Einen Tag nach seinem verlorenen Halbfinale war Boxer Nelvie Tiafack zu Gast bei ARD-Moderator Alexander Bommes. Dort wurde er mit einem vermeintlichen Helden seiner Jugend konfrontiert.
„Den haben Sie sicher in der Jugend verfolgt“Interview mit Kölner Boxer: Bommes liegt bei Zeit daneben
Gegen den usbekischen Riesen Bachodir Jalolow (30) hatte Nelvie Tiafack (25) im Halbfinale des olympischen Boxturniers keine Chance. Doch auch Bronze ist für den Kölner ein toller Erfolg.
Einen Tag nach dem Kampf vor 15.000 Fans im Stade Roland-Garros ließ Tiafack im ARD-Interview mit Alexander Bommes (48) sein Olympia-Abenteuer Revue passieren.
Olympiasieger Maske überrascht Tiafack
Als besonderes Schmankerl hatte sich der Sender eine kleine Überraschung überlegt. Die deutsche Box-Legende Henry Maske (60) gratulierte Tiafack per Videobotschaft zur Olympia-Medaille.
„Herzlichen Glückwunsch zu deinem Erfolg bei den Olympischen Spielen. Ich hab's mitverfolgt, wie viele andere auch“, sagte Maske, den besonders Tiafacks Viertelfinalsieg gegen den Italiener Diego Lenzi (23) begeisterte, mit dem sich der Deutsche Bronze gesichert hatte. „Du hast nicht nur gewonnen, sondern auch unsere Herzen erobert.“
Mit einem Lächeln nahm Tiafack das Video zur Kenntnis. „Das kam richtig von Herzen. Toll, oder?“, befand Bommes. „Maske war zwar Mittelgewichtler, der Gentleman. Aber den haben Sie sicher in der Jugend auch noch verfolgt, seine alten Kämpfe?“, wollte Bommes wissen.
Hat er das? Live dürfte Tiafack Maske wohl kaum boxen gesehen haben, sich allerhöchstens ein paar Highlight-Videos angesehen haben. Als der Gentleman-Boxer 1996 seine Karriere beendete, war Tiafack schließlich noch gar nicht auf der Welt. Lediglich Maskes einmaliger Comeback-Kampf gut zehn Jahre nach dem Ende der Laufbahn fand nach Tiafacks Geburt statt. Bommes selbst, 1976 geboren, dürfte hingegen mit Maskes Kämpfen großgeworden sein.
Als Maske im März 2007 die Revanche gegen Virgil Hill (60) gelang, war Tiafack acht Jahre alt. Es war das Jahr, in dem er mit seiner Mutter aus Kamerun nach Deutschland kam. Zum Boxen kam er erst als 15-Jähriger, bezeichnet Mike Tyson (58) als sein großes Vorbild – obwohl auch dessen große Kämpfe für Tiafack eigentlich zu früh kamen.
Und auch Henry Maske ist für den Kölner trotz der schon lange zurückliegenden Karriere natürlich kein gänzlich Unbekannter. „Ja klar, den kennt man, den kennt man“, sagte er auf Bommes' Frage, ohne allerdings weiter ins Detail zu gehen.
Maske wurde 1988 in Seoul Olympiasieger, startete wenig später eine überaus erfolgreiche Profi-Karriere mit 31 Siegen aus 32 Kämpfen. Auch Tiafack wird nun ins Profi-Lager wechseln.
„Eines kann ich verraten“, sagte Tiafack über seine ersten Schritte im Profigeschäft: „Es wird leider nicht in Deutschland sein. Der deutsche Profi-Boxsport steht aktuell leider nicht so gut da. Da ist einfach nichts, da ist kein Geld, keine guten Kämpfe, keine guten Veranstaltungen. Ich finde, mit dem, was ich geleistet habe, muss ich mir das sozusagen nicht antun.“
Den Wunsch nach Kämpfen in Übersee oder Großbritannien will Tiafack indes nicht als Abkehr von Deutschland verstanden wissen. „Boxe ich in England oder den USA muss ich nicht zwangsläufig dort leben, das ist das Tolle am Profiboxen“, sagte er: „Ich kann für die Kämpfe zwei, drei Monate dort rüber, den Rest der Zeit kann ich in Deutschland leben.“ (mit sid)