Die Ingebrigtsen-Brüder sind Norwegens größte Leichtathletik-Stars. Nun erheben sie schwere Vorwürfe gegen ihren Vater und Ex-Trainer.
„Angst bis heute“Leichtathletik-Brüder überwarfen sich mit Vater – jetzt packen sie aus
Der Norweger Jakob Ingebrigtsen (23) ist einer der größten Stars der europäischen Leichtathletik, hat Gold bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Europameisterschaften gewonnen. Auch seine älteren Brüder Henrik (32) und Filip (30) haben als Mittel- und Langstrecker auf der Tartanbahn große Erfolge gefeiert. Doch hinter den Medaillen steckt offenbar eine tragische Familiengeschichte.
In einem langen Beitrag auf dem norwegischen Portal „VG“ haben sich die drei Brüder nun erstmals ausführlich zum Bruch mit ihrem Vater und langjährigen Trainer Gjert Ingebrigtsen (57) geäußert. Die Leichtathletik-Stars erheben schwere Vorwürfe, die ihr Vater bestreitet.
Ingebrigtsen-Brüder schreiben über Gewalt in der Kindheit
Seit der Trennung im Jahr 2022 wurde in Norwegen immer wieder über mögliche Gründe spekuliert. „Diese Angelegenheit hat so viel Aufsehen erregt und so große Konsequenzen gehabt, dass wir uns verpflichtet fühlen, Abhilfe zu schaffen. Das können wir nur erreichen, indem wir unsere Geschichte erzählen“, schreiben die Ingebrigtsen-Brüder.
Dies zu tun, sei in vielerlei Hinsicht schmerzhaft: „Es tut weh, weil es eine Person betrifft, die für uns und unsere Karriere viel bedeutet hat. Es betrifft Menschen, die uns nahestehen. Und es betrifft Menschen, die nie darum gebeten haben, in einen öffentlichen Konflikt hineingezogen zu werden.“
Gjert Ingebrigtsen trainiert mittlerweile unter anderem den Mittelstreckler Narve Gilje Nordas (25), der bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Budapest Bronze über 1500 Meter holte – hinter dem zweitplatzierten Jakob Ingebrigtsen. Für die WM bekam Gjert Ingebrigtsen vom norwegischen Verband aber keine Akkreditierung – offenbar auf Wunsch seiner Söhne. „Wir haben den Verband gebeten, uns nicht in Situationen zu bringen, in denen wir auf unseren Vater treffen könnten.“
Sie seien mit einem Vater aufgewachsen, der sehr aggressiv und kontrollierend war, so Jakob, Filip und Henrik: „Er hat physische Gewalt und Drohungen als Erziehungsmethoden angewandt. Bis heute spüren wir Unbehagen und Angst, welche uns seit unserer Kindheit begleitet haben.“ Sie hätten naiverweise gedacht, sie hätten das hinter sich gelassen. Doch vor zwei Jahren sei es wieder zu Aggressionen und körperlicher Bestrafung gekommen. „Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“
Hier an der EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Die drei schreiben von teilweise unmenschlichem Druck, der auf ihnen gelastet habe, als sie versuchten, trotz der familiären Situation Leistung zu bringen. „Wir hatten keine Energie mehr und die Freude am Sport war verschwunden.“
Vater weist Gewalt-Vorwürfe von sich
Gjert Ingebrigtsen bestreitet die Vorwürfe. „Sie entbehren jeder Grundlage. Ich habe nie Gewalt gegen meine Kinder angewandt“, schreibt er in einer E-Mail seines Anwalts als Reaktion auf den Blog-Eintrag. „Ich bin weit davon entfernt, ein perfekter Vater und Ehemann zu sein, aber ich bin nicht gewalttätig.“
Von 2013 bis 2021 begleitete die TV-Doku „Team Ingebrigtsen“ die Familie. „Unsere Familie lebt seit vielen Jahren in der Öffentlichkeit. Es ist unvorstellbar, dass es in diesem öffentlichen Familienleben zu Gewalt gekommen sein soll. Das norwegische Volk konnte unser Leben sehen, im Guten wie im Schlechten“, so der Vater.
Es mache ihn tieftraurig, dass die Familie an einem Punkt sei, an dem man sich gegenseitig über die Medien falsche Vorwürfe mache. „Ich weiß nicht, wie wir das überwinden sollen – aber wir müssen es versuchen.“