Dabei sein ist alles! Das ist das inoffizielle Mantra der Olympischen Spiele. Für den Eisschnellläufer Casey Dawson stellte sich allein die Anreise für Olympia 2022 als große Herausforderung heraus...
Nach Olympia-OdysseeEisschnellläufer muss mit geliehenen Schlittschuhen laufen
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist für viele Sportler der größte Traum. Doch trotz der sicheren Qualifikation heißt es in diesem Jahr oft weiter zittern. Denn ein positiver Corona-Test könnte die Teilnahme gefährden. So ging es auch dem Eisschnellläufer Casey Dawson (21) aus den USA.
Kurz bevor es nach Peking gehen sollte, kam der Schock: Dawson wurde positiv auf das Coronavirus getestet. 45 PCR-Tests und ein Laborwechsel waren nötig, bis der Athlet endlich nach China reisen durfte, heißt es in der „Washington Post“ – zu spät für das Rennen über 5000 Meter, aber knapp 44 Stunden vor dem Rennen über 1500 Meter am Dienstag (8. Februar 2022).
Olympia 2022: Auf der Reise nach Peking ging das Gepäck verloren
Die Erleichterung über die langersehnte Reise nach China hielt jedoch nicht lange an. Denn jetzt fing die Tortur für den Olympioniken erst richtig an. Von Atlanta über Paris flog er nach Peking und verbrachte dabei knapp 22 Stunden im Flieger, nur um festzustellen, dass sein Gepäck auf der Reise verloren gegangen war – und damit auch seine Ausrüstung samt der Schlittschuhe.
Nachdem Dawson einen weiteren Corona-Test über sich ergehen lassen hatte und im olympischen Dorf auf das Ergebnis warten musste, versuchte sein Trainer zwölf Stunden vor dem Rennen eine Ausrüstung für seinen Athleten zu besorgen.
Fündig wurde er schließlich beim Trainer der Letten, der dem Sportler aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Utah ein Paar Ersatzschlittschuhe gab. Obwohl es sich um die richtige Größe, Form und Marke handelte, hieß es für Dawson, die nächste Herausforderung zu meistern. Mit den Schlittschuhen steigt und fällt der Erfolg eines Eisschnellläufers – und Dawson war an die Schuhe nicht gewöhnt.
Olympia 2022: Dawson landete auf dem 28. Platz
Dennoch erleichtert über die Tatsache, dass Dawson nach all den Strapazen nun doch am Rennen teilnehmen konnte, nahm der US-Amerikaner alles in Kauf. Und landete schließlich auf dem 28. Platz von 29 Teilnehmern, knapp sechs Sekunden hinter seiner Bestzeit und dem Goldmedaillen-Gewinner Kjeld Nuis (32) aus den Niederlanden.
Nach dem Rennen meldete sich der Olympionik auf Instagram zu Wort: „Was für ein Rennen. Für diese 1500 Meter an die Linie zu gehen, war wirklich toll, und ich kann mich nun einen Olympioniken nennen.“ Er sei auf dem Weg zur Ziellinie mit purem Adrenalin gelaufen und hätte nicht gewusst, was ihn erwartete.
Kein Wunder, schließlich hatte der US-Sportler bis zum Rennen keine Zeit, einmal durchzuschnaufen. Das Ergebnis ist also nicht überraschend – findet auch Dawson selbst: „Die Ergebnisse zeigen definitiv, was ich aushalten musste, um dorthin zu gelangen. Die Reise zur Linie war wie nichts, was ich jemals zuvor erlebt habe, und ich könnte nicht glücklicher sein, nach Peking gekommen zu sein“, sagte Dawson.
Er bedankte sich bei allen, die ihm geholfen hatten – besonders bei Haralds Silovs (35), der ihm die Schlittschuhe geliehen hatte. Für die Mannschafts-Verfolgung am Sonntag (13. Februar) hofft der US-Amerikaner, auf seine eigenen Schuhe zurückgreifen zu können. Bis dahin ist sein Koffer hoffentlich angekommen... (ls)