Es war verdammt knapp, am Ende triumphierte Noah Lyles über die 100 Meter. Auf den letzten Metern überholte er die Konkurrenz.
Irre Sprint-Show0,005 Sekunden: Dieses Fotofinish entscheidet über Olympia-Gold
Mission erfüllt: Sprintstar Noah Lyles (27) hat sein Versprechen eingelöst und Olympia-Gold über die 100 m nach 20 Jahren zurück in die USA geholt. Der Weltmeister rannte im spektakulären Finale von Paris 9,79 Sekunden und war damit in einem Fotofinish nicht zu halten.
Hinter Lyles sicherte sich der Jamaikaner Kishane Thompson (23) Silber, er lag nur fünf Tausendstel zurück. Bronze holte im Stade de France Lyles’ Landsmann und Ex-Weltmeister Fred Kerley (29/9,81).
Lyles läuft persönliche Bestzeit im Olympia-Finale
Lyles, der einen Hang zu Show und Dramatik hat, hatte sich im Vorfeld maximal unter Druck gesetzt. Nur er könne Gold über die prestigeträchtigste aller Strecken mit nach Hause nehmen. „Je mehr Augen auf mich gerichtet sind, desto besser bin ich“, sagte der 27-Jährige – und dann hielt er mit einer persönlichen Bestzeit tatsächlich Wort.
Mit seinem unwiderstehlichen Goldlauf und in den US-Farben lackierten Fingernägeln versöhnte Lyles auch wieder die Heimat, schließlich mussten die USA seit 2004 auf einen Olympiasieger über die 100 m warten.
Damals in Athen hatte Justin Gatlin (42) triumphiert, danach begann die Ära des Jamaikaners Usain Bolt (37), in Tokio düpierte Überraschungssieger Marcell Jacobs (29/Italien) die US-Boys. Nun lieferte Lyles, was die Fans sehen wollten – und jubelte über seine erste Goldmedaille bei Olympischen Spielen.
Damit schloss Lyles auch persönlich seinen Frieden mit Olympia, bei den Pandemie-Spielen von Tokio litt er unter der sterilen Atmosphäre, er vermisste die Fans, seine Depressionen, die ihn seit seiner Jugend verfolgen, brachen wieder aus. Über die 200 m reichte es für ihn so nur zu Bronze. „Das ist nicht genug“, schwor sich Lyles danach. Nun die eindrucksvolle Wiedergutmachung.
Sprinter Joshua Hartmann (25) verpasste das Finale zuvor klar. Der Kölner belegte in seinem Halbfinale in 10,16 Sekunden den siebten Platz. Zum Weiterkommen in den Endlauf wäre einer der ersten beiden Ränge oder eine schnellere Zeit notwendig gewesen.
Der deutsche Rekordler Owen Ansah (23), der Ende Juni in 9,99 Sekunden als erster nationaler Sprinter unter zehn Sekunden geblieben war, hatte sich in Saint-Denis bei Paris nicht für das Halbfinale qualifiziert. (sid/dpa)