Was für ein packenden Tennis-Drama in Melbourne: Nach einem 0:2-Rückstand nach Sätzen gewinnt Rafael Nadal die Australian Open 2022 doch noch nach fünf heiß umkämpften Sätzen.
Wahnsinns-FinaleEpische Schlacht: Rafael Nadal nun alleine auf dem Grand-Slam-Thron
Spiel, Satz und Sieg. Zum 21. Mal durfte Rafael Nadal (35) am Sonntag (30. Januar 2022) in Melbourne einen Grand-Slam-Titel bejubeln. Nach einer dramatischen Tennis-Schlacht über fünf Sätzen (2:6, 6:7, 6:4, 6:4 & 7:5) gegen den russischen Tennis-Star Daniil Medwedew (25) ist der Spanier nun offiziell vor seinen Kontrahenten Novak Djokovic (34) und Roger Federer (40) der erfolgreichste Tennis-Spieler aller Zeiten.
5 Stunden un 24 Minuten dauerte diese gigantische Partie. Es war eine Partie, die nach zwei Sätzen schon beinahe entschieden zu sein schien. Doch Nadal kämpfte sich peu à peu zurück und triumphierte zum zweiten Mal bei den Australian Open.
Final-Verlierer Medwedew hadert mit Zuschauern
„Vor einem Monat wusste ich nicht, ob ich auf die Tour zurückkehren kann, und jetzt stehe ich hier mit der Trophäe“, sagte Nadal: „Das war ohne Zweifel einer der emotionalsten Monate meiner Karriere. Die große Unterstützung, die ich bekommen habe, bleibt für immer in meinem Herzen.“
Zu Beginn schien der Russe dem spanischen Tennis-Profi völlig überlegen zu sein. Ohne Probleme dominierte Medwedew das Spiel nach Belieben und gewann sogar den zweiten Satz, in dem Nadal eigentlich souverän führte, noch mit 7:6 im Tiebreak.
Doch der spanische Matador ließ nicht locker und kämpfte sich angepeitscht von den Fans in der Rod Laver Arena zurück in die Partie. Immer wieder jubelten die Zuschauer bei einem Punktgewinn des Spaniers, hin und wieder erntete der Russe sogar Buhrufe.
Ein Zustand, den Medwedew völlig inakzeptabel fand. Immer wieder verhöhnte und provozierte er eben diese Fans und beschwerte sich lautstark bei Stuhlschiedsrichter John Blom (50). In einer kurzen Pause forderte er den australischen Unparteiischen dazu auf, den Zuschauern, die nach dem ersten Aufschlag reinrufen, mitzuteilen, „dass sie Idioten“ seien.
Doch auch der Russe fand wieder zu sich. Am Ende war es aber die Erfahrung des spanischen Rekord-Champion, die Nadal zum Sieg im fünften Satz verhalf. Nach dem entscheidenden Ball zum 7:5 konnte es dann auch Nadal selbst nicht fassen. Sichtlich angefasst, ließ der Spanier seinen Schläger zu Boden fallen und verdrückte einige Freudentränen.
Nadal ist der Grand-Slam-Rekordsieger
Für den spanischen Matador war es der 21. Titelgewinn bei einem Grand Slam Turnier. Damit ist Nadal vor seinen beiden Langzeit-Kontrahenten Djokovic und Federer der alleinige Rekord-Sieger. In Melbourne war es nach 2009 sein zweiter Titel.
Bekannt ist Nadal aber hauptsächlich für seine große Dominanz auf den Sandplätzen dieser Welt. Die French Open konnte der Spanier 13 Mal (2005–2008, 2010–2014, 2017–2020) gewinnen. Auf dem prestigeträchtigen Rasen von Wimbledon gelangen Nadal hingegen nur zwei Siege (2008 & 2010). Bei den US-Open durfte der Spanier vier Mal (2010, 2013, 2017, 2019) die Trophäe entgegen nehmen.
„Eigentlich dachte ich, dass das vielleicht meine letzten Australian Open sind. Jetzt habe ich aber viel Energie, weiterzumachen“, sagte Nadal. „Was Rafa heute geleistet hat, ist unglaublich“, meinte Medwedew.
Aktivist stürmt Platz mitten im Australian-Open-Finale
Wirbel gab es in Melbourne aber auch wegen einer anderen Szene. Während sich die beiden Tennis-Stars Rafael Nadal (35) und Daniil Medvedev (25) in einem nervenaufreibenden zweitem Satz beim Stand von 5:3 für den Spanier duellierten, sprang plötzlich ein Zuschauer mit einem beschrifteten Transparent über die 2,50 Meter hohe Brüstung auf den Tennisplatz.
Sofort rannten dem Aktivisten mehrere Mitarbeiter des Sicherheitspersonals hinterher und fixierten den Mann mit Kappe auf dem blauen Tennis-Boden. Um die beiden Tennis-Profis postierten sich sogar blitzschnell mehrere Wachleute.
Tennis-Legende Boris Becker entsetzt über Final-Flitzer
Zu Recht waren die TV-Kommentatoren Matthias Stach (59) und Boris Becker (54) hörbar irritiert. Die Sport-Ikone gab fassungslos zu Protokoll: „Was ist denn hier los?“ Den sechsfachen Grand-Slam-Sieger schien dabei aber weniger die waghalsige Aktion zu stören, sondern viel mehr die Tatsache, dass es überhaupt ein Flitzer auf den Platz geschafft habe.
Die ehemalige Top-Ten-Spielerin Barbara Schett (45), die als Eurosport-Expertin in der Rod Laver Arena dabei war, bekam den Vorfall aus der Nähe mit. „Ein Fan ist von der ersten Reihe aus auf den Platz gesprungen. Der Mann hat sich dabei ein wenig verletzt und konnte nicht mehr richtig gehen. Gott sei Dank hat die Security sehr schnell reagiert.“
Nachdem das Sicherheitspersonal den Störenfried auf dem Boden fixiert hatte, zeigte sich der Mann wenig kooperativ. Gleich vier Mitarbeiter mussten helfen, um den Aktivisten vom Platz zu zerren.
Grund für Platzsturm ungewiss
Wofür genau der Aktivist mit seiner fragwürdigen Störung werben wollte, ist etwas unklar. Der Mann hielt ein Plakat mit der Aufschrift „Abolish Refugee Detention“ hoch, was mit „Schafft die Inhaftierung von Flüchtlingen“ übersetzt werden kann.
Vermutlich handelt es sich bei der Aktion auf eine Anspielung auf das Abschiebe-Hotel, indem sich Novak Djokovic (34) nach seiner zweifelhaften Einreise wiederfand. „Novak war ja vor seiner Ausweisung im Park Hotel in Melbourne. Das ist so ein Refugee Detention Hotel“, so Schett. Der Aktivist richtete sich mit seiner Botschaft genau gegen diese Praxis der australischen Behörden.
Ob das Anliegen durch die Störung wirklich mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist zweifelhaft. Den Aktivisten dürfte jedenfalls eine harte Strafe erwarten. (job/msw)