Bild zeigt ihn am 16. Januar 2004.

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Nächstes Jahr fährt er erstmals in Le Mans, wie Schumi 1991 im Mercedes. Danach begann seine Formel-1-Karriere. Ist das ein gutes Omen für Mick?

Weber: Der Junge muss sich wie sein Vater damals umstellen. Das ist kein Formel-Auto. Das kann man nicht in die Ecke schmeißen wie einen Formel 3, den Michael präzise gefahren ist wie ein Schweizer Uhrwerk. Da hat das Auto nicht in die Gesamtheit gepasst, deshalb war Michael im Sportwagen auch nicht der Schnellste. Aber er hat da viel gelernt für die Zukunft. Das hat man nachher auch gemerkt. Das wünsche ich Mick auch.