Die Radsportszene staunt über die Leistungen von Zeitfahrspezialist Filippo Ganna (Italien). Der Profi fährt sündhaft teure Laufräder, ist das sein Erfolgsgeheimnis?
Sündhaft teures RadFährt Ganna deshalb allen davon? Sagan kotzt im Teambus und steigt aus
Kaum ein Radfahrer dominiert seine Teildisziplin so sehr wie er: Der Italiener Filippo Ganna (25, Team Ineos Grenadiers) ist beim Zeitfahren kaum zu schlagen. 2020 und 2021 wurde Ganna Weltmeister im Zeitfahren auf der Straße, 2016, 2018, 2019 und 2020 Weltmeister in der Einerverfolgung auf der Bahn.
Und auch in der neuen Straßenradsport-Saison startet Ganna wieder durch. Bei der Radfernfahrt Tirreno-Adriatico gewann er am Montag (7. März 2022) das Auftaktzeitfahren über 13,9 Kilometer. Im Badeort Lido di Camaiore hatte er nach der kurzen Strecke satte elf Sekunden Vorsprung vor dem Belgier Remco Evenepoel (22, Team Quick Step Alpha Vinyl). Ganna fuhr die Strecke in 15:17 Minuten, was einen Schnitt von 54,57 km/h bedeutet. Wahnsinn!
Filippo Ganna: Laufräder aus dem Carbon-Labor
Auf der zweiten und dritten Etappe verteidigte Ganna seine Gesamtführung zunächst über 219 Kilometer von Camaiore nach Sovicille, dann am Mittwoch über 170 Kilometer von Murlo nach Terni. Ganna rollte mit dem Hauptfeld ins Ziel. Doch das Thema ist nach wie vor sein Auftritt im Zeitfahren.
Was ihm dabei hilft, sind die Hightech-Laufräder. Und die kosten ein Vermögen. Vorne fährt Ganna das Model „Wake 6560“, hinten das Scheibenrad „Blur 633“. Die Laufräder stammen aus der Edelschmiede „Princeton Carbonworks.“ Und bei den Preisen schlackert man mit den Ohren, Hobbyradfahrer könnten sich für ein Rad von Ganna ein ganzes Fahrrad kaufen.
Das hintere Scheibenrad kostet 4010 Euro, das vordere Rad 3499 Euro. Macht zusammen: 7509 Euro für zwei Laufräder. Hinzu kommt das Rahmenset von Pinarello, welches weit über 15.000 Euro kosten soll. Inklusive Schaltung und Bremsen liegt die spezial angefertigte Zeitfahrmaschine von Ganna preislich bei über 25.000 Euro…
Filippo Ganna setzt auf perfekt abgestimmte Zeitfahrmaschine
Was macht die Laufräder so besonders? Harrison Macris, einer der Gründer von Princeton Carbonworks, sagte gegenüber „Radsport-News“: „Das Wake 6560 und das Blur 633 sind derzeit die wohl schnellsten Laufräder auf dem Markt. Die Aerodynamik geht hier nicht auf Kosten von Gewicht, Seitenwind-Stabilität und anderen wichtigen Fahreigenschaften.“
Das vordere Rad hat eine wellenartige Form an der inneren Seite. Ausgetüftelt wurden die Laufräder in Boston, verfeinert wurde die Arbeit mit Aerodynamik-Professor Bert Blocken im Windkanal der Technischen Universität Eindhoven.
Peter Sagan übergibt sich im Teambus und gibt auf
Ex-Weltmeister Peter Sagan (32, Team Total Energies) musste unterdessen vor der dritten Etappe aufgeben. Manager Gabriele Uboldi sagte gegenüber „Radsport-News“: „Er hat sich im Bus übergeben müssen und hat Probleme mit der Atmung.“ Auch ein Zusammenhang mit der jüngsten Corona-Erkrankung von Sagan sei nicht auszuschließen. Sagan hat bereits zweimal Corona gehabt. „Er ist jetzt natürlich tief im Keller“, so Uboldi.
Am Mittwoch (9. März) kam es erneut zum Massensprint. Diesmal gewann der Australier Caleb Ewan (27, Team Lotto-Soudal). Die deutschen Fahrer verpassten den Tagessieg im Sprintfinale nur knapp. Pascal Ackermann (Kandel/UAE Team Emirates) wurde Fünfter, unmittelbar dahinter landete wie am Vortag Phil Bauhaus (Bocholt/Bahrain Victorious). Die Fernfahrt endet am Sonntag mit der siebten Etappe in Sen Benedetto del Tronto. Ob Ganna bis dahin vorne bleibt, wird sich zeigen.