Leichtathletik-Star Favour Ofili muss bei Olympischen Spielen schon zum zweiten Mal unter dem Versagen der Verbände in ihrer Heimat leiden. Nach dem 200-Meter-Finale brechen alle Dämme.
Unfassbare PanneHeulkrampf bei Olympia: Sprinterin weint verzweifelt an der Schulter einer Journalistin
Solche Bilder will wohl niemand bei Olympischen Spielen nicht sehen!
Die nigerianische Sprinterin Favour Ofili (21) ist nach ihrem sechsten Platz im Finale über 200 Meter weinend zusammengebrochen. Minutenlang konnte sie sich nicht beruhigen, musste in der Mixed-Zone getröstet werden.
Nigerianische Sprinterin muss für Versagen ihres Verbandes büßen
An der Schulter einer Journalistin weinte die Leichtathletin bitterlich, schluchzte verzweifelt. Die Reporterin strich ihr immer wieder über die Haare, versuchte, Ofili zu beruhigen. „Ich weiß, ich weiß“, sagte sie.
Der aus Nigeria stammende Journalist Osasu Obayiuwana, der unter anderem für die britische Zeitung „The Guardian“ schreibt, hatte das Video von einer kenianischen Kollegin oder einem Kollegen zugespielt bekommen. Er entschied sich, die Bilder auf X zu veröffentlichen.
„Favour Ofili ist weinend durch die Mixed Zone gegangen und hat darüber gesprochen, wie herausfordernd die vergangenen Tage waren, nachdem sie festgestellt hatte, dass sie nicht für die 100 Meter gemeldet war“, schrieb er.
„Das Traurige war, dass niemand aus dem nigerianischen Team dort war, um sie zu unterstützen. Das wäre der Job eines Medienreferenten gewesen. Stattdessen mussten sich Journalistinnen und Journalisten aus Nigeria/Ghana/Kenia um sie kümmern.“ Das X-Video siehst du hier:
Doch was genau hatte den Zusammenbruch ausgelöst? Ein Versagen des nigerianischen Leichtathletik-Verbandes und des Nationalen Olympischen Komitees! Die hatten schlicht vergessen, die Sprinterin auch für die 100-Meter-Wettkämpfe zu melden. Erst während der Spiele hatte sie von dem unglaublichen Fehler erfahren.
„Ich habe vier Jahre für diese Chance gearbeitet. Und wofür?“, hatte Ofili am 30. Juli auf X geschrieben. Besonders bitter: Mit ihrer persönlichen Bestzeit, die sie im April aufgestellt hätte, wäre Ofili in die Medaillenränge gelaufen.
Ganz besonders bitter: Die Olympischen Spiele in Tokio vor drei Jahren hatte sie komplett verpasst, weil die dafür zuständigen Verbände in Nigeria nicht die finanziellen Mittel für die geforderten Dopingkontrollen zur Verfügung gestellt hatten.
Ofilis Frust? Absolut verständlich. „Es war hart“, schrieb sie in der Nacht nach ihrem 200-Meter-Finale. „Ich habe versucht, trotz der schockierenden Nachricht, die ich vor ein paar Tagen erhalten habe, mental bereit zu sein. Auf Bahn neun habe ich alles gegeben.“ Noch sind ihre Olympischen Spiele aber nicht vorbei: Mit der 4x100-Meter-Staffel geht sie ebenfalls an den Start.