Tennis-Ikone über SeitensprungBoris Becker: So lief das mit der Besenkammer
London – Eine Besenkammer-Affäre zerstörte seine Ehe. Zudem wird über ihn zuletzt fast ausschließlich im Zusammenhang mit seinem Insolvenzverfahren berichtet. Ex-Tennisstar Boris Becker (53) sieht sich deshalb derzeit in einer „sehr ernstzunehmenden Situation“.
Boris Becker: „Befinde mich in einer sehr ernstzunehmenden Situation“
Neben dem andauernden Insolvenzverfahren muss sich die Tennis-Ikone in Großbritannien auch einem Strafverfahren stellen. Das sagte Becker in der letzten Ausgabe des Amazon-Podcasts „Der fünfte Satz“ mit Johannes B. Kerner. Immerhin: Seine Einkünfte darf er nach eigenen Angaben zur Hälfte behalten.
Viel Kraft schöpft der gebürtige Leimener aus seinem Familienleben. Er habe zwar Fehler gemacht, beispielsweise in der Ehe mit seiner ersten Frau Barbara, doch er gebe sie auch zu. An einen Abend mit Folgen im Jahr 1999 erinnert sich Becker noch sehr genau.
Nach seinem letzten Spiel als Tennisspieler im Achtelfinale von Wimbledon habe er mit seinem damaligen Team in einem Restaurant in London gefeiert. „Wie die Geschichte dann einfach beweist, habe ich an diesem Abend eine junge Frau namens Angela kennengelernt. Wir haben uns geliebt und das Ergebnis nach neun Monaten war meine erste Tochter.“
Nach seinem letzten Wimbledon-Match war Becker aufgewühlt. „Ich saß auf der Terrasse und hatte ein Gespräch mit meiner Mutter Elvira, die wollte nicht, dass ich ausgehe, weil sie mich natürlich gut kennt und weiß, wer ich bin“, sagte er. „Mach keinen Fehler, bleib da“, hatte Beckers Mutter ihrem Sohn zufolge gesagt. „Sie kannte mich seit 32 Jahren und wusste, wenn ich schon mal die Nerven verliere, dass ich sehr weit springen kann – und das ist an jenem Abend passiert“.
Der Preis für den Seitensprung sei seine Ehe gewesen. „Ich habe natürlich meine Ehe verloren, das war ein hoher Preis, das war ein Fehler“. Doch 20 Jahre später seien alle eine enge Familie. „Dass das so hingehauen hat, ist vielleicht mein größter Triumph, aus einer unmöglichen Situation etwas möglich zu machen.“ Auch Barbara sei nach wie vor enger Teil seiner Familie.
Boris Becker: Seine Schulden betrugen 3,2 Millionen Euro
Auf die Frage, wo inzwischen das ganze Geld geblieben sei, das er im Laufe seiner Karriere verdient habe, sagte Becker: „Diese Frage beschäftigt mich seit dreieinhalb Jahren.“
Am Tag seiner Insolvenz sei er ein sehr vermögender Mann gewesen. Er habe inzwischen bereits das Vierfache der geschuldeten Summe von 3,2 Millionen Euro plus Zinsen zurückgezahlt und sei „guter Dinge“, das 2017 gegen ihn eröffnete Verfahren bald zu beenden.
Das Insolvenzrecht in Großbritannien unterscheide sich aber gewaltig von dem in Deutschland. „Jeder, der kluge Sprüche seit Jahren macht, hat eigentlich keine Ahnung, wovon er redet.“
Zusätzlich sei aber auch ein Strafverfahren gegen ihn anhängig, sagte der mehrfache Wimbledon-Sieger. Ihm werde vorgeworfen, Fehler in seinem Insolvenzverfahren gemacht zu haben.
Boris Becker: Bin nicht in 28 Punkten schuldig
„Im Strafverfahren hatte ich jetzt zwei Anhörungen und da wurde ich beschuldigt in 28 Punkten. Ich habe gesagt, dass ich in 28 Punkten nicht schuldig bin, und wir geben unsere Erklärung dem Gericht ab bis Mitte Februar.“
Zu Details könne er sich nicht äußern. Er und seine Anwälte seien aber „guter Dinge“, dass er 28 Mal nicht schuldig sei. Doch wenn sich beide Seiten nicht vorher einigten, komme es zum Prozess am 13. September, so das ehemalige Tennis-Ass.
Trotz allem blicke er optimistisch in die Zukunft. „Ich bin im tiefen Herzen ein grundoptimistischer Mensch“, sagte Becker. Über seine Zukunft mache er sich überhaupt keine Sorgen.
Ob der in London lebende Becker eines Tages wieder nach Deutschland zurückkehrt, ließ er offen. „Ich weiß es nicht“, sagte Becker und erklärte: „Ich liebe Deutschland, hier bin ich geboren, ich habe nur einen Pass. Aber ich liebe es auch, im Ausland zu sein - weil ich etwas mehr Ruhe habe.“ Man solle aber „nie nie sagen“. (msw/dpa)